…bekommt die berüchtigte
Zeil-Galerie in Frankfurt. Ihr Leben stand unter keinem guten Stern. Der damalige
Erbauer erwies sich als Großbetrüger, der über schräge Zugänge wundersame und
fiktive Flächenvermehrungen in Plänen erzeugte. Kein Besitzer oder Mieter wurde
in dem einstigen Vorzeigebau glücklich. Es wurde umgebaut, umgeplant, umgewidmet,
geschlossen und neu eröffnet – aber die Zeil-Galerie blieb ein Sorgenkind und Groschengrab.
Architektonisches Gruselkabinett |
Nun wird ein gewaltiger und
staubiger Schlussstrich gezogen: Der Bau, der noch keine 25 Jahre alt ist, wird
abgerissen.
Was hat das Ganze nun mit Limburg
zu tun?
Eine Menge, eventuell. Die
Vorgänge in Frankfurt zeigen, dass es durchaus möglich sein kann, einen
fundamentalen Fehler baulicher Natur relativ zeitnahe nachhaltig zu
korrigieren. Wenn man den Mut hat, es anzupacken.
Bevor ich wieder zu lange warte (wie
mit der Brückenbebauung…) und ein Investor oder gar Politiker dann mit meiner
Idee um die Ecke kommt, presche ich diesmal frühzeitig vor. Sicher werden mich
sehr viele für wahnsinnig erklären, laut lachen, mit dem Finger auf mich zeigen
– und sich dann in die Hinterzimmer und Büros zurückziehen, alle Türen
verschließen, die Abhörabwehranlagen aktivieren und dann das Ganze mal
besprechen und durchrechnen.
Gut so.
Welche Visionen streichen denn
nun durch meinen Kopf?
Ganz einfach.
Limburg nimmt unter den Städten,
die in den 70er Jahren mit Mitteln aus der Sanierungsgebietsförderung die mit
Abstand grässlichsten Bausünden begangen haben, einen absoluten Spitzenplatz ein. Das „Neue Rathaus“ ist dabei die
übelste Errungenschaft, die immer wieder Ziel von Exkursionen von Architekturstudenten ist,
denen vor Ort gezeigt werden soll, wie man es auf keinen Fall machen darf. Von
einer sensationellen Geschmacksfreiheit und mehr der Bunkerbau-Mentalität des
kalten Krieges verhaftet als der Ästhetik verschrieben, ist das abstoßende
Sammelsurium aus Treppen, Ebenen, Terrassen und verwinkelten Gängen
stahlarmierte Dysfunktionalität.
Aber nicht nur das. Was einst als
Bau für die Ewigkeit gedacht war, ist durch und durch marode. Die Sanierung von
Teilen der Kohlmaier-Halle soll 4,5 Millionen € kosten. Ein Umbau nur des
Erdgeschosses des Rathausturms ist mit über 600.000,-- veranschlagt. Also sind
schon jetzt mehr als 5 Millionen erforderlich, um das Bauwerk wenigstens zu 1/4
nutzbar zu halten. Wenn man die galoppierende Selbstvermehrung einmal
kalkulierter Kosten in Betracht zieht, die in Limburg der Beobachtung nach
offenbar unvermeidbar ist, kann man getrost davon ausgehen, dass die
Sanierungskosten den zweistelligen Millionenbetrag erreichen werden.
Vergewaltigtes Denkmal |
Und das wird erst der Anfang
sein. Der Rest des Bruchbaus wird ja mit der Zeit nicht besser und das gesamte
70er-Jahre Ungetüm wird weiter den Qualitäts- und Planungsmängeln seiner Zeit Tribut
zollen müssen.
Das neue Rathaus nebst Stadthalle
wird also, nicht anders als die Zeil-Galerie, ein Fass ohne Boden bleiben.
Deshalb meine Idee: Hau weg den
Scheiß.
Das gesamte Gruselkabinett gehört
ABGERISSEN! An seiner Stelle könnte man ein modernes und dem Stadtbild
angemessenes Ensemble errichten, das an das alte Rathaus anschließt, ohne es zu
vergewaltigen. In diesem neuen Bürger- und Verwaltungszentrum könnte alles
untergebracht werden, was eine lebendige Kommune heute braucht.
Stadtverwaltung, Bürgerbüro, Sitzungs- und Veranstaltungsräume, die den Namen
verdienen, Lokale, Freizeiteinrichtungen und Räumlichkeiten für Vereine. Der blinde,
tote Fleck mitten in der Stadt könnte so zu einem Zentrum des öffentlichen
Lebens mutieren.
Ausweichquartier mit jeder Menge Platz |
Dem obligatorischen Aufschrei:
Was das alles kostet! kann ich entgegnen: Nirgends steht geschrieben, dass eine
Stadt ein Rathaus als EIGENTÜMER haben muss. Nichts spricht dagegen, dieses
große, neue City-Zentrum in privater Trägerschaft zu errichten. Die Stadt
Limburg wäre dann mit ihren Büros und Einrichtungen Mieter und der Investor
hätte für einen Großteil seiner Immobilie auf lange Zeit zukunftssicher seine
Rendite festgeschrieben. In vielen Orten gibt es Sale-and-lease-back
Operationen der öffentlichen Hand. Wie wäre es denn einmal mit einem
Build&Lease-Modell, bei dem die Immobilie von vorn herein für den
kommunalen Langzeitmieter geplant und errichtet wird?
Finanzkräftige Investoren, die
ein solches Projekt stemmen könnten, gibt es vor Ort einige.
Sicher findet man in diesen
Überlegungen eine ganze Reihe von Faktoren, die zwingend zu berücksichtigen sind. Für eine längere
Übergangszeit müssten Ausweichquartiere gefunden werden. Aber das sind lösbare
Fragen. Es gibt zum Beispiel ein Objekt in städtischer Hand, das Tausende von
Quadratmetern hat und gerade aufwändig saniert wurde. Es wäre kein Problem,
einen großen Teil der Verwaltung vorübergehend im Limburger Schloss
unterzubringen.
Nun habe ich es also getan.
Der Vorschlag ist in der Welt.
Mal sehen, ob irgendjemand dazu
etwas zu sagen hat…
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