Noch nie in der Geschichte des Altstadtfestes hat
der trotz Vereinsdeckmantel rein kommerziell ausgerichtete Veranstalter so viel
Geld vereinnahmt, wie im Jahr 2013. Dies verkündet der Zusammenschluss einiger weniger lokaler
Geschäftsleute, der die Limburger Altstadt vor drei Wochen kurzerhand widerrechtlich
und gegen besseres Wissen zum Privatgelände erklärt hatte, in einem Papier, das
dem Dom-Zoo zugespielt wurde.
Für die Echtheit dieses Schriftstücks spricht die
bekannt abenteuerliche Orthographie (auf einer Seite im ersten Überblick 19
Fehler). Darüber hinaus finden sich darin bereits bekannte Phrasen
genau so wie die verblüffende Hirnakrobatik und Pseudoargumentation, mit der der
Veranstalter die Öffentlichkeit in den letzten Wochen bereits mehrfach beglückt
hat.
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Fette Beute beim Altstadtfest (c) G. Gunhold/pixelio |
Im dem Schrieb wird den Mitglieder des Vereins eine
Einladung zu einer außerordentlichen Mitgliederversammlung angekündigt, ohne die Nennung eines Datums und besonders, ohne den Grund anzugeben, weshalb eine
solche zwingend vorgeschrieben ist. Der Verein ist nämlich durch den Rücktritt
eines Vorstandsmitglieds zu einer Vollversammlung mit Neuwahl gezwungen. Doch
in dem vorliegenden Papier ist davon nicht die Rede.
Dafür von anderen Dingen. Zum Beispiel davon, wie
großartig, perfekt und völlig störungsfrei das Altstadtfest verlaufen ist.
Warum, fragt sich der Unbeteiligte, warum
konstatiert man dann bereits in der Einleitung, dass es „Stimmen gegen Teile
der Organisation des Altstadtfestes gegeben hat“? Wenn doch alles so genial
verlaufen ist, wie in der Folge behauptet wird.
In der aktuellen Lesart des Vorstandes des
Veranstalter“vereins“ war alles „friedlich und die Ordnungskräfte mussten
nirgends eingreifen“.
Am Wochenende des Altstadtfestes jedoch las es sich aus der bekannten Feder eines
Vorstandsmitglieds, das sich genötigt sah, in seinen Tiraden den Blog-Betreiber
zu diskriminieren und zu attackieren, völlig anders (Interpunktion und Orthographie
orginal):
Aber es wird
ja offenbar lieber Ärger provoziert - oder was denkst du um was gestern abend
vor allem die Diskussionen an den Wachposten gingen? Darum, dass angeblich der
Eintritt illegal sei und einige Leute auf Facebook verwiesen, wo das so stehe,
sich dann gewaltsam Eintritt verschaffen wollten. Dankeschön.
Offenbar musste der betreffende Schriftkünstler nun
Kraft Vorstandsbeschlusses einsehen, dass er einer Halluzination unterlegen war, als
er die obenstehenden Zeilen dichtete.
Nach der aktuell verbreiteten Ansicht dieser Veranstalter hat es selbstverständlich
auch keinerlei Übergriffe, Gewalt- und Straftaten durch genau diese
angesprochenen „Ordnungs“kräfte gegeben.
Warum ermittelt dann die Staatsanwaltschaft, fragt
man sich.
Eine ganz neue Dimension der
Interpretationsfreiheit zeigt der zweite Absatz der Epistel. In wahrlich bester
Kenntnis der Tatsache, dass das Absperren der Altstadt und das Erpressen von
Eintritt kriminell waren, behaupten die Täter nun, dass es wichtig war dafür zu sorgen, dass „kein unkontrollierter Zulauf“ in das „Festgelände“ erfolgte, um Schlägereien zu verhindern.
Nun wird die Altstadt einschließlich aller Privathäuser
also nicht nur öffentlich zum „Gelände“ erklärt, sondern es wird auch noch
dreist behauptet, die Sperrung sei aus Sicherheitsgründen erfolgt. Dabei fanden
überhaupt keine Kontrollen statt, die über die Frage hinausgingen, ob
derjenige, der den öffentlichen Verkehrsraum zu betreten forderte, „Eintritt“
entrichtet hatte. Sieht man einmal davon ab, dass Taschencheck, Alkoholkontrollen
oder Selektion nach Gesicht („dukommshiernichrein“) erstrecht keinerlei
Rechtsgrundlage gefunden hätten.
Mit derselben dreisten „Argumentation“ könnte sich
der Veranstalter brüsten, dass es an dem betreffenden Wochenende keinen Bombenanschlag
wie beim Boston Marathon gegeben hat.
In der folgenden Passage schießen sich die
Verantwortlichen, die sich in ihren Behauptungen keinerlei Konsistenz oder gar
Logik verpflichtet fühlen, gemäß dem Motto „was kümmert mich mein Geschwätz von
gestern“ dann selbst ins Knie.
Wörtlich heißt es: Das 38. Altstadtfest war das kommerziell erfolgreichste überhaupt.
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"Festgelände", abgesperrt |
Übersetzt bedeutet das, dass noch nie so viel Geld
eingenommen wurde wie in diesem Jahr und noch nie ein so großer Überschuss
erzielt wurde. Aber was ist denn nur aus dem gebetsmühlenartig wiederholten
Pseudoargument für die Wegelagerei geworden? Das Altstadtfest sei doch
überhaupt nicht zu finanzieren, ohne Eintrittsgelder? Und nun? Nun wurde es
nicht nur voll finanziert, sondern es wurde dabei auch noch ein riesiger Profit
erzielt! Dass dieser für ein paar Glühbirnen über den Straßen im Winter
verwendet werden soll, hat man ja nun schon oft genug gehört, ohne dass diese
Behauptung mit jeder Wiederholung an Glaubwürdigkeit gewinnt, ganz gleich wie oft man sie als "zauberhaft" bezeichnet. Sieht man davon ab, dass es irrelevant
für die Rechtslage ist.
Irrelavant ist nicht, dass die Veranstalter
sich nun mit der exzessiven Beute aus ihrem Raubzug brüsten.
Verblüffend
ist aber die Frechheit, mit der sie davon ausgehen, das als „Eintritt“
erpressten Geld würde nun dem Verein gehören!
Doch da befindet man sich in einem mehr als kleinen
Irrtum. Der Erwerb von Eigentum an Raub- oder Diebesgut ist nicht möglich. Das Geld,
das sich im Moment (möglicherweise) in den Kassen, Schränken oder Hosentaschen des
Veranstalters befindet, GEHÖRT diesem nicht. Vielmehr ist an die
Ermittlungsbehörden die Frage zu stellen, wieso die Beute aus den planmäßig
begangenen Straftaten bis zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht beschlagnahmt
wurde!
Hierzu wäre eine Stellungnahme der
Staatsanwaltschaft sicher sehr hilfreich – genauso wie eine Auskunft, wieso
nach Bekanntwerden (und es kann nun wirklich niemand an einer öffentlichen
Stelle behaupten, er wüsste nichts von dem Skandal rund um das Altstadtfest)
der vielfach begangenen Straftaten (noch) nicht gegen die Verantwortlichen des
Veranstalters ermittelt wird. Immerhin hat ein inzwischen zurückgetretenes,
rechtskundiges Vorstandsmitglied zugegeben, dass ihm die Rechtswidrigkeit und
damit die Strafbarkeit der Erpressung von Eintrittsgeldern bekannt waren. Seine
„Kollegen“ im Vorstand hielten aber angeblich gleichwohl an ihrem kriminellen Vorgehen fest.
Und sie haben dieses darüber hinaus auch für künftige Feste
angekündigt.
Bemerkenswerterweise geht der Veranstalter in
seinem Papier kurzerhand davon aus, dass dieser Verein überhaupt jemals wieder
ein Sondernutzungsrecht für öffentliche Straßen und Plätze erhält. Dies suggeriert
der letzte Absatz des (unterschriftslosen) Schreibens an die Vereinsmitglieder.
„Der Verein
steht im engen Kontakt mit den öffentlichen Stellen und der Stadtverwaltung,
damit die vorgebrachten Kritikpunkte bewertet und zukünftige Veranstaltungen
noch besser organisiert werden können.“
Sieht man von der obligatorischen
Selbstbeweihräucherung ab („noch besser organisiert“) und der Peinlichkeit,
dass in dem Schreiben oben jeglicher Zwischenfall geleugnet wird, weiter unten
angeblich jedes „Vorkommnis“ (das es ja nicht gab, siehe oben) im Detail
geprüft werden soll und nun sogar „Kritikpunkte“ zugestanden werden, stellen
sich ein paar weitere, drängende Fragen.
Zum einen, wie schon erwähnt, nimmt der Verein es
als gottgegeben an, dass seine Kommerzorganisation die gesetzliche geforderte
Zuverlässigkeit aufweist, die überhaupt ein Fest genehmigungsfähig macht.
Veranstalter, die durch massive, kriminelle Handlungen kraft Vorstandsbeschluss
auffallen, kann man wohl beim besten Willen nicht als „zuverlässig“ bezeichnen.
Zum anderen hat die Stadt Limburg in Form einer Pressemitteilung angegeben,
dass am 22. August eine Besprechung des Altstadtfestes 2013 mit dem
Veranstalter stattfindet.
ERSTMALS und nur dann.
Worin, fragt sich der nicht ganz unparteiische Beobachter,
besteht dann der „enge Kontakt“? Gibt es Geheimgespräche zwischen Stadt und
Veranstalter? Wer konferiert mit wem und über welche Themen? Wann? Und warum
wird nicht darüber informiert?
Die Behauptungen der Stadt und die des
Veranstalters sind nicht mit einander in Einklang zu bringen.
Die Frage ist nur: Wer lügt hier?
Die Täter und ihre Komplizen bemühen sich nach
Kräften, den Altstadtfestskandal in Vergessenheit geraten zu lassen und hoffen auf
hitzeträges Desinteresse der Opfer.
Doch so leicht wird das nicht geschehen.
Es sind Fragen offen. Sehr viele Fragen. Und es
gibt Stellen, die nicht nur zu Antworten sondern auch zu eindeutigen Maßnahmen verpflichtet sind.
(Berichterstattung wird fortgesetzt…)