Mist. Mist, Mist, Mist, Mist!
Hätte ich doch! Aber nein, da denkt man, auf so etwas kommt sowieso kein
Mensch. Lass Dir Zeit, recherchiere noch ein wenig mehr, sprich mit Statikern,
fahre endlich nach Mainz und mach noch ein paar schöne Bilder, wenn Du schon kaum welche lizenzfreie
im Netz findest – und dann präsentierst Du die Idee, die Du ja schon im Gartenschaubeitrag angedeutet
hast, schön groß als Überraschung in deinem Blog.
Und jetzt das!
Pleite auf der ganzen Linie.
Durch eine der bekannten und
beliebten Hinterzimmerindiskretionen ist vorzeitig bekannt geworden, dass es ein
Unternehmen gibt, das die alte Autobahnbrücke von Limburg vor dem Abriss retten will und
stattdessen darauf bauen. Häuser, Wohnungen, Büros, Hotels, was weiß ich.
Es ist nicht ganz diese Idee, die
ich als die eierlegende Wollmilchsau der Lösungen an sich präsentieren wollte,
aber die Richtung stimmt.
Demnächst die BrückenSTADT? |
Nach Fertigstellung der neuen
Autobahnbrücke sollte die alte in einer mehrjährigen Semtex- und Presslufthammerdauerbeschallungsterroraktion
in mundgerechte Portionen zerkleinert werden. Für zum jetzigen Zeitpunkt
veranschlagte 4 Millionen Euro.
Eigentlich eine Schande, dachte
ich. Etwas zu zerstören, das grundsätzlich intakt ist. Nur eben für die einmal
konzipierte Nutzung nicht mehr so gut geeignet. Doch wenn keine Autos mehr
darüber fahren sollten, heißt das ja noch lange nicht, dass die Brücke deswegen
einstürzen würde.
In grauer Vorzeit lebte ich
einmal in Mainz. Dort gab es nicht nur ein Bauwerk zwischen Rhein und Neustadt,
sondern es gibt dieses noch immer und es nennt sich „Grüne Brücke“. Es handelt
sich um eine Fußgängerüberführung, die die Hauptverkehrstraße überspannt und
die, wie der Name schon sagt, im großen Stil gärtnerisch gestaltet ist.
Die Stadt Limburg sieht sich
bemüßigt, die Bewerbung für eine Landesgartenschau zu betreiben, ohne über
nennenswerte Grünflächen zu verfügen.
Aber was wäre denn, so mein
Gedanke, wenn man nach Mainzer Vorbild die ehemalige Autobahnbrücke in ein
grünes Paradies verwandeln würde. Nur eben 50 mal so groß?
Eine solche Aktion hätte eine
große Zahl unmittelbarer und indirekter Vorteile.
Der Abriss an sich bliebe der
Stadt erspart, der über Jahre hinaus für eine exzessive Lärmbelästigung sorgen
würde. Limburg würde eine echte Attraktion erhalten, die man darüber hinaus
beim Vorüberfahren im Zug und auf der Autobahn immer sehen würde und die
alleine daraus die Neugier wecken würde. Das weltweit einzigartige Projekt
könnte Limburg endlich einmal positiv in die Schlagzeilen bringen. Was bekanntlich zur Zeit kein Fehler wäre...
Für alle: Die Grüne Brücke in Mainz |
Verkehrstechnisch gesehen, ist
diese Brücke durch nichts zu überbieten. Sie ist beidseitig per Autobahn direkt
zu erreichen. Es wäre kein Problem, die bestehenden Anbindungen einfach zu
belassen, von Norden und Süden jeweils eine Auf- und Abfahrt zur neuen Brücke
bzw A3 zu ergänzen und die übrigbleibenden Straßenflächen als Parkplätze für
Busse und PKW einzurichten. Damit wäre eine Mehrbelastung an Verkehr für die sowieso infarktgefährdete Infrastruktur problemlos zu vermeiden, trotz wahrscheinlich riesiger Besucherzahlen.
Von der Brücke aus wäre der
Bereich, der ggf. als einziger für die Gartenschau zu nutzen wäre, weil er
abgesperrt und gestaltet werden könnte, nämlich der Greifenberg, problemlos zu
erreichen. Für die Veranstaltungszeit könnte der Gesamtkomplex zu einer
Einheit zusammengeschlossen und eingezäunt werden.
Auf der Brücke selbst könnte in
unterschiedlichen Themengestaltungen gearbeitet werden und Gastronomie an
verschiedenen Stellen platziert werden.
Nach dem Ende der Gartenschau
würde Limburg eine große Attraktion behalten. Spielplätze, Beachvolleyball,
Beachsoccer und Kunstrasenkleinfelder könnten integriert werden, um ein
umfassendes Freizeitangebot für alle Altersgruppen anzubieten.
Die Finanzierung des Vorhabens
wäre ebenfalls mit etwas Fantasie und Verhandlungsgeschick in weiten Teilen zu
sichern.
Das Angebot an die Bundesrepublik
Deutschland müsste lauten: Wir übernehmen als Stadt das Bauwerk vollständig.
Aber dafür erhalten wir die Summe, die als Abrisskosten in der Kalkulation für
den Neubau vorgesehen waren.
Die Idee, die Brücke nicht
zu demolieren, ist meiner Ansicht nach in jedem Fall die richtige und müsste mit
allem Nachdruck verfolgt werden. Ob es allerdings von Vorteil wäre, dieses
Bauwerk gerade dem einen Privatinvestor auszuliefern, dessen persönliche,
wirtschaftlichen Interessen bereits jetzt den städtischen Investitionshaushalt
leersaugen, wäre eine Frage, die sich die Stadtverordneten stellen müssten. So
sie denn überhaupt gefragt und nicht wieder einmal vor vollendete Tatsachen
gestellt werden, die sie abzunicken haben.
Das Fazit lautet für mich: Brücke
erhalten unbedingt. Aber wenn, dann in einer Nutzung, die allen Limburger
Bürgern zu Gute kommt und nicht nur den Interessen eines Einzelnen dient.
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