Ab und zu lohnt sich ein Blick über den eigenen Gartenzaun, wenn man gerade
dabei ist, sich selbst wegen der Schnecken im Salat zu sehr zu bedauern. Bisweilen sieht man dann nämlich, dass beim Nachbarn die Heuschrecken wüten. Der Mensch in der Limburger Altstadt
braucht das Auge gar nicht so weit schweifen zu lassen. Es reicht
vollkommen, einmal über die Grabenstraße zu sehen, die die Altstadt von der
Neustadt trennt.
Der Altstadtzooinsasse muss sich ganz sicher oft genug als minderwertiges
Wesen empfinden, dem von realen und selbsternannten Machthabern ein Gutteil der
Bürgerrechte kurzerhand entzogen wurde.
Wer am Neumarkt wohnt, der hat
jedoch richtig verloren.
Haust der Altstädter noch wenigstens in einem
attraktiven Ambiente, findet sich der Neumarktanrainer in einem Sammelsurium
feuchter Träume der Betongießerfraktion der Siebziger wieder. Doch die
abgrundtiefe Häßlichkeit, die nur von vereinzelten historischen Bauten
aufgelockert wird, ist nicht das Kardinalproblem. Der Neumarkt als größter
Platz der Innenstadt wird nämlich so exzessiv kommerziell und für andere
Veranstaltungen genutzt, wie es in zivilisierten Gegenden eigentlich nur in
einem reinen Gewerbegebiet statthaft ist. Doch genau DAS ist die Neustadt eben
nicht. Auch dort wohnen Menschen, also diese so leicht zu übersehenden
Weichziele kommunaler Maßnahmen und Entscheidungen. Nur interessieren die noch weniger als die Altstadtbewohner.
Steht. Noch oder schon wieder? |
Es war wohl nicht zuletzt der Dom-Zoo-Blog, der einen mehr als
leidgeprüften Anwohner des Neumarktes dazu animierte, etwas Ähnliches auf die Beine zu
stellen. Was Unbefangene unter http://limburgneumarkt.blogspot.de lesen müssen, ist mehr als hart. Gegen die Sorgen und Nöte der Neumarktanwohner jammert der Altstädter tatsächlich
auf hohem Niveau. Bevor aber jetzt alle Abwiegler und behördlich-politischen
Schön- und Kleinredner aufspringen und triumphierend johlen „Haben wir doch gesagt!“: Die
Behandlung der Altstädter Limburgs ist nach wie vor ignorant, überheblich und
vielfach gegen Recht und Gesetz.
Wir bauen für... Ja, für wen? |
Was die Anwohner des Neumarkts jedoch täglich erdulden
müssen, ist einfach nur kriminell. Das Recht auf Ruhe und Schlaf ist für die
umliegenden Häuser beispielsweise offenbar vollständig gestrichen worden. Nicht
nur bei den Baumaßnahmen für das kommunale Kaugummi-Museum („neues Pflaster“)
sowie Warenhäuser schert man sich einen Dreck um Lärmschutzverordnungen und
Tageszeiten. Auch die exzessive Frequenz von Veranstaltungen auf dem Platz
bereitet den Anwohnern im Wochenrhythmus mehr als schlaflose Nächte. Dabei werden die verzweifelten Bürger dort
von Polizei, Bau- und Ordnungsamt kalt lächelnd alleine gelassen. In kafkaesker
Manier schickt man diejenigen, die sich gegen den Terror zur Wehr setzen
wollen, von Pontius zu Pilatus und zurück und einjeder Schreibtischbesitzer weiß
nur immer ganz genau, wofür er NICHT zuständig ist. Vor allem nicht jetzt. Und außerdem ist jetzt Feierabend. Oder Wochenende.
Wir wünschen den armen Nachbarn jenseits des Grabens das Beste,
Energie und Stehvermögen im Kampf um ihre Bürgerrechte und ihre körperliche
Unversehrtheit!
Zumindest in Gedanken sind wir bei Euch.
Und kämpfen unsere eigenen Kämpfe weiter. Dass es anderen noch
schlechter geht, bedeutet nämlich noch lange nicht, dass man sich dankbar mit
der durch Dritte verursachten, eigenen miesen Lage abfinden muss.
Vielen Dank für die Solidarität mit den lärmgeplagten Bewohnern des Neumarktes. Langsam werden es immer mehr, die sich mit dem Ignoranzgebaren unserer Limburger Behörden nicht mehr abfinden wollen. Dabei spielt es keine Rolle, ob Bewohner des Neumarktes oder der Altstadt. Wünschen wir uns weiterhin viel Ausdauer, vor allem Gesundheit und Kraft, dass unsere gemeinsamen Probleme von den Ämtern und Dienstellen doch noch gehört und berücksichtigt werden. Die Hoffnung stirbt zuletzt....
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