Mittwoch, 22. Mai 2013

Der Bauherr vom Dom



Drei lange Jahre terrorisierten täglich die heiligen LKW die Bewohner der Altstadt. Im Gegenverkehr krochen sie die Nonnenmauer hoch und runter, zerdrückten das Pflaster, schabten an Häusern und brachten die Gläser in den Schränken zum Klingen, Bilder zum Abstürzen und Wände zum Reißen.
Dann war sie fertig, die feudale Residenz des Bischofs von Limburg, deren hochgradig zweifelhafte Gestaltung, Genehmigung und Finanzierung immerhin bewirkt hatte, dass diese Stadt bundesweit in die Schlagzeilen kam.
Doch falls die Altstadtbürger nun denken, sie hätten ihre Ruhe wieder, soweit sie diese als Bewohner dieses historischen Viertels jemals haben, haben sie sich geirrt.
Ein-Mann-Kapelle
Alles sicher
Das Tor, das mit seiner Panzersperrenoptik und Rundumüberwachung per Kamera so fatal an den Eingangsbereich von Botschaften totalitärer Staaten in Berlin erinnert, ist kaum geschlossen, da hört man die neuesten Gerüchte. Nicht etwa offizielle Verlautbarungen, nein, in bester Limburger Tradition munkelt man nur, was  offensichtlich wieder in Hinterzimmern im Rahmen von Weinproben im kleinen Kreis beschlossen wird.
Es soll wieder gebaut werden, auf dem Domberg. Diesmal soll ein Empfangsraum für die Gläubigen entstehen. Die gläubigen Katholiken. Also ein öffentlicher Raum, dessen Errichtung und Integration in den bischöflichen Prunkbau problemlos herzustellen gewesen wäre. Doch der Klerus wollte hinter der Stahlbarriere unter sich bleiben.
Dass ein solches Gebäude auf dem Domberg erforderlich ist, ist allem Anschein nach ein völlig neuer Gedanke. Der über Nacht vom Himmel fiel.
Bischöfliche Kollateralschäden
Was allerdings nur den mit Limburger Verhältnissen nicht eng Vertrauten verblüfft, ist die Selbstverständlichkeit, mit der nun wieder vorausgesetzt wird, dass dieser Empfangsraum auf STÄDTISCHEM Gelände gebaut wird. Auf einem Stück Land, dessen parkartige Struktur durch die Baumaßnahmen rücksichtslos zerstört wurde. Und dessen Rückbau zur Grünanlage nicht etwa auf Kosten dessen, der es so nachhaltig beschädigt hatte, erfolgen sollte. Sondern durch Geld der BÜRGER.
Und die üblichen Lautsprecher in Parlament und Magistrat schwiegen und nickten. 
Wieder einmal. Nun soll die Stadt Limburg und damit deren Bürger wieder den Geldbeutel öffnen, für Belange der Katholischen Kirche. Altstadtsatzungen, Sanierungsgebiete, Bauvorschriften, Denkmal- und Naturschutz, alles wird natürlich wieder keine Rolle spielen für diesen einen, einzelnen Sonderfall.
Die nächste Periode des klerikalen Lastwagenterrors steht bevor – und das hat alles seine Ordnung.
Nahezu niemand fragt: Wozu? WER soll das bezahlen? Und warum? Hat die katholische Kirche auf dem Domberg keine Räume? Ist nicht das Beinhaus mit Riesenaufwand saniert worden, liegt direkt neben dem Dom und wird nur 1,278mal pro Jahr benutzt? Ist die Kirche nicht im Besitz des kleinen Barock-Palais hinter dem Dom, das sie aber nur als begehbaren, bischöflichen Seidenkleiderschrank missbraucht? Hätte die katholische Kirche nicht bereits vor 20 Jahren das Limburger Schloss, das sie ja sowieso zum überwiegenden Teil nutzt, zum Nulltarif übernehmen und für ihre Zwecke herrichten können? Wäre nicht angesichts der 10 Millionen Euro Baukosten für den bischöflichen Hochsicherheitstrakt wahrlich genug Geld für all das dagewesen? 
Objekt der klerikalen Begierde
Fragen über Fragen, die nicht gestellt und damit nicht beantwortet werden. Und diejenigen in Parlament, Magistrat und Verwaltung, die nach Recht und Gesetz Sachwalter der Interessen und des Vermögens der Bürger sein sollten, spielen das sattsam bekannte Spielchen mit. 


Der Klerus befiehlt.

Der Laie nickt und tut.

Untertänig.

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