Bad Hersfeld und Limburg haben
einige Gemeinsamkeiten. Beide liegen in der hessischen Provinz. Sie sind etwa
gleich groß, haben ähnliche Entfernungen zu Metropolen, liegen verkehrsgünstig
nahe Autobahnen, sind aus verschiedenen Gründen überregional bekannt und haben
historische Altstädte. Doch in einem unterscheiden sich Limburg und Bad
Hersfeld fundamental.
In Limburg meint man, die Stadt bräuchte
dringend ein Mitmach-Museum.
In Bad Hersfeld würde man alles
dafür geben, wenn man sich niemals für ein solches Projekt entschieden hätte.
„Wortreich“ nennt sich die
Einrichtung in Bad Hersfeld und soll genauso Besucher in Gruppen und Einzelne
anlocken, wie das obskure Projekt, das in Limburg zwischenzeitlich bereits
diverse Namen hatte, deren Erwerb und Verzicht eine sechsstellige Summe
gekostet hat.
Anders als das „Mechanikum“ oder „ZeitWerk“
oder „Keineahnungwasdaswerdensoll“ Limburgs, hat „Wortreich“ hingegen eine
Konzeption, die in einem Satz erklärbar ist: Es soll Sprache und Kommunikation
der Menschen direkt erlebbar machen.
Das Limburger Projekt hingegen
soll es in erster Linie mal geben.
Dann sieht man weiter.
Weiter sehen würde man auch in
Bad Hersfeld gerne, doch das einzige was man erblicken kann, ist die Tatsache,
dass man kurzsichtig war. Und optimistisch. Nachgerade fahrlässig optimistisch.
Haushaltstechnisches Katastrophengebiet, in Planung |
Von 50.000 Besuchern ist man in
Bad Hersfeld ausgegangen. Erschienen sind im vergangenen Jahr aber gerade
einmal 42.000. Das Ergebnis ist ein saftiges Defizit von über 300.000,-- €.
Noch einmal zur Erinnerung: Lage
und Infrastruktur von Bad Hersfeld und Limburg sind vergleichbar. Das „Wortreich“
hat eine klare Konzeption, das Limburger Projekt nicht. Trotzdem kalkulierte
man in Bad Hersfeld mit 50.000 Besuchern. In Limburg nicht. Die Politgötter Limburgs
nehmen kurzerhand 75.000 Eintrittzahler als gegeben an. Schlimmstenfalls
65.000. Legt man die realen Besucherzahlen eines vergleichbaren Unternehmens
zugrunde, ist eine solche Annahme nicht optimistisch. Sie ist schlicht und
ergreifend vollkommen weltfremd und bewegt sich etwa in der Region des
Doppelten dessen, was man sinnvoll erwarten kann.
Ausgehend vom realen Defizit in
Bad Hersfeld muss man also befürchten, dass im Fall einer Realisierung ein „ZeitWerk“,
„Mechanikum“ oder „Hauptsachewirhabenes“ MINDESTENS eine halbe Million Euro
jährlich aus der Stadtkasse saugen wird. Wahrscheinlich eine siebenstellige
Summe.
Doch davon sind die Verfechter
der Planungen vollkommen unbeeindruckt. Es ist nicht so, dass dieses Desaster
in der näheren Umgebung nicht bekannt wäre. Das Defizit in Bad Hersfeld hat erst kürzlich
Schlagzeilen gemacht, überregional. Aber was folgt daraus für Limburg?
Nichts.
Nichts.
Man geruht einfach nicht zur
Kenntnis zu nehmen, dass es Belege dafür gibt, dass das geplante Unternehmen
alle Anlagen zu einer wirtschaftlichen Katastrophe in sich trägt.
Für die Stadt.
Nicht für den Eigentümer der
heiligen Hallen. Der bekäme im Fall eines Falles für Steuergeld einen perfekten
Veranstaltungsort gebaut UND eine Jahresgarantie an Miete.
Worum es geht, ist also mehr als
eindeutig. Der Investor, der die Stadt Limburg mit dem Vorzeige-, Lieblings-
und Streichelprojekt WerkStadt bedacht hat, soll dafür aus dem Stadtsäckel noch
einmal reichlich belohnt werden, koste es, was es wolle. Und ohne Rücksicht auf
die Folgen für spätere Haushalte und Generationen.
Wäre es da nicht einfacher, dem
Betreffenden die Millionen einfach zu schenken, ohne eine solch aufwändige
Alibiveranstaltung? Dann wäre das Geld zwar auch weg. Aber nur einmal. Und nicht auch noch für die
kommenden 20 Jahre.
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