Donnerstag, 5. September 2013

Bistum nach Disney-Art?




Mit weit aufgerissenen, großen Augen stakst er auf wackeligen Beinen staunend durch eine ihm unbekannte, fremde und beängstigende Welt und fürchtet sich vor der Attacke eines Schmetterlings. Sein Erscheinungsbild hat dem Bischof von Limburg einen Spitznamen eingetragen, der zurzeit rasend schnell die Runde in der Domstadt macht: Bambi.
Es gibt tatsächlich einige Parallelen. In Bambis Welt dominieren schwülstige Musik und schmalzige Songs, man spricht kaum miteinander und wenn es hart auf hart geht, ruft das Rehlein nach seiner Mama.
Doch der Bambi Disneys hat echte Freunde. Und er wird am Ende ein stattlicher Hirsch.
Da endet der Gleichklang. Dass aus dem Limburger Kitz noch einmal ein aufrechtes, männliches Wesen werden könnte, das souverän sein Revier beherrscht, ist sehr, sehr unwahrscheinlich.
Zumindest die Ereignisse bzw. Nichtereignisse der letzten Tage sprechen eindeutig dagegen.
Fünfmal war der Stellvertreter in der Presse, seit er überregional Limburg auf die Landkarte und jedem Fahrer mit LM-Kennzeichen Reaktionen zwischen Mitleid und Spott gebracht hat („Was habt IHR denn da für einen…“).
Wer sich selbst erhöht, soll...
Und fünfmal platschte er für die, die genau hinsehen und hinhören auch gleich wieder knöcheltief in den Fettnapf der dilettantischen Öffentlichkeitsarbeit.
Statt sich dem zu stellen, was er da verursacht hatte, kletterte der Limburger Papst im Wartestand a. D. als Allererstes gleich wieder an Bord eines Flugzeugs, jettete nach Rom und weinte sich dort an einer männlich-starken Schulter aus. Man ließ verlauten, er hätte Unterstützung und Beistand erfahren.
Welcher Art, darüber schwieg man sich aus.
Dann folgte der erste öffentliche Auftritt, den Presse und Fernsehen gerne als High-Noon in FFM gesehen hätten. Aber glitschig wie immer entwand TvE sich allen verfänglichen Fragen. Nur eine Wirkung hatte die Berichterstattung ganz offensichtlich. Das bajuwarische Schlachtschiff war im Hafen geblieben und man war mit einem Passat gen Main gesegelt. Als ob dieses Zugeständnislein irgendetwas daran ändern würde, dass das Gefährt nun einmal vorhanden ist und nur allzu gerne genutzt wird (insbesondere für rasante Stadtfahrten, wie am letzten Freitag zu beobachten…).
Dann folgte der ganz, ganz große Befreiungsschlag. Sozusagen. Dachte man auf dem Domberg.
Man gewährte ein Interview, in dem offen jede Frage erlaubt war. Heißt es. Und wer waren die kritischen Journalisten? Befehlsempfänger des in seiner Diözese ähnlich beliebten Kardinals Meissner. Ein katholisches Radio aus Köln, von dem hierzulande noch nie jemand etwas gehört hatte, führte das Interview, das TvE „spontan“ zusagte.
Man muss schon sehr viel glauben, wenn man hier nichts anderes als eine abgekartete und abgesprochene Sache sieht. Das Ergebnis war dann entsprechend und vor allem entlarvend. Sogar bei pseudokritischen, dreimal gesiebten Fragen war der Bischof von LM nicht in der Lage, eine Antwort zu geben, die wirklich etwas mit der Frage zu tun hatte.
Karnevalistisch waren seine Auslassungen zum Bischofspalast und der Frage nach den Kosten. Ja, wunderbar, dass nachgefragt würde, denn man würde in den nächsten drei Wochen sich nach Kräften bemühen, Antworten zu geben. Aber jetzt ginge das noch nicht.
Der Erstklässler fragt sich, was das Problem ist.
Da liegt ein Stapel Rechnungen.
Dort ist ein Taschenrechner. Die große Taste, mit dem kleinen Finger zu bedienen, das ist das PLUS. Die drückt man, nachdem man einen Rechnungsbetrag eingetippt hat. Immer wieder. Bis keine mehr da ist. Dann hat man am Ende etwas, das heißt SUMME.
Jeder, der von dieser Welt ist, kann das. Fortschrittlichere Menschen benutzen zu solchen Zwecken sogar sogenannte Computer mit Tabellenkalkulationsprogrammen. Muss man aber gar nicht. Dafür hat man teuer bezahlte Spezialisten.
Wer sich ein Haus bauen lässt, bekommt von seinem Architekten periodisch eine Aufstellung, in der die kalkulierten Kosten den wirklichen bzw. beauftragten gegenübergestellt werden.
Dann weiß man, wieviel man ausgegeben hat, wieviel man ausgeben wird und was das mit dem zu tun hat, was man ausgeben wollte.
Wie gesagt, so läuft das in dieser ach so weltlichen Welt…
Das war also das Radio-Interview. Andere Medien wurden nicht bedient.
Der nächste Schritt zum freudigen Offenseinwirkensollen war ein Quasi-Hirtenbrief, der überall verlesen werden sollte. Eine Seite voll inhaltsfreier Phrasen, die trotzdem ein gewisses Presseecho hervorriefen und für Überschriften sorgten wie „Bischof gibt Fehler zu“.
Ähm…
Nein.
Tut er nicht.
Wer den Brief wirklich liest, wird feststellen, dass von „Fehlern“ an keiner Stelle die Rede ist. Lediglich von Dingen, die er im Rückblick anders angehen würde. Ohne diese zu benennen. Dass man etwas anders machen würde, hätte man im Angesicht des Resultats noch einmal die Wahl, ist genauso menschlich wie selbstverständlich. Hätte ich gewusst, dass ich davon Bauchschmerzen bekomme, hätte ich die Currywurst nicht gegessen…
Einen Fehler zugeben, zu bedauern und sich bei denen, die unter dieser falschen Entscheidung leiden zu entschuldigen, das ist etwas Anderes.
Etwas völlig Anderes.
Das „Schreiben“ enthält nichts, das zu irgendeiner Hoffnung Anlass geben würde, es hätte irgendeine Art von Erkenntnisprozess unter der Mitra eingesetzt. Vielmehr bringt es zum Ausdruck, für wie unglaublich dumm bzw. naiv der Hirte seine Schäflein nach wie vor hält.
Alle.
Im gesamten Schreiben ist die Rede von dem, was ER für SICH von ANDEREN wünscht. Vertrauen, Gebete, Gemeinsamkeit, Miteinander. Nirgends ist die Rede davon, was ER dazu beitragen will.
Alles meins. Alles nur für mich.
Nichts hat sich an diesem Habitus geändert.
Das nächste Häppchen mit Beruhigungstablette folgte nicht viel später.
Mit viel Trara wird verkündet, das sogenannte Diözesane Zentrum würde geöffnet.
Wer da erwartet, nun dürften also alle Dombesucher z. B. in der ehemaligen Privatkapelle sich im Gebet auf das Betreten des großen Baus vorbereiten, der hofft falsch.
Es geht um – Minitourismus mit TvE als Führer.
Ein paarmal in diesem Jahr in handverlesenen, kleinen Gruppen.
Ansonsten bleibt die Panzersperre oben. Der Pöbel muss weiter draußen bleiben.
Passend zum Thema kontert nun der Spiegel. Die Verantwortlichen wären auch arge Dilettanten, hätten sie ihr ganzes Pulver bereits verschossen. Da lagert sicher noch Einiges in den Magazinen. Überall.
Zaun - "von der Bauaufsicht gefordert"?
Nun kam also die erste Salve der Reserve. Es gibt Bilder. Jede Menge Bilder aus der Bauzeit. Trotz des doppelten Sichtschutzzauns, der nach der falschen und dokumentierten (im Rahmen der Indienflugstory aber völlig untergegangenen) Behauptung von TvE keineswegs von der Bauaufsicht befohlen worden war. Trotz Schlägertrupps mit Bauhelmen, die Touristen und Journalisten, die einmal rasch auf den Auslöser drücken wollten, wenn einmal ein Tor aufging, mit Gewalt bedrohten. Und diese Bilder sprechen eine sehr eindeutige Sprache von Protz, Prunk und hemmungsloser Geldverschwendung, von immer neuen, immer schwieriger zu erfüllenden Sonderwünschen und mehr. Vom Abriss bereits fertiggestellter Gewerke und Entscheidungen nach Gutsherrenart.
Aber ja, er wird alle Fragen dazu beantworten.
Wahrscheinlich mit dem Habitus der hessischen Spezialität der „brutalstmöglichen Aufklärung“…
Und nun?
Ein paar Wochen sind vergangen, aber irgendwie will sich die erflehte Hörigkeit des Volkes, äh, wollen sich die Gemeinsamkeit und das Miteinander nicht einstellen.
Es funktioniert nicht, muss der kirchliche General in seinem Labyrinth am Dom feststellen. Und wieder sind es nicht die bösen „linken“ Medien, sondern die Konservativen, die den Ton vorgeben. Berufene Münder verkünden in ihren Analysen, dass TvE nicht der Mann ist, der zu irgendeiner Art von Selbstkritik oder gar Umdenken fähig ist.
ALLES, was er seit dem Aufstand im Dom zu Frankfurt unternommen hat, bestätigt diese Einschätzung.
Es wird sich also nichts ändern.
Es wird weiter Phrasen und Verlautbarungen und weinerliche Statements verletzter Eitelkeit geben.
Und ansonsten wird der Herrscher vom Dom weiter das tun, was er will.
Ein paar Fanboys und Girls hat „unser Bischof“ ja immer noch, die denken, der Weg in den Himmel führe über eine Schleimspur. In einem grotesken Aufstand der Strickstrumpfsandalen-Omas zogen diese schon zu Felde, stopften in Sytterlin gestochene Drohbriefe in die Briefkästen von Kritikern und klauten Unterschriftenlisten.
Aber ob diese Geriatrie-Division an Kreuzfahrern es schaffen wird, das Bambi vom Dom zu retten?
Zweifel sind angebracht…


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