Dienstag, 29. Oktober 2013

Die Lösung: Domchor ins Bischöfliche Palais



Für die Bewohner der Altstadt ist die Situation gerade wieder einmal voll behämmert, im wahrsten Sinne des Wortes. Von früh bis spät klingen das Gekläpper der Schieferklopfer, das Rasseln der Splitter auf dem bereits gedeckten Dach,  die herrlich weittragende Resonanz der Gerüste, wenn der Handwerker mal wieder ein Werkzeug gegen ein Rohr schlägt und nicht zuletzt die geschmackssichere Darbietung Deutschen Liedguts vom Sender für die sportliche Familie ab 80 (HR4) über die mittelalterlichen Profanbauten. Und weil das alles nicht reicht, wird natürlich gleichzeitig die alte Diözesanbibliothek gedeckt, mit zugehörigem, periodischen Verkehrschaos.
Stereo-Gehämmer: Linker Kanal
Stereo nennt man den Effekt sei den 60er Jahren.
Die Stadt als Eigentümer des Schlosses hat sich unlängst zu einer kleinen Presserklärung herabgelassen und ein paar Worte zum Wesen der Arbeiten abgesondert und berichtet, was dort getan wird und im folgenden Jahr getan werden soll.
Für WEN all der Aufwand betrieben wird, wurde wohlweislich jedoch verschwiegen. Die neue Baustelle hinter dem Dom ist nämlich ein kommunaler Scheinriese. Soll heißen, je näher man dem Schloss kommt, desto kleiner wird der Anteil, der am Ende der komplexen Baumaßnahmen für Belange der Stadt Limburg zur Verfügung steht oder gar für deren Bürger. Geschätzte 80% der Gelder, die die Kommune investieren will, dienen nämlich nur einem einzigen Zweck. Es werden luxuriöse und geradezu über alle Bedürfnisse hinaus konzipierte Räume für „die Chöre“ des Bistums Limburg errichtet, ausgebaut und ausgestattet, ohne dass der Nutznießer auch nur einen Cent zu den Kosten der Bauarbeiten beiträgt.
Allenfalls eine „Kostenmiete“ soll einmal erhoben werden. Doch in welcher Höhe die in unbestimmter Zukunft entrichtet werden soll, ab welchem Zeitpunkt und auf welche Art und Weise ebendiese ermittelt und in welchem Vertragswerk sie festgeschrieben ist oder werden soll, darüber schweigt sich die Stadt Limburg in bekannter Weise aus.
Im Licht der aktuellen Ereignisse ist der gesamte Vorgang geradezu grotesk, leider jedoch symptomatisch für das Verhältnis zwischen Kirche und öffentlicher Hand.
Kosten werden sozialisiert, Gewinne bleiben im Vermögen des Klerus.
Nur einen Steinwurf vom Schloss entfernt liegt eine nagelneue Immobilie, die Tausende von Quadratmetern Platz bietet, Sozial- und Sanitärräume in Vollendung und Geschlechtertrennung birgt, dazu nicht nur Einzelzellen für jedwede musikalische Aktivität bietet, sondern darüber hinaus einen Chorraum in akustischer Perfektion und ggf. mit deckenhängenden Notenhaltern („Privatkapelle“) beinhaltet, in dem es sich in voller Mannschaftsstärke trefflich singen lässt.
Darüber hinaus ist dieser klerikale Bau in Fußweite des Doms, so dass es nach dem Stimmenwärmen nur ein kurzer Weg bis zur Vorstellung wäre.
Gibt es überhaupt bessere Voraussetzungen für ein Zentrum für christliche Chormusik?
Und werden nicht alle möglichen Pläne geschmiedet und teils absurde Nutzungsmöglichkeiten des einst größenwahnsinnigen Projekts diskutiert?
Im Augenblick weiß niemand etwas mit dem Protzpalast des Bischofs anzufangen.
Der Domchor benötigt Räumlichkeiten, die auf seine Bedürfnisse hin zugeschnitten sind.
Solche Räume befinden sich in unmittelbarer Nähe im Eigentum des Bistums.
Eine naheliegendere und sinnvollere Lösung, als die Chöre genau dort unterzubringen, wird man kaum finden.
Und was passiert?
Nichts. 
GAR NICHTS.
Rechter Kanal
Kein Mensch kommt auf die Idee zu fragen, warum der Steuerzahler, sei er katholisch oder nicht, Millionen aufbringen muss, um ein Domizil nahezu ausschließlich für den Domchor und andere zu errichten, wenn gleichzeitig mehr als genug Platz in unmittelbarer Nähe zur Verfügung steht.
Niemand tritt hier einmal auf die Bremse und stoppt diese hemmungslose Verschwendung öffentlicher Gelder.
Und selbst wenn „die Chöre“ unbedingt im Schloss bleiben müssen, warum ist das Bistum dann nicht in der Pflicht, gefälligst selbst die Kosten für die Umbauten zu tragen? Sogar nach der grossmannssüchtigen architektonischen Kassenplünderung durch den Bauernsohn im Seidenkleid ist die Kasse des Bischöflichen Stuhls noch mit guten 80 Millionen Euro an Vermögen gefüllt.
Die Baumaßnahmen für den Chor am Schloss werden wohl unter 5 Millionen liegen, wären also nicht einmal von Rom bzw. der Deutschen Bischofskonferenz zu genehmigen, sollten sie aus der reichgefüllten Schatzkammer finanziert werden.
Aber dies sind Forderungen, die die klerikalhörige Politik nicht einmal zu denken wagt. Dabei wäre es höchste Zeit, sich gerade im Licht der jüngsten Skandale endlich einmal auch liebgewonnene Traditionen genauer anzuschauen. Eine davon ist: Das Bischöfliche Ordinariat bzw. der Bischof fordern, Bürgermeister, Magistrat und Stadtverordnete nicken und werden gesegnet. Vielleicht.
Das ist seit Jahrzehnten so.
Richtig war es deshalb noch nie.
Der nach wie vor nominelle Bischof von Limburg muss nun Rechenschaft ablegen über die Gelder, die er für seine privaten Bauten ausgegeben hat.
Höchste Zeit, dass die Stadt Limburg genauso in die Pflicht genommen wird und endlich einmal jemand an der richtigen Stelle und der erforderlichen Hartnäckigkeit zu fragen traut, wieviel Geld aus der Stadtkasse auf den Domberg wandert.
Immer wieder.


Montag, 28. Oktober 2013

Der Lohn der Tat: Dankbarkeit für den Bischof von Limburg



Noch schleichen ein paar übriggebliebene Kamera- und Mikrofonträger durch die Gassen der Altstadt, auf der Suche nach irgendjemandem, der noch nicht zweimal interviewt und dreimal fotografiert wurde, aber so ganz langsam kehrt wieder eine Art von Ruhe ein.
Nur an der Panzersperre des Bischöflichen Palais sammeln sich nach wie vor die Schau-Lustgewinner, die auch an jedem schweren Verkehrsunfall anhalten und gaffen. Hier haben sie das Schild an der Autobahn zum Anlass genommen, „sich das jetzt doch mal selbst anzuschauen“. Mit dem Resultat, dass die meisten hilflos achselzuckend vor dem stehen, was von dem Bauwerk überhaupt zu sehen ist. Es sei denn, sie sind Architekten. Dann sind sie entweder entsetzt – oder entzückt, weil alles sowas von modern ist und bekommen ob der Schlichtheit und Integration durch Linienführung und Materialwahl in das Bild der Bebauung einen Orgasmus.
Die letzten Wochen waren für die Altstadtbewohner am Ende nur noch schwer zu ertragen. Hatte schon der Bau der Stein gewordenen Hybris des vorgeblich so weltabgewandten Würdenträgers tiefe Furchen in die Straßen, die Häuser und die Nervenstränge der Anwohner gepflügt, wurde dies auf eine bis dahin nicht vorstellbare Art und Weise innerhalb eines extrem kurzen Zeitraums von der Vollendung und dem Bezug des neudefinierten Bauabschnittskonglomerats noch einmal übertroffen.
Es war kaum noch möglich, sich auf der Straße zu zeigen, ohne von Journalisten fast angefallen zu werden. Die Gassen der Altstadt wurden kurzerhand zu Pressedauerparkplätzen erklärt und Satellitenschüssel tragende Irrläuferkastenwagen fuhren sich in Ecken fest.
Und überall sah man sie, die Menschen mit den warmen Outdoor-Jacken, den Cordhosen, dem derben Schuhwerk und dem Einmalkaffeebecher in der Hand.
Sie machten ihren Job. 
Alle in Deutschland existierenden Journalisten gleichzeitig.
In Limburg.
Katastrophentourismus
Dass dabei auch Grenzen massiv überschritten wurden und sich Berichterstatter zum Beispiel über Mauern schwangen (selbst beobachtet), um Bilder privater Häuser und Grundstücke zu schießen und in Fenster zu schauen, die mit der katholischen Kirche und dem Bistum absolut nichts zu tun haben, liegt leider im Wesen der Sache. Reporter sind Menschen wie du und ich (wenngleich in der Regel noch etwas neugieriger) und deshalb gibt es auch unter ihnen ernsthafte, um differenzierte Berichterstattung bemühte Journalisten – genauso wie hemmungslose, klebrige Schmierfinken, für die spezielle Wörterbücher gedruckt werden. Solche, in denen Begriffe wie „Privatgrundstück“, „Anstand“ und „Straßenverkehrsordnung“ nicht vorkommen.
Spannend war auf jeden Fall, dass ein einzelner Mann sogar durch seine Abwesenheit ein mediales Interesse an Limburg generierten konnte, wie die Stadt es in ihrer mehr als tausendjährigen Geschichte noch nie erlebt hat.
Um Bilanz zu ziehen ist es noch zu früh und eine offizielle Entscheidung über die Zunkuft des Bistums steht ja noch aus, auch wenn der offiziell noch amtierende Mitraträger und Weihrauchschwinger vom Spielfeld geschickt wurde.
Auf den Rängen gibt es deshalb Pfiffe und enttäuschte Zwischenrufe. Man hätte den Großmeister der finanziellen klerikalen Blutgrätsche zu gerne gleich an der Torlatte baumeln sehen. Aber daraus wurde erstmal nichts.
Es war aber doch nicht anders zu erwarten. Der noch aktuelle Bischof der Lahnstadt mag ein arg schwarzes Schaf sein, aber trotzdem ist er nach wie vor ein Kerikaler. Der Klerus hält für gewöhnlich clanartig und objektiven Erkenntnissen gegenüber blind bis ignorant zusammen und lässt auf einen der seinen nichts kommen. Praktisch nie. Warum sollte also ausgerechnet in diesem Fall der große Vater einen Sohn schlachten, nur weil die Meute danach heult und nach seinem Blut lechzt.
Besonders in Limburg und besonders in den Reihen derer, die an alldem, was geschehen ist, mehr als nur ein wenig beigetragen haben.
Oh Herr,  du musst uns nicht unsere Schuld vergeben. Denn wir tragen keine.
Amen.
Dafür inszeniert man dann auch mal schnell eine inhaltsfreie Presse"konferenz" in der man verkündet, dass man nichts verkündet, was die Welt nicht schon tagelang wusste. Und wie schwierig nun alles wird. In der Diözese.
Aber das interessiert kein Schwein.
Es ist eines der großen Missverständnisse des katholischen Limburgs (gleich nach dem Bauernsohn) azunehmen, irgendjemand in Rom würde Befindlichkeiten und kleinere Verwaltungsscharmützel innerhalb der Diözese Limburg zur Kenntnis nehmen - oder am Ende gar Gefühle der Laien oder auch Gläubigen. Die Deutsche Bischofskonferenz hat mit so etwas Banalem erstrecht keinen Vertrag. 
Sollte TvE am Ende seinen von ihm so begehrten Posten tatsächlich verlieren, dann nur deshalb, weil er der Familie, sprich dem Klerus, geschadet hat.
Er hat es vollbracht, das Ansehen der katholischen Kirche massivst zu schädigen und allen bereits vorhandenen Vorurteilen noch einige belegbare mehr hinzuzufügen. Durch ihn ist etwas zur öffentlichen Debatte geworden, das heiliger als jede Reliquie in seinem Regal ist/wahr: Das unglaubliche bis dahin jedoch geheime Vermögen der katholischen Kirche.
Und beim Geld hört der Spaß auf.
Dass er und seine Spießgesellen die Öffentlichkeit und die ihm kriechend folgende Politikerschar mit gebleckten Zähnen lächelnd fortgesetzt belogen haben – Schwamm drüber. Diese Umstände waren in keiner der Erklärungen Roms den Heiligen Stuhl auch nur ein Wort wert. Dass er ein wenig geprasst hat – who cares. Aber die Todsünde war, dass er bis zu beiden Ellbogen in die Schatzkiste des Bistums gegriffen hat, als deren Bewahrer und nicht Eigner er Rom gilt – UND damit öffentlich gemacht hat, dass diese sogar nach seiner freundlichen Selbstbedienung noch lange nicht leer ist.
Damit wurde auf einmal nachdrücklich und über jedes verfügbare Medium bis hin zur Tante-Emma-Laden-Kundenzeitschrift ins Bewusstsein der Öffentlichkeit gerückt, dass genau die Institution, die jederzeit sofort mit der ganz großen Schüssel am Topf der staatlichen Suppenküchen steht, in Wirklichkeit der größte Grundbesitzer und der größte, institutionelle Eigner von Bar- und Anlagevermögen ist.
Plötzlich stellen auch erklärte Katholiken Fragen, die Kirchenverächter schon lange wiederholen: Warum ist entgegen aller Staatsfreiheit der Kirche ebendieser Staat für ebendiese Kirche(n) der Hauptdienstleister (Kirchensteuer) sowie Hauptsponsor, der praktisch alle caritativen Organisationen, Krankenhäuser, Altersheime, Kindergärten und Schulen durch staatlichen Zuschüssen finanzieren muss, während diejenigen, die sich mit diesem sozialen Engagement rühmen, höchstens das Schild mit dem Kreuz und dem Heiligennamen an die Tür hängen.
Kann und wird nach TvE nun alles so weitergehen wie bisher? Man fürchtet in Rom und bei der DBK: nein. Bei aller Debattenmüdigkeit wird das Thema sicher nicht einfach versanden.
Der Klerus wird das schwarze Schaf verfluchen, das all das ausgelöst hat und möglicherweise weit weg nach Indien schicken. Vielleicht findet der Freund der Liturgie dort ja noch seine Heilige, die ihm nur nichts mehr nutzen wird.
Doch die säkulare Öffentlichkeit ist dem Einsamen vom Domberg zu ganz erheblichem Dank verpflichtet.
Denn ohne ihn wäre es niemals zu dieser Diskussion gekommen.

Dienstag, 15. Oktober 2013

Die Lügner von Limburg



Es sind dieser Tage Tränen geflossen, in Räumen mit kruzifixgeschmückten Winkeln. Echte Männertränen, in Strömen, hinter verschlossenen Türen, in erlesenen, kleinen Kreisen. Heißt es. Genaues weiß man nicht, denn man war ja nicht dabei und ist auf Angaben und Aussagen von Menschen angewiesen, deren Wahrheitsliebe und Zuverlässigkeit einer eingehenderen Untersuchung bedürfte.
Was sicher zu sein scheint: Hat es sie wirklich gegeben, waren es ganz bestimmt Krokodilstränen.
Auf der Jagd
Bundesweit wird gerade eine dürre Sau durchs Dorf getrieben, wie man es schon lange nicht mehr erlebt hat, und nach wie vor setzen sich mit spitzen Stöcken diejenigen an die Spitze der Meute, die sich noch vor wenigen Tagen mit besagtem, gehetzten Tier genüsslich im Sumpf der Wahrheitsdynamik suhlten.
Der Papst sitzt in Rom und Rom ist weit, war die Devise in Handeln und Denken an den Schaltstellen des Bistums. 
In Rom ist nun auch der Bischof und alle hoffen, dass er entweder genau dort bleibt oder von da aus an eine Stelle expediert wird, die seinen theologischen Talenten mehr entspricht als seinen irdischen Begierden und Gelüsten.
Strafe, Schande, Verdammnis, Schmutz, Dreck und kleine Steinchen über den Mann, denn er hat gelogen.
Heißt es.
Aber ist er denn der Einzige?
Was ist zum Beispiel von einem Dom-Baumeister zu halten, dem jede Abrechnung und Kostenaufstellung vorgelegt wurde, dem jeder einzelne, neue Bauantrag und jede Änderung bekannt waren, der aber überhaupt keine Probleme damit hat, bei „Informationsveranstaltungen für die Bürger“ Baupläne zu präsentieren, die mit der Realität überhaupt nichts mehr zu tun hatten. Und der nicht müde wurde, weiter einen Gesamtetat von unter 6 Millionen verbreiten zu lassen, als er schon längst über die realen Zahlen im Bilde war?
Oder wie sieht es mit dem Triumvirat aus, das angeblich zur Kontrolle verpflichtet war, vom Bischof aber als höriger und williger Abnickverein aus eitlen Titelsammlern installiert wurde.Von Diesem „Rat“ wurden zweimal gute 15 Millionen bewilligt. Angeblich dachte man, es sei zweimal dasselbe Geld. Heißt es. Aber ändert das denn irgend etwas?
Ist denn das Schweigen besser als das direkte Verbreiten von sachlich unrichtigen Tatsachen?
Auf der einen Seite stehen Verlautbarungen bezüglich von Baukosten von unter 10 Millionen, während man auf der anderen Seite bereits ein gutes Jahr vorher ganz genau WUSSTE, dass selbst diese Zahl um das Dreifache überschritten würde. Ganz sicher und nach eigener Aussage jedoch um mehr als 50%. Da gab es nicht ein einziges Stirnrunzeln, kein Nachfragen oder Nachhaken. Da war offenbar nur das selbstgefällige und augenzwinkernde Einverständnis logenbrüderartiger Natur, ein „wir hier, dort der Rest der dummen Menschheit“.
Erst als offenbar wurde, dass man all das geheime Treiben eben nicht mehr geheim halten konnte, da wurde eine pseudomoralisch entrüstete Flucht nach vorne angetreten, um die eigene Haut zu retten. Man muss sich fragen, wieviel Überzeugung dahinter steht – und wieviel Angst. Nicht nur um den eigenen Ruf. Denn es stellt sich eine weitere, eventuell existentielle Frage: Ist ein Aufsichtsgremium, das in einer solchen Weise entweder eklatant versagt hat oder sogar durch aktive Mitwirkung ermöglicht hat, genau die Regularien zu umgehen, deren Überwachung die nominelle Aufgabe war, nicht am Ende sogar regresspflichtig?
Haus ohne Hüter (pl)
Auch das "Argument", man hätte ja nicht damit rechnen können, dass einem nicht die Wahrheit gesagt wird, zieht angesichts der Vorgeschichte des Hauptredners nicht. War er doch nichts weniger als der General eines Mannes, der für seinen mehr als eigenwilligen Umgang mit Realitäten sowie Geldern fragwürdiger Herkunft bekannt war. Als "brutalstmöglicher Aufklärer" geriert sich nun der seinerzeitige Haushofmeister selbst und reaklamiert unverfroren alleine für sich die absolute Glaubwürdigkeit.
Es sind aber nicht nur die offen katholischen Würdenträger und Bediensteten, deren Rolle man sich genauer anschauen sollte.
Was ist denn mit den Jubelpersern in öffentlichen Ämtern und unter den Politikern, die so willfährig dem Kirchenfürsten im vorauseilenden Gehorsam und in Form des modernen Ablasshandels vielleicht in der Hoffnung auf die vorzeitige Sicherungen eines Himmelsplatzes auf Wolke 7 die Geschäfte führten und auch heute noch führen? Gab es nicht Menschen an weiteren Schaltstellen, die die Macht gehabt hätten, auf die Bremse zu treten, als alles aus dem Ruder lief? Das, was am Ende auf dem Domberg gebaut wurde, hat ja schließlich mit der ersten, genehmigten Planung nichts mehr zu tun. Jede einzelne Änderung erforderte demnach neue Genehmigungen, die problemlos erteilt wurden. Sofort. Wo der private Bauherr wenn es sein muss auch mal jahrelang alleine auf die „Bestätigung der Vollständigkeit der Unterlagen“ warten muss(te), ging es beim Palast des TvE schnell. Über Nacht. Und selbst wenn immer mal wieder Zweifel bezüglich der Kompetenz der städtischen Ämter angebracht ist, was das Bauen betrifft, kann man dem Limburger in Bezug auf sein größtes Hobby bzw. die zentrale Aufgabe jeder Politik wohl kaum etwas vormachen.
In den zuständigen Büros wussten damit mehr als genug Menschen, was der unlängst in einer Zeitung zutreffend mit Sparkassenästhetik beschriebene Atomschutzbunker tatsächlich kosten würde.
Die Vermutung, dass bei dem rasanten vertikalen Informationsfluss innerhalb der Behörden damit auch die leitende Politik bestens Bescheid wusste, was im Einzelnen vor sich ging, ist sicher nicht allzu weit hergeholt.
Doch man schwieg. Überall.
Die Wahrheit ist ein Gut, das in Limburg allem Anschein nach keiner allzu großen Wertschätzung unterliegt.
Aber nicht nur von Seiten eines einzelnen, einsamen Mannes in den klinisch sterilen und von keiner menschlichen Wärme befleckten Hallen seines Monument gewordenen Seelenspiegels.

Samstag, 12. Oktober 2013

Altstadtfestskandal: Magistrat mauschelt erneut mit Veranstalter



Vier Monate sind inzwischen vergangen, seit die Limburger Altstadt rechtswidrig zu einem „Veranstaltungsgelände“ eines kommerziellen Vereins erklärt und jeder, der sie betreten wollte, unter Androhung von Gewalt gezwungen wurde, einen „Eintritt“ zu entrichten.
Doch alle jemals zum Altstadtfestskandal gestellten Fragen sind nach wie vor unbeantwortet. Bürgermeister, Magistrat, Stadtverwaltung und Pressestelle verweigern stur jegliche Auskunft auch auf mehrfaches Insistieren hin, gerade so, als gäbe es den § 3 des Hessischen Pressegesetzes nicht.
Dort heißt es jedoch wörtlich:
Die Behörden sind verpflichtet, der Presse die gewünschten Auskünfte zu erteilen.
Anordnungen, die einer Behörde die Auskünfte an die Tagespresse überhaupt, an diejenigen einer bestimmten Richtung oder an ein bestimmtes Druckwerk allgemein verbieten, sind unzulässig.
Geschlossene Gesellschaft, mal wieder
Das Verweigern von Auskünften ist damit absolut rechtswidrig und diese eklatanten Gesetzesverstöße sind allen bestens bekannt, die zu Antworten auf mehrfach gestellte, konkrete Fragen verpflichtet wären. Wie man hört, existiert jedoch eine (natürlich niemals schriftlich fixierte..) Anweisung von höchster Stelle, Anfragen des Dom-Zoo-Blogs nicht zu beantworten.
Man stellt sich tot und bügelt in der bekannten Arroganz der kleinen, lokal begrenzten Macht sogar Nachfragen von Parlamentariern mit inhaltsfreien Phrasen ab.
Das Schweigen hat Methode. Denn in Wirklichkeit geht die nachgerade komplizenschaftliche Zusammenarbeit zwischen Politik, öffentlicher Verwaltung und lokalem Krämerverband eifrig und in aller Heimlichkeit schon in die nächste Runde.
Gerade so, als hätte es jahrelange, massivste Verstöße gegen diverse behördliche Auflagen und Schlimmeres niemals gegeben, zieht die Karawane weiter und behauptet auch noch, es hätte nicht einmal ein Hund gebellt.
In bestens bekannter Limburger Manier wird in geschlossener Gesellschaft im erlesenen Kreis bereits jetzt wieder diskutiert, wie im kommenden Jahr unter der Federführung derer, gegen die die Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts auf verschiedene Delikte ermittelt, genau derselbe Veranstalter einen neuen Abzockefeldzug starten kann.
Dem Vernehmen nach hat man für die, die sich gegen offenbar kriminelles Vorgehen der Stadtbesetzer und –absperrer und ihrer Unterstützer zur Wehr setzen, nur herablassenden Spott übrig. Maximal als lästig wie hartnäckige Fliegen werden die Bürger betrachtet, die der Ansicht sind, dass Recht und Gesetz auch für Machthaber in der Verwaltung und deren brüderlich verbundene Protegés gelten, mit denen man so schön öffentlich Fässer anstechen kann.
Aussitzen und Aushungern sind als Devise angesagt.
Und auf gar keinen Fall irgendwelche Fragen beantworten, intern nicht – und schon gar nicht gegenüber denen, die den eingeweihten Kreisen nicht angehören.
Im Schatten des großen, Schlagzeilen, Sondermeldungen und eine Belagerung der ganzen Stadt durch Berichterstatter produzierenden Skandals fühlen sich die kleinen Rädelsführer im Augenblick sehr sicher. Die Öffentlichkeit hat auch regional und lokal zurzeit andere Sorgen und Interessen und in diesem Bewusstsein wird versucht, wieder einmal klammheimlich Tatsachen zu schaffen.
Doch eines sollten diese Menschen vielleicht bedenken. Leugnen, Lügen, Attacke und Desinformation in besagtem, weltweit Aufsehen erregenden Skandal haben am Ende dann doch nicht zum gewünschten Ziel geführt. Ganz im Gegenteil.
Und irgendwann wird auch das Thema vom Dom erledigt sein bzw. die Limburger werden entnervt einfach nichts mehr davon hören wollen.
Dann wird man sich auch wieder Themen zuwenden, die den Einzelnen mehr betreffen und ein Interesse daran zeigen, was unmittelbar vor der Haustür mit öffentlichem Eigentum und den Bürgerrechten geschieht. Und auch dort hinschauen. Sehr genau.
Eines zumindest zeigen die aktuellen Entwicklungen nämlich interessanterweise: Ignoranz und Aussitzen scheinen auf einmal in Limburg gegen jede Tradition keine große Zukunft mehr zu haben.