Montag, 29. Juli 2013

Die ärmeren Verwandten



Ab und zu lohnt sich ein Blick über den eigenen Gartenzaun, wenn man gerade dabei ist, sich selbst wegen der Schnecken im Salat zu sehr zu bedauern. Bisweilen sieht man dann nämlich, dass beim Nachbarn die Heuschrecken wüten. Der Mensch in der Limburger Altstadt braucht das Auge gar nicht so weit schweifen zu lassen. Es reicht vollkommen, einmal über die Grabenstraße zu sehen, die die Altstadt von der Neustadt trennt. 
Der Altstadtzooinsasse muss sich ganz sicher oft genug als minderwertiges Wesen empfinden, dem von realen und selbsternannten Machthabern ein Gutteil der Bürgerrechte kurzerhand entzogen wurde. 
Wer am Neumarkt wohnt, der hat jedoch richtig verloren. 
Haust der Altstädter noch wenigstens in einem attraktiven Ambiente, findet sich der Neumarktanrainer in einem Sammelsurium feuchter Träume der Betongießerfraktion der Siebziger wieder. Doch die abgrundtiefe Häßlichkeit, die nur von vereinzelten historischen Bauten aufgelockert wird, ist nicht das Kardinalproblem. Der Neumarkt als größter Platz der Innenstadt wird nämlich so exzessiv kommerziell und für andere Veranstaltungen genutzt, wie es in zivilisierten Gegenden eigentlich nur in einem reinen Gewerbegebiet statthaft ist. Doch genau DAS ist die Neustadt eben nicht. Auch dort wohnen Menschen, also diese so leicht zu übersehenden Weichziele kommunaler Maßnahmen und Entscheidungen. Nur interessieren die noch weniger als die Altstadtbewohner.
Steht. Noch oder schon wieder?
Es war wohl nicht zuletzt der Dom-Zoo-Blog, der einen mehr als leidgeprüften Anwohner des Neumarktes dazu animierte, etwas Ähnliches auf die Beine zu stellen. Was Unbefangene unter http://limburgneumarkt.blogspot.de lesen müssen, ist mehr als hart. Gegen die Sorgen und Nöte der Neumarktanwohner jammert der Altstädter tatsächlich auf hohem Niveau. Bevor aber jetzt alle Abwiegler und behördlich-politischen Schön- und Kleinredner aufspringen und triumphierend johlen „Haben wir doch gesagt!“: Die Behandlung der Altstädter Limburgs ist nach wie vor ignorant, überheblich und vielfach gegen Recht und Gesetz. 
Wir bauen für... Ja, für wen?
Was die Anwohner des Neumarkts jedoch täglich erdulden müssen, ist einfach nur kriminell. Das Recht auf Ruhe und Schlaf ist für die umliegenden Häuser beispielsweise offenbar vollständig gestrichen worden. Nicht nur bei den Baumaßnahmen für das kommunale Kaugummi-Museum („neues Pflaster“) sowie Warenhäuser schert man sich einen Dreck um Lärmschutzverordnungen und Tageszeiten. Auch die exzessive Frequenz von Veranstaltungen auf dem Platz bereitet den Anwohnern im Wochenrhythmus mehr als schlaflose Nächte. Dabei werden die verzweifelten Bürger dort von Polizei, Bau- und Ordnungsamt kalt lächelnd alleine gelassen. In kafkaesker Manier schickt man diejenigen, die sich gegen den Terror zur Wehr setzen wollen, von Pontius zu Pilatus und zurück und einjeder Schreibtischbesitzer weiß nur immer ganz genau, wofür er NICHT zuständig ist. Vor allem nicht jetzt. Und außerdem ist jetzt Feierabend. Oder Wochenende.
Wir wünschen den armen Nachbarn jenseits des Grabens das Beste, Energie und Stehvermögen im Kampf um ihre Bürgerrechte und ihre körperliche Unversehrtheit!
Zumindest in Gedanken sind wir bei Euch.
Und kämpfen unsere eigenen Kämpfe weiter. Dass es anderen noch schlechter geht, bedeutet nämlich noch lange nicht, dass man sich dankbar mit der durch Dritte verursachten, eigenen miesen Lage abfinden muss.

Mittwoch, 24. Juli 2013

Die Mechanik der Altstadt



Als Journalist, der in Limburg versucht, seinem Beruf nachzugehen, hat man es sicher nicht leicht. Zumindest dann nicht, wenn man sich nicht nur als Verbreiter politischer, amtlicher oder kirchlicher Verlautbarungen sieht und redaktionelle Arbeit nicht ausschließlich als Korrektur der peinlichsten Fehler und Formulierungsexzesse versteht.
Es passiert selten, dass sich ambitioniertere Reporter ganz klar äußern, wenn sie wieder einmal in das in diesem Ort zwischen Taunus und Westerwald herrschenden Gestrüpp aus Halbwahrheiten, Desinformation, Mauern, Verschweigen und oft genug schlicht platten Lügen geraten sind und von allen Seiten Dornen an ihnen zerren.
Doch diese Woche ist es einmal geschehen. In einem Kommentar lässt ein Lokaljournalist endlich einmal seiner Wut über dieses ständige Gemauschel in Hinterzimmern/Ausschüssen/Kneipen/Weinkellern freien Lauf, das immer in völlig sinnfrei und in ihrer Herkunft ungeklärte Entscheidungen ohne jede parlamentarisch-politische Legitimation mündet.
Worum ging es?
Um eines der neueren, größeren Wunder, mit dem uns die Stadtregierung zu beglücken gedachte. Vor einem Jahr erfuhr die staunende Öffentlichkeit, dass Limburg nicht nur etwas, das sich „Mechanikum“ nannte bräuchte, sondern auch bekäme. Niemand konnte so wirklich sagen, worum es eigentlich dabei ging und was ausgerechnet Limburg zu einem prädestinierten Standort für ein obskures, interaktives Technikhalbmuseum machte. Nur eines war wichtig und wurde herausgestellt. Es sollte EU Fördermittel dafür geben – und das ist, wie bereits mehrfach erwähnt, der Zeitpunkt, an dem in Limburg offenbar jeglicher Verstand aussetzt. Sobald Beute in Form fremder, öffentlicher Mittel ins Sicht ist, muss diese gerissen werden, koste es was es wolle. Und seien es Millionen an Steuergeldern.
Mit Sicherheit waren genau diese in dem Businessplan des Initiators enthaltenen Fördermittel der Hauptbeweggrund, dem Projekt „Mechanikum“ überhaupt näherzutreten. 
Dem Projekt. Nicht dem Ideengeber. Immerhin sind wir ja bekanntlich in Limburg und dort lautet das Motto in Bezug auf jeden Einfall, der an verantwortliche Stellen herangetragen wird: Bräuchten wir es, hätten wir es schon. Intelligent sind wir selber.
Altstadtmechanik: Uhr, kaputt
Es folgte also das, was in solchen Fällen meistens passiert. Es bestand die Gefahr, dass die falschen Leute das Geld verdienten, also musste der Vorschlagende verschwinden. Der Initiator wurde locker ausgebootet und nicht nur das. Es gab einen teuren Rechtsstreit um den Namen des Projektes, den die Stadt dann gewann, wie sie stolz verkündete. Sie war Besitzer des großen Wortes „Mechanikum“. Jedenfalls bis zur Berufung des sich betrogen Fühlenden. Und bis zur letzten Stadtverordnetenversammlung.
Bei der ereignete sich nun das, was betreffenden Journalisten diesmal zur Weißglut und zu klaren Worten trieb. Auf einmal war alles anders. Ganz und gar anders – und wieder einmal konnten weder Bürgermeister noch Magistrat auch nur eine einzige Frage beantworten, wie in aller Welt es zu den verkündeten, mehrfachen Kehrtwendungen gekommen war.
Die frohe Botschaft war: Das Mechanikum ist tot. Es lebe das ZeitWerk! Was das sein sollte, konnte niemand wirklich sagen, nur, dass es wohl ein paar Ausschüsse und Gutachten (möglichst externer Natur) bräuchte um festzustellen und festzulegen, worum es überhaupt gehen soll! Das wiederum sollte aber niemanden daran hindern, schon mal mit dem Bau anzufangen, im kommenden Frühjahr.  Gemäß dem Motto: Wir haben absolut keine Ahnung, wohin wir wollen und wo der Weg entlangführt, aber wir laufen jetzt mal los, dann haben wir schon eine Strecke hinter uns, wenn wir es irgendwann einmal wissen. Oder besser: falls.
Altstadtmechanik: Klappe, manuell
Nur eine einzige Sache konnte als gesichert verkündet werden. Es würde alles teurer als geplant. Viel teurer. Welch eine Überraschung. Kleinere Anflüge von Auskunftsersuchen wurden auf die bekannt arrogante Art beiseite gewedelt wie lästige Fliegen und die Verantwortlichen griffen, als ihnen überhaupt nichts mehr einfiel, ganz tief in die Mottenkiste der Verlautbarungsphrasen. Aus dem Hut gezogen wurden die wunderbaren Begriffe „Beteiligung der Bürger“ (die handverlesenen, üblichen Verdächtigen), „Beteiligung von Firmen“ (die genauso üblichen Verdächtigen aus der großen, finanzstarken und der kleinen, sich umso wichtiger fühlenden Kaufmanns- und Krämervereinigung), Integration der Neustadt (nun ja, die WerkStadt liegt nun mal in der Neustadt…) sowie Integration der Altstadt.
Aha. Die Altstadt. Integriert in ein Museum für iwmM (irgendwas mit Mechanik). Wie übersetzt man das? Was ist da geplant? Wird es ein Modell des Doms geben, in dem auf Knopfdruck die Glöckchen läuten? Oder eines des neuen Bischofspalast, bei dem sich auf Kommando die Überwachungskameras bewegen? Mechanik in der Altstadt? Wie darf man das verstehen? In die WerkStadt lässt sich die Altstadt wohl kaum verlegen, so gerne das Entscheidungsträger hätten. Wie integriert man aber eine Altstadt, in der das mechanischste die Türklinken an den Häusern sind? Geht es denn überhaupt noch sinnfreier?
Ja. Es geht. Die kabarettistisch hochwertigste Verlautbarung war in der betreffenden Sitzung die, dass das Kulturamt der Stadt den Betrieb dieses Wasauchimmers übernehmen und organisieren soll.
Altstadtmechanik: Rad, stationär
Also genau die Stelle, die sich nicht in der Lage sah, ein MUSEUM für moderne Kunst, mit eindeutigem Programm, Exponaten, Zielgruppen, Werbekonzeption UND Finanzierung zu betreiben, das jemand der Stadt SCHENKEN wollte!
Sensationell. Oder: Limburg eben.
Der ursprüngliche Initiator des verstorbenen Mechanikums hat sich auch zu Wort gemeldet und seine Bedenken geäußert. Es gab ein klares Konzept, auf dessen Basis Fördermittel zugesagt wurden. Dieses Konzept wurde nun durch – gar keins abgelöst. Für keine Ahnung gibt nicht einmal die EU Geld. Normalerweise.
Die Stadt Limburg weiß nicht, was sie in dem sogenannten „Zeitwerk“ veranstalten will. Sie weiß auch nicht, für welche Zielgruppen es vorgesehen ist. Kein Mensch hat eine Ahnung, wieviele der Besucher, von denen man nicht weiß, warum sie kommen sollten, dort erscheinen werden, wie sie das verkehrsungünstig gelegene Gelände erreichen und wo sie parken werden. Sollen. Und so.
Wer all diese atemberaubenden Änderungen eines einmal gefassten Beschlusses veranlasst hat und verantwortet, dazu gab es – Überraschung – keinerlei  Aussage. Nur die mit der Arroganz der Macht vorgetragene Kurzinformation, dass es nun eben so sei. Basta.
Es gab Fragen, Fragen, Fragen – und keine Antwort.
Kein Wunder, wenn einem ernsthaften Journalisten da einmal der Kragen platzt.
Unsere werten Stadtväter und Mütter sind gerade dabei, mal wieder ein Millionengrab am alten Bahnausbesserungswerk zu buddeln, das nicht einem einzigen Limburger (na gut, abgesehen von den üblichen Verdächtigen im Architektur- und Baugewerbe, die ja bedacht werden müssen - man kennt sich - man hilft sich...) irgendetwas bringt.
Es gibt nur eine einzige gute Nachricht in diesem neuen, hausgemachten  Debakel. Was immer dort an den Gleisen gebaut wird, es ist nicht für die ausschließliche und kostenfreie Nutzung durch die katholische Kirche vorgesehen.
Oder soll ich vielleicht besser sagen: noch nicht?

Sonntag, 21. Juli 2013

Veranstalter gesteht: Jahrhundertbeute beim Altstadtfest



Noch nie in der Geschichte des Altstadtfestes hat der trotz Vereinsdeckmantel rein kommerziell ausgerichtete Veranstalter so viel Geld vereinnahmt, wie im Jahr 2013. Dies verkündet der Zusammenschluss einiger weniger lokaler Geschäftsleute, der die Limburger Altstadt vor drei Wochen kurzerhand widerrechtlich und gegen besseres Wissen zum Privatgelände erklärt hatte, in einem Papier, das dem Dom-Zoo zugespielt wurde.
Für die Echtheit dieses Schriftstücks spricht die bekannt abenteuerliche Orthographie (auf einer Seite im ersten Überblick 19 Fehler). Darüber hinaus finden sich darin bereits bekannte Phrasen genau so wie die verblüffende Hirnakrobatik und Pseudoargumentation, mit der der Veranstalter die Öffentlichkeit in den letzten Wochen bereits mehrfach beglückt hat.
Fette Beute beim Altstadtfest (c) G. Gunhold/pixelio
Im dem Schrieb wird den Mitglieder des Vereins eine Einladung zu einer außerordentlichen Mitgliederversammlung angekündigt, ohne die Nennung eines Datums und besonders, ohne den Grund anzugeben, weshalb eine solche zwingend vorgeschrieben ist. Der Verein ist nämlich durch den Rücktritt eines Vorstandsmitglieds zu einer Vollversammlung mit Neuwahl gezwungen. Doch in dem vorliegenden Papier ist davon nicht die Rede.
Dafür von anderen Dingen. Zum Beispiel davon, wie großartig, perfekt und völlig störungsfrei das Altstadtfest verlaufen ist.
Warum, fragt sich der Unbeteiligte, warum konstatiert man dann bereits in der Einleitung, dass es „Stimmen gegen Teile der Organisation des Altstadtfestes gegeben hat“? Wenn doch alles so genial verlaufen ist, wie in der Folge behauptet wird.
In der aktuellen Lesart des Vorstandes des Veranstalter“vereins“ war alles „friedlich und die Ordnungskräfte mussten nirgends eingreifen“. 
Am Wochenende des Altstadtfestes  jedoch las es sich aus der bekannten Feder eines Vorstandsmitglieds, das sich genötigt sah, in seinen Tiraden den Blog-Betreiber zu diskriminieren und zu attackieren, völlig anders (Interpunktion und Orthographie orginal):
Aber es wird ja offenbar lieber Ärger provoziert - oder was denkst du um was gestern abend vor allem die Diskussionen an den Wachposten gingen? Darum, dass angeblich der Eintritt illegal sei und einige Leute auf Facebook verwiesen, wo das so stehe, sich dann gewaltsam Eintritt verschaffen wollten. Dankeschön.
Offenbar musste der betreffende Schriftkünstler nun Kraft Vorstandsbeschlusses einsehen, dass er einer Halluzination unterlegen war, als er die obenstehenden Zeilen dichtete.   
Nach der aktuell verbreiteten Ansicht dieser Veranstalter hat es selbstverständlich auch keinerlei Übergriffe, Gewalt- und Straftaten durch genau diese angesprochenen „Ordnungs“kräfte gegeben.
Warum ermittelt dann die Staatsanwaltschaft, fragt man sich.
Eine ganz neue Dimension der Interpretationsfreiheit zeigt der zweite Absatz der Epistel. In wahrlich bester Kenntnis der Tatsache, dass das Absperren der Altstadt und das Erpressen von Eintritt kriminell waren, behaupten die Täter nun, dass es wichtig war dafür zu sorgen, dass „kein unkontrollierter Zulauf“ in das „Festgelände“ erfolgte, um Schlägereien zu verhindern.
Nun wird die Altstadt einschließlich aller Privathäuser also nicht nur öffentlich zum „Gelände“ erklärt, sondern es wird auch noch dreist behauptet, die Sperrung sei aus Sicherheitsgründen erfolgt. Dabei fanden überhaupt keine Kontrollen statt, die über die Frage hinausgingen, ob derjenige, der den öffentlichen Verkehrsraum zu betreten forderte, „Eintritt“ entrichtet hatte. Sieht man einmal davon ab, dass Taschencheck, Alkoholkontrollen oder Selektion nach Gesicht („dukommshiernichrein“) erstrecht keinerlei Rechtsgrundlage gefunden hätten.
Mit derselben dreisten „Argumentation“ könnte sich der Veranstalter brüsten, dass es an dem betreffenden Wochenende keinen Bombenanschlag wie beim Boston Marathon gegeben hat.
In der folgenden Passage schießen sich die Verantwortlichen, die sich in ihren Behauptungen keinerlei Konsistenz oder gar Logik verpflichtet fühlen, gemäß dem Motto „was kümmert mich mein Geschwätz von gestern“ dann selbst ins Knie.
Wörtlich heißt es: Das 38. Altstadtfest war das kommerziell erfolgreichste überhaupt.
"Festgelände", abgesperrt
Übersetzt bedeutet das, dass noch nie so viel Geld eingenommen wurde wie in diesem Jahr und noch nie ein so großer Überschuss erzielt wurde. Aber was ist denn nur aus dem gebetsmühlenartig wiederholten Pseudoargument für die Wegelagerei geworden? Das Altstadtfest sei doch überhaupt nicht zu finanzieren, ohne Eintrittsgelder? Und nun? Nun wurde es nicht nur voll finanziert, sondern es wurde dabei auch noch ein riesiger Profit erzielt! Dass dieser für ein paar Glühbirnen über den Straßen im Winter verwendet werden soll, hat man ja nun schon oft genug gehört, ohne dass diese Behauptung mit jeder Wiederholung an Glaubwürdigkeit gewinnt, ganz gleich wie oft man sie als "zauberhaft" bezeichnet. Sieht man davon ab, dass es irrelevant für die Rechtslage ist.
Irrelavant ist nicht, dass die Veranstalter sich nun mit der exzessiven Beute aus ihrem Raubzug brüsten. 
Verblüffend ist aber die Frechheit, mit der sie davon ausgehen, das als „Eintritt“ erpressten Geld würde nun dem Verein gehören!
Doch da befindet man sich in einem mehr als kleinen Irrtum. Der Erwerb von Eigentum an Raub- oder Diebesgut ist nicht möglich. Das Geld, das sich im Moment (möglicherweise) in den Kassen, Schränken oder Hosentaschen des Veranstalters befindet, GEHÖRT diesem nicht. Vielmehr ist an die Ermittlungsbehörden die Frage zu stellen, wieso die Beute aus den planmäßig begangenen Straftaten bis zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht beschlagnahmt wurde!
Hierzu wäre eine Stellungnahme der Staatsanwaltschaft sicher sehr hilfreich – genauso wie eine Auskunft, wieso nach Bekanntwerden (und es kann nun wirklich niemand an einer öffentlichen Stelle behaupten, er wüsste nichts von dem Skandal rund um das Altstadtfest) der vielfach begangenen Straftaten (noch) nicht gegen die Verantwortlichen des Veranstalters ermittelt wird. Immerhin hat ein inzwischen zurückgetretenes, rechtskundiges Vorstandsmitglied zugegeben, dass ihm die Rechtswidrigkeit und damit die Strafbarkeit der Erpressung von Eintrittsgeldern bekannt waren. Seine „Kollegen“ im Vorstand hielten aber angeblich gleichwohl an ihrem kriminellen Vorgehen fest.
Und sie haben dieses darüber hinaus auch für künftige Feste angekündigt.
Bemerkenswerterweise geht der Veranstalter in seinem Papier kurzerhand davon aus, dass dieser Verein überhaupt jemals wieder ein Sondernutzungsrecht für öffentliche Straßen und Plätze erhält. Dies suggeriert der letzte Absatz des (unterschriftslosen) Schreibens an die Vereinsmitglieder.
„Der Verein steht im engen Kontakt mit den öffentlichen Stellen und der Stadtverwaltung, damit die vorgebrachten Kritikpunkte bewertet und zukünftige Veranstaltungen noch besser organisiert werden können.“
Sieht man von der obligatorischen Selbstbeweihräucherung ab („noch besser organisiert“) und der Peinlichkeit, dass in dem Schreiben oben jeglicher Zwischenfall geleugnet wird, weiter unten angeblich jedes „Vorkommnis“ (das es ja nicht gab, siehe oben) im Detail geprüft werden soll und nun sogar „Kritikpunkte“ zugestanden werden, stellen sich ein paar weitere, drängende Fragen.
Zum einen, wie schon erwähnt, nimmt der Verein es als gottgegeben an, dass seine Kommerzorganisation die gesetzliche geforderte Zuverlässigkeit aufweist, die überhaupt ein Fest genehmigungsfähig macht. Veranstalter, die durch massive, kriminelle Handlungen kraft Vorstandsbeschluss auffallen, kann man wohl beim besten Willen nicht als „zuverlässig“ bezeichnen. Zum anderen hat die Stadt Limburg in Form einer Pressemitteilung angegeben, dass am 22. August eine Besprechung des Altstadtfestes 2013 mit dem Veranstalter stattfindet.
ERSTMALS und nur dann.
Worin, fragt sich der nicht ganz unparteiische Beobachter, besteht dann der „enge Kontakt“? Gibt es Geheimgespräche zwischen Stadt und Veranstalter? Wer konferiert mit wem und über welche Themen? Wann? Und warum wird nicht darüber informiert? 
Die Behauptungen der Stadt und die des Veranstalters sind nicht mit einander in Einklang zu bringen.
Die Frage ist nur: Wer lügt hier?
Die Täter und ihre Komplizen bemühen sich nach Kräften, den Altstadtfestskandal in Vergessenheit geraten zu lassen und hoffen auf hitzeträges Desinteresse der Opfer.
Doch so leicht wird das nicht geschehen.
Es sind Fragen offen. Sehr viele Fragen. Und es gibt Stellen, die nicht nur zu Antworten sondern auch zu eindeutigen Maßnahmen verpflichtet sind.

(Berichterstattung wird fortgesetzt…)

Donnerstag, 18. Juli 2013

Neues vom kommunalen Hundeklo!

Es war Donnerstag, kurz nach der Mittagspause und am Roßmarkt ereignete sich Bemerkenswertes. Ein LKW der Stadt Limburg fuhr vor und ein Kommunalwerker entstieg dem Mobil, dessen Ladefläche mit allerlei Werkzeug und Baumaterial gefüllt war. 
Kommunalarbeiter aktiv
Der Mann in der grünen Latzhose machte sich ohne Verzögerung daran, mit einer Hacke rund um das Verkehrsinselchen, das den Beginn der Fußgängerzone markiert und den Fuß des entsprechenden Schildes umschließt, das Unkraut zu beseitigen. Dann stürzte er sich auf die Reste der vertrockneten, wild ausgesähten Gewächse auf der Fläche, die an dieser Stelle vor geraumer Zeit noch als das einzige kommunale Hundeklo Limburgs vorgestellt wurde, und harkte auch diese aus den Erdfragmenten.
Sollte der ältere Blogeintrag an dieser Stelle etwa wider Erwarten irgendwelche Folgen haben? War am Ende gar die Begrünung dieser hässlichen Kahlfläche geplant?
Frisch gefüllt
Die Hoffnung wurde leider nicht erfüllt. Die beiden großen, gut gefüllten Wannen mit feinem Splitt drohten nicht umsonst auf dem Pickup. Der Kommunalarbeiter kippte den feinen Kies auf die Fläche, verteilte ihn kunstfertig und verdichtete die Ränder mit einem Vorschlaghammer. Nein, er prügelte die Steinchen nicht fest, sondern stampfte sie mit dem Hammerkopf entlang der Umrandung.
Nach der sorgfältigen Beseitigung aller Spuren nebst Fegen und Dreck Aufladen, fuhr der Mann dann der nächsten Baustelle entgegen. 
Die Aktion hatte keine Viertelstunde in Anspruch genommen und strafte diejenigen Lügen, die Kommunalarbeitern pauschal einen Mangel an Geschick und die Tendenz unterstellen, das Verhältnis Arbeit zu Pause sei etwa 1:5 im Bauhof und unterwegs noch verdächtiger. Das muss an dieser Stelle einmal lobend hervorgehoben werden. Der Mann war zielstrebig, der Mann war schnell, der Mann wusste ganz genau, was er tat und der Mann stützte sich trotz über 30°C Außentemperatur nicht ein einziges Mal zur Erholung auf seine Schaufel!
15 Jahre, nachdem die besagte Insel gegen die Verkehrsfluten entstanden war, wurde sie nun also zum ersten Mal von Seiten der Stadt wieder bearbeitet. 
Und wie. 
Das kommunale Hundeklo hat neues Streu bekommen. 
Vierbeiner aller Länder, es darf wieder geschissen werden!
Aber vielleicht tue ich städtischen Findigkeit und Planung wieder einmal Unrecht. Die Möglichkeit, auf den feinen Split Blumenkübel zu platzieren, besteht nach wie vor.
Vielleicht kommt da ja noch etwas.
Wir bleiben am Ball und berichten.

Mittwoch, 17. Juli 2013

Drei Monate Dom-Zoo



Genau ein Vierteljahr ist dieses Blog nun auf der Linie. Also online. Ich habe inzwischen erfahren, dass es geschlechtslos, also ein Neutrum sein soll und da ich mich ja so gerne über die Orthographie [jaja, nach neuer Rechtschreibung mit „f“, aber da bin ich stur…] anderer amüsiere, sollte ich mich selbst um korrekte Schreibung bemühen.
Also dieses mein Blog feiert heute ein kleines Jubiläum und es ist vielleicht Zeit ein wenig Bilanz zu ziehen.
Auch wenn die Blog-Flut und die Gesichtsbuch- und Zwitscherorgien etwas anderes vermuten lassen, ist Schreiben für den, der es ernsthaft betreibt, nicht Selbstzweck. Sondern das Ziel der Übung ist es, gelesen zu werden. 
Was das betrifft, betrachte ich den Dom-Zoo als nicht völlig erfolglos.
Pünktlich zum Jubiläum hat die Zahl der Besucher auf der Seite die 10.000 überschritten – und das schließt die wochenlange Anlaufphase ein, in der ich außer dem Startgruß noch nichts geschrieben hatte. Inzwischen liege ich täglich im guten, dreistelligen Bereich. Sobald etwas Neues drin steht, verdoppelt sich die Zahl der Zugriffe.
Ganz unbekannt ist der Dom-Zoo also nicht mehr. Ganz sicher hat dazu die Berichterstattung über den Altstadtfestskandal (und die inzwischen nicht weniger skandalöse Nicht-Aufarbeitung durch Staats- und Stadtgewalt) dazu beigetragen. Innerhalb von 24 Stunden hatte ich am ersten Tag, an dem die ganze Altstadt in Geiselhaft genommen und eingesperrt wurde, mehr als 6000 Zugriffe. Für die Verbreitung sorgte als Erster Volker Thies mit seiner www.vtaktuell.de Seite und dem Link auf Facebook. Vielen Dank nochmal auf diesem Weg. 
In Sachen Altstadtfest ist das Ende der Berichterstattung übrigens noch lange nicht in Sicht.
Denn das ist eins der (von mir) erklärten Ziele dieses Blogs: Dinge, Vorkommnisse, Entscheidungen und Querelen, die legitimierte und selbsternannte Machthaber in dieser Stadt nur zu gerne unter den Teppich kehren würden, an die Öffentlichkeit zu bringen. Daran wird sich in der Zukunft ganz sicher nichts ändern.
Die Limburger Altstadt hat viele Plätze und viele Lokale und viele Lokale mit Plätzen davor, auf denen Stühle stehen, auf denen (ganz wichtige) Menschen sitzen, die gerne reden, miteinander und noch viel gerner übereinander, bevorzugt über andere, die gerade nicht anwesend sind.
Also wird auch über dieses Blog debattiert und über mich, was mir nicht entgangen ist. Wenn Menschen zusammentreffen, die mit zu viel Zeit, Mitteilungsdrang sowie dem Bedürfnis gesegnte oder geschlagen sind, über alle(s) und jeden wenn schon nicht Bescheid zu wissen so doch wenigstens eine Meinung zu haben, ist zwangsläufig das, was abgesondert wird, nicht automatisch intelligent oder wahr oder gar beides. Ich werde mir jetzt nicht die Mühe machen, jeden Blödsinn, der erzählt wird, zu kommentieren oder dementieren. Bei den ständigen Stadtführungen, die an meinen Häusern Station machen, höre ich von meinem Büro aus täglich genug Schwachsinn, der mit voller Namensnennung vor Tagestouristen über mich verbreitet wird.
Nur eins möchte ich an dieser Stelle einmal betonen.
Ich bin keineswegs gegen ALLES.
Ich bin sogar für ziemlich viel. 
Zum Beispiel für ein friedliches, gewaltfreies Miteinander, bei dem sich jeder an die Regeln hält, die gerade ein solches „Gemeinsam“ überhaupt möglich machen. Ich bin für gewählte Politiker, der sich nicht als Herrscher über das dumme Volk fühlen, das sie ins Amt gehoben hat. Ich bin für Menschen, die ihre öffentliche Position nichts als Durchlauferhitzer für teure Wohltaten ausschließlich für Organisationen und Gruppen verstehen, denen sie hörig sind. Ich bin für Menschen, bei denen zwischen dem, was sie sagen und dem, was sie tun kein großer Unterschied zu erkennen ist. Ich bin für Menschen, die ihre Probleme selbst lösen und sie nicht anderen kurzerhand vor die Tür kübeln und sie damit zu deren machen und diese auch noch attackieren, wenn sie sich das verbitten. Ich bin für eine lokale Gemeinschaft, bei der das Ziel ist, dass so viele Menschen wie möglich so gut wie möglich leben und mit einander auskommen können.
Das sind sicher idealistische und naive Vorstellungen. Doch man kommt nicht in die Nähe eines Ideals, wenn man schweigt, sobald man mit Egoismus, Ignoranz, Dummheit, Korruption und der Arroganz der kleinen Macht konfrontiert wird.
Dann sollte man sich zu Wort melden, meine ich, so man die Möglichkeit dazu hat.
Hab ich.
Werde ich.
Weiterhin.
Versprochen.