Der neue Papst macht es vor: Mauern einreißen,
Grenzen überwinden, auf andere zugehen, mit einem offenen Ohr für deren Sorgen
und Nöte. Der der lokale Ableger der katholischen Kirche folgt dem Beispiel
überraschenderweise nicht nur, sondern stellt sich geradezu an die Spitze der
Bewegung.
Doch leider hat man beim Bistum Limburg mal wieder etwas vollkommen falsch verstanden. Es geht beim päpstlichen Vorbild um Taten im übertragenen Sinne. Nicht im realen.
Es geht nicht darum, sich nach Möglichkeit an jedem
Ort als Generalbauunternehmer zu verstehen und zu gebärden. Es geht nicht darum,
an jeder denkbaren (und oft genug undenkbaren) Stelle der Stadt Limburg Mauern
und Wände abzubrechen, dabei jede Grenze zu überschreiten und Sorgen und Nöte
bei anderen zu verursachen.
Aber genau das ist aktuell wieder einmal der Fall.
Gerade erst hat der Bewohner der Altstadt den
jahrelangen, teils kombinierten Terror aus Schwerlastverkehr und
Schiefergehämmer zwischen Palastbau und Stadtkirchenrenovierung hinter sich
gelassen, wird die nächste (Überraschung!) Baustelle eröffnet.
Die am Roßmarkt gelegene Wohnanlage aus diversen
Reihenhäusern ist nun wieder im Fokus der aktivsten Abteilung des Bischöflichen
Ordinariats – und man macht absolut kein Geheimnis daraus, dass auch hier
Großes entsteht. Wichtiges. Und vor allem Lautes.
Es scheint für Baumaßnahmen an diesem
Gebäudekomplex, der dem Vernehmen nach als Quasi-Altersheim für pensionierte
Pfarrer dient, nur eine einzige, geeignete Zeit im Jahr zu geben: Hochsommer,
Schulferien. Wohlgemerkt, es geht nicht darum, dass Dächer gedeckt oder
Dachstühle erneuert werden müssten. Es geht um exzessiven Innenausbau mit
Abriss, Mauerdurchbrüchen und vor allem Bohr- und Presslufthammereinsatz, dass
es eine Freude ist. Bei geöffneten oder entfernten Türen und Fenstern. Ohne
Rücksicht auf Ruhebedürfnis von Anwohnern bzw. die geistige Leistungsfähigkeit
derer, die in nahegelegenen Büros kreativer Arbeit nachgehen wollen, ohne dass
ihnen dröhnend jemand im Kopf herumbohrt.
Corpus. Nicht christi. Delicti. |
Seit Jahren geht das nun so. Kaum traut sich die
Sonne einmal ein paar Tage am Stück hervor, fällt den Verantwortlichen ein,
dass man nun unbedingt einem weiteren der Pfarrerhäuser die Eingeweide
herausreißen muss. Es scheint absolut undenkbar zu sein, dass einer der neuen Pensionäre
eine Wohnung dort auch nur betritt, wo ein Vorgänger mit seinen Fußpilzsohlen
die Badezimmerfliesen berührt hat. Nein, das geht absolut nicht, also braucht
jeder Bewohnerwechsel automatisch neue Sanitäreinrichtung und die alten
Wandverkleidungen, die offenbar in Stahlbeton gegossen wurden, müssen mit
größtmöglichem Aufwand heruntergeprügelt werden. Ab 7:00 Uhr Morgens und bevorzugt
zwischen 12 und 14 Uhr Mittags, damit auch ja jeder mitbekommt, dass dort
GEARBEITET wird.
Das reicht aber noch nicht. So wie es aussieht,
erwirbt jeder Pensionär mit dem dortigen Wohnrecht offenbar auch die Option,
den Grundriss seines Appartements vollkommen neu nach seinen Wünschen gestalten
zu lassen. Zum Tapezieren jedenfalls muss kein Mensch Wände heraushauen.
Für normal denkende Menschen ist es einfach nicht
zu verstehen, warum, für den Fall, dass tatsächlich eine Generalsanierung eines
Gebäudes erforderlich ist, diese nicht in einer einzigen, konzentrierten
Maßnahme erfolgen kann. Warum, wenn es sich ausschließlich um Innenausbauten
handelt, können diese nicht in einer Zeit erfolgen, in der der Mensch nicht
gezwungen ist, alle Fenster aufzumachen, um wenigstens halbwegs erträgliche
Temperaturen in Häusern und Büros zu erreichen? Warum kann man solche Arbeiten
nicht ausführen, wenn sowieso alle Baufirmen verzweifelt auf der Suche nach
Aufträgen sind, die NICHT im Freien auszuführen sind? Die Jahreszeit nennt sich
„Winter“.
Warum ist es in Limburg und am Rossmarkt unverzichtbar,
in jedem, aber auch wirklich jedem Sommer seine Nachbarn mit größtmöglicher
Effizienz und Ignoranz durch Baulärm zu schikanieren?
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