Freitag, 4. April 2014

Mitmachmuseum in der Nachbarschaft: Finanzielle Katastrophe



Bad Hersfeld und Limburg haben einige Gemeinsamkeiten. Beide liegen in der hessischen Provinz. Sie sind etwa gleich groß, haben ähnliche Entfernungen zu Metropolen, liegen verkehrsgünstig nahe Autobahnen, sind aus verschiedenen Gründen überregional bekannt und haben historische Altstädte. Doch in einem unterscheiden sich Limburg und Bad Hersfeld fundamental.
 In Limburg meint man, die Stadt bräuchte dringend ein Mitmach-Museum.
In Bad Hersfeld würde man alles dafür geben, wenn man sich niemals für ein solches Projekt entschieden hätte.
„Wortreich“ nennt sich die Einrichtung in Bad Hersfeld und soll genauso Besucher in Gruppen und Einzelne anlocken, wie das obskure Projekt, das in Limburg zwischenzeitlich bereits diverse Namen hatte, deren Erwerb und Verzicht eine sechsstellige Summe gekostet hat.
Anders als das „Mechanikum“ oder „ZeitWerk“ oder „Keineahnungwasdaswerdensoll“ Limburgs, hat „Wortreich“ hingegen eine Konzeption, die in einem Satz erklärbar ist: Es soll Sprache und Kommunikation der Menschen direkt erlebbar machen.
Das Limburger Projekt hingegen soll es in erster Linie mal geben.
Dann sieht man weiter.
Weiter sehen würde man auch in Bad Hersfeld gerne, doch das einzige was man erblicken kann, ist die Tatsache, dass man kurzsichtig war. Und optimistisch. Nachgerade fahrlässig optimistisch.
Haushaltstechnisches Katastrophengebiet, in Planung
Von 50.000 Besuchern ist man in Bad Hersfeld ausgegangen. Erschienen sind im vergangenen Jahr aber gerade einmal 42.000. Das Ergebnis ist ein saftiges Defizit von über 300.000,-- €.
Noch einmal zur Erinnerung: Lage und Infrastruktur von Bad Hersfeld und Limburg sind vergleichbar. Das „Wortreich“ hat eine klare Konzeption, das Limburger Projekt nicht. Trotzdem kalkulierte man in Bad Hersfeld mit 50.000 Besuchern. In Limburg nicht. Die Politgötter Limburgs nehmen kurzerhand 75.000 Eintrittzahler als gegeben an. Schlimmstenfalls 65.000. Legt man die realen Besucherzahlen eines vergleichbaren Unternehmens zugrunde, ist eine solche Annahme nicht optimistisch. Sie ist schlicht und ergreifend vollkommen weltfremd und bewegt sich etwa in der Region des Doppelten dessen, was man sinnvoll erwarten kann.
Ausgehend vom realen Defizit in Bad Hersfeld muss man also befürchten, dass im Fall einer Realisierung ein „ZeitWerk“, „Mechanikum“ oder „Hauptsachewirhabenes“ MINDESTENS eine halbe Million Euro jährlich aus der Stadtkasse saugen wird. Wahrscheinlich eine siebenstellige Summe.
Doch davon sind die Verfechter der Planungen vollkommen unbeeindruckt. Es ist nicht so, dass dieses Desaster in der näheren Umgebung nicht bekannt wäre. Das Defizit in Bad Hersfeld hat erst kürzlich Schlagzeilen gemacht, überregional. Aber was folgt daraus für Limburg?
Nichts.
Man geruht einfach nicht zur Kenntnis zu nehmen, dass es Belege dafür gibt, dass das geplante Unternehmen alle Anlagen zu einer wirtschaftlichen Katastrophe in sich trägt.
Für die Stadt.
Nicht für den Eigentümer der heiligen Hallen. Der bekäme im Fall eines Falles für Steuergeld einen perfekten Veranstaltungsort gebaut UND eine Jahresgarantie an Miete.
Worum es geht, ist also mehr als eindeutig. Der Investor, der die Stadt Limburg mit dem Vorzeige-, Lieblings- und Streichelprojekt WerkStadt bedacht hat, soll dafür aus dem Stadtsäckel noch einmal reichlich belohnt werden, koste es, was es wolle. Und ohne Rücksicht auf die Folgen für spätere Haushalte und Generationen.
Wäre es da nicht einfacher, dem Betreffenden die Millionen einfach zu schenken, ohne eine solch aufwändige Alibiveranstaltung? Dann wäre das Geld zwar auch weg.  Aber nur einmal. Und nicht auch noch für die kommenden 20 Jahre.

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