Freitag, 11. April 2014

Altstadtfestskandal: Veranstalter verlangt Straffreiheit und fette Beute


Nach wie vor weigert sich die Stadt Limburg, konkrete Fragen zum Ablauf des skandalösen Altstadtfestes 2013 zu beantworten. Insbesondere sind Verantwortliche Aufklärung darüber schuldig, wieso Mitarbeiter des Ordnungsamtes das rechtswidrige Abriegeln fast der gesamten Altstadt sowie die Wegelagerei durch einen „Sicherheitsdienst“ unterstützten. Keine Auskunft gibt es auch darüber, wieso dem Veranstalter gestattet wurde, trotz ausdrücklicher Erklärung der Stadt, dass dies illegal sei, „Eintritt“ zu kassieren. Oder warum weder Ordnungsamt noch Polizei eingegriffen haben, als Anwohner und Menschen, die sich weigerten zu zahlen, gewaltsam am Zutritt zum Stadtteil gehindert wurden.
Es ist nun genug geschwiegen, dachte eine Fraktion der Stadtverordnetenversammlung und in einem Antrag fordert sie Auskunft von den Verantwortlichen. Ob ausgerechnet Abgeordnete von Bürgermeister, Magistrat und Ordnungsamt irgendeine verwertbare und vor allem überprüfbare Antwort bekommen, wird die Zukunft zeigen.
Zweifel sind angebracht.
Von Zweifeln irgendwelcher Art belastet ist dagegen der Verein gar nicht, der das kommerzielle Treiben seit Jahren koordiniert und nach wie vor fordert, nach Gutdünken über öffentlichen Raum verfügen zu können. Besagten Aufklärungsantrag hat die lokale Krämervereinigung nämlich zu einem in mehrfacher Hinsicht dreisten und aggressiven Vorstoß in eigener Sache genutzt.
Nachfragen eines Journalisten beantwortete der Vorstand mit einer Mischung aus Selbstbeweihräucherung, Legendenbildung, Beschimpfungen und Drohungen. Da besagte Aussprüche als wörtliche Zitate widergegeben waren, kann man bei der Sorgfalt des (bekannten) Journalisten davon ausgehen, dass sie authentisch sind. Nach der freihändigen Verwendung der Regeln der deutschen Sprache, die dem Schrifttum entspricht, das der Verein auch sonst absondert, sowieso.
Der Veranstalter gibt sich in diesen Äußerungen als eine Vereinigung selbstloser und nur auf das Wohl der Mitbürger bedachter Menschenfreunde, die mit hohem persönlichen Aufwand und am Rande der Selbstaufopferung anderen Freude bereiten wollen, sei es durch Wein, Gesang oder Licht. Zur Erinnerung. Besagter Verein ist eine Werbegemeinschaft, mit dem einzigen Ziel, durch konzertierte Aktionen den Profit der Mitglieder zu vergrößern. Besagter Verein ist nicht gemeinnützig und die Mitglieder arbeiten zum Eigennutz. Damit sie mit ihren Geschäften mehr Geld verdienen. Dazu ist man, wie die letzten Jahre gezeigt haben, zu allem bereit – auch zu fortgesetztem und wiederholtem Rechtsbruch, der unter anderem in Strafanzeigen mündete.
"Dukommshiernischrein"
Dazu hat man nun keine Lust mehr, heißt es. Nein, man will sich nicht etwa an Recht und Ordnung halten. Man will den Bürgermeister unter Druck setzen und fordert von diesem nicht weniger als Straffreiheit für geplante Taten! Die Stadt müsse sicherstellen, dass der Veranstalter einen „Unkostenbeitrag“ kassieren könne (also Eintritt) und dass der sich eben noch so selbstlos gerierende Krämerverein einen „ordentlichen Gewinn“ daraus ziehen kann. Und die Stadt habe gefälligst dafür zu sorgen, dass dieses rechtswidrige Treiben nicht in irgendwelche Strafanzeigen müdet.
Passend zum Thema werden bei derselben Gelegenheit dann auch noch gleich die Opfer der letzten Veranstaltung zu Tätern gemacht und Menschen, die durch vom Veranstalter besoldete Warnwestenträger angefallen, bedroht und am Betreten ihrer eigenen Häuser gehindert wurden, als Querulanten beleidigen.
Diese tolldreiste Tatsachenumkehr findet sich dann auch in einer peinlichen Internetkampagne wieder, in der der Veranstalterverein versucht, designierte Besucher (also die Beute) dazu zu animieren, per Unterschrift für die Rettung des Altstadtfestes vor eben diesen besagten Querulanten zu sorgen.
Denn diese seien daran schuld, wenn das Altstadtfest 2014 nicht stattfinden kann.
Das ist eine bemerkenswerte Weltsicht. Falls das Altstadtfest 2014 ausfällt, dann ist es an einer ganz anderen Krankheit gestorben. An einer Seuche namens Gier. Daran, dass es von einem Fest von und für die Bürger zu einer gigantischen Abzockerei mutiert ist, mit unkontrollierbaren Geldströmen und dem Drang nach immer mehr, koste es was es wolle. An Filz und Intransparenz. Und an der völligen Respektlosigkeit vor Recht, Gesetz und Ordnung.
Es ist ein gewaltiges Privileg, wenn einem Veranstalter ein kompletter Stadtteil für ein solches Fest zur Verfügung gestellt wird, auf dem er nach Gutdünken öffentlichen Raum vermieten darf und selbst entscheidet, wer wann wo einen Wagen/Stand/sonstwas bekommt. Eine Grundvoraussetzung für ein solches Sondernutzungsrecht ist, dass der „Partner“ zuverlässig ist. Hat sich dieser erwiesenermaßen in der Vergangenheit weder an Auflagen noch an Recht und Gesetz gehalten, ist diese Zuverlässigkeit nicht mehr gegeben.
Was ist dann erst, wenn der „Partner“ bereits im Vorfeld erklärt, dass er gegen alle Auflagen sowie Gesetze verstoßen will? Was würde ein Verwaltungsrichter wohl zur Rechtmäßigkeit einer trotzdem erteilten Sondernutzungsgenehmigung sagen?
Die Äußerungen aus Kreisen der lokalen Krämervereinigung sind eindeutig. Der Veranstalter will weiter Besucher abkassieren und eine Polizeigewalt über den halben Stadtteil. Und die Verantwortlichen in der Verwaltung sollen ihn dabei gefälligst unterstützen und dafür Grundrechte für ein Wochenende abschaffen.
Es bleibt weiter spannend…

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