Donnerstag, 3. Dezember 2015

"Sie haben den Notruf der Polizei erreicht..."

Immer wieder habe ich Klagen darüber gehört, dass es gar keinen Zweck hätte, in Limburg die 110 anzurufen, denn man würde von dort sowieso keine Hilfe bekommen. Einige konnten berichten, dass sie die Auskunft erhalten hätten, man hätte gerade keine Streife zur Verfügung. Von Abwimmeln war die Rede oder "wegen sowas kommen wir nicht".
Um dieser Unzufriedenheit ein wenig auf den Grund zu gehen, habe ich eine Umfrage durchgeführt, die sich mit dem Thema Notruf 110 befasst.
Die Ergebnisse erheben keinen Anspruch darauf, repräsentativ zu sein. Das ist mit den gewählten Mitteln nicht zu leisten. Trotzdem sind die Resultate geeignet, ein wenig Licht ins Dunkel zu bringen, und allgemeines Gerede über wenigestens eine gewisse Zahl von Fakten und Daten einer kritischen Überprüfung zu unterziehen.
Auf jeden Fall sind die Zahlen sehr interessant. Ich werde sie der Polizei Limburg übermitteln, einige konkrete Fragen dazu stellen und um eine Stellungnahme bitten.
Zu den Antworten im Einzelnen.

Die Beteiligung an der Umfrage war leider nicht wie erhofft, doch die Gesamtzahl von 166 Teilnehmern ist groß genug, um bestimmte Tendenzen erkennen zu können.



Mehr als ein Drittel der Anrufe betrafen Verkehrsunfälle, was zu erwarten war. Überraschend hoch ist aber der Anteil der "sonstigen" Gründe. Ich war der Ansicht gewesen, ich hätte alle Möglichkeiten angeführt, die jemanden bewegen könnten, die 110 zu wählen. Es wäre sicher interessant gewesen, welche Notfälle außerhalb des vorgegebenen Rasters die Betreffenden melden wollten - oder ob sie einfach in Unkenntnis der Tatsache handelten, dass der Notruf eben nur für akute Notfälle gedacht ist.









Ein knappes Drittel der Anrufer erreichten nicht sofort die Zentrale der Polizei, sondern wanderten in eine Warteschleife. Falls man tatsächlich in größter Not ist und jede Sekunde zählt, ist das ganz sicher nicht hilfreich.

























Ein erschreckend hoher Prozentsatz musste mehr als fünf Minuten warten, bis jemand abnahm, ein Fünftel der Anrufer sogar länger als 10 Minuten.


























Wenn mehr als 35% der Anrufer angeben, dass die Polizei ihnen nicht helfen konnte oder wollte, trägt das wohl eher nicht zum Vertrauen in die Sicherheits- und Ordnungsmacht bei.























Dreiviertel derer, die Hilfe bekamen, brauchten Polizei vor Ort und es wurde ihnen zugesagt, eine Streife zu schicken.






























Dass praktisch nie innerhalb von 5 Minuten eine Streife vor Ort war, ist angesichts der Größe der Polizeidirektion nachvollziehbar. Doch dafür, dass in fast einem DRITTEL aller Fälle die Polizei trotz Zusage NICHT kam, ist völlig inakzeptabel.
























Die Hälfte derer, die keine Hilfe bekamen, mussten sich anhören, dass keine Streife frei wäre. Das bestätigt die Erzählungen, die kursieren.




























Über Alles bewegt sich die Zufriedenheit mit den Beamten am Telefon im unteren, befriedigenden Bereich. Deutlich positiver als im Schnitt werden die Fähigkeiten der Polizisten bewertet, sich klar und verständlich auszudrücken.

























Insgesamt ist das Ergebnis der Umfrage erschütternd und erhärtet die Gerüchte und Meinungen, die im Umlauf sind.
In 49,24 % der Fälle bekommen Anrufer KEINE HILFE von der Polizei.
Dabei ist der Anteil der Fälle, in denen eine Zuständigkeit nicht gegeben ist, zu vernachlässigen. Die Auskunft, dass wegen Personalmangel keiner kommen kann, ist eine Standardantwort - und noch erschreckender ist, wieviele 110-Wähler trotz Zusage vergeblich auf eine Streife warten.
Praktisch die Hälfte aller Bürger, die die Polizei brauchen, rufen vergeblich an.
Angesichts solcher Ergebnisse haben Aufforderungen, bei verdächtigen Beobachtungen und Ereignissen sofort die 110 zu wählen, schon etwas unfreiwillig Komisches.
Die Gründe für diese Situation sind vielfältig und haben in den meisten Fällen nichts damit zu tun, dass es den Polizeibeamten am Willen fehlen würde zu helfen. Es sind ganz einfach zu wenige da...

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