Dienstag, 15. Oktober 2013

Die Lügner von Limburg



Es sind dieser Tage Tränen geflossen, in Räumen mit kruzifixgeschmückten Winkeln. Echte Männertränen, in Strömen, hinter verschlossenen Türen, in erlesenen, kleinen Kreisen. Heißt es. Genaues weiß man nicht, denn man war ja nicht dabei und ist auf Angaben und Aussagen von Menschen angewiesen, deren Wahrheitsliebe und Zuverlässigkeit einer eingehenderen Untersuchung bedürfte.
Was sicher zu sein scheint: Hat es sie wirklich gegeben, waren es ganz bestimmt Krokodilstränen.
Auf der Jagd
Bundesweit wird gerade eine dürre Sau durchs Dorf getrieben, wie man es schon lange nicht mehr erlebt hat, und nach wie vor setzen sich mit spitzen Stöcken diejenigen an die Spitze der Meute, die sich noch vor wenigen Tagen mit besagtem, gehetzten Tier genüsslich im Sumpf der Wahrheitsdynamik suhlten.
Der Papst sitzt in Rom und Rom ist weit, war die Devise in Handeln und Denken an den Schaltstellen des Bistums. 
In Rom ist nun auch der Bischof und alle hoffen, dass er entweder genau dort bleibt oder von da aus an eine Stelle expediert wird, die seinen theologischen Talenten mehr entspricht als seinen irdischen Begierden und Gelüsten.
Strafe, Schande, Verdammnis, Schmutz, Dreck und kleine Steinchen über den Mann, denn er hat gelogen.
Heißt es.
Aber ist er denn der Einzige?
Was ist zum Beispiel von einem Dom-Baumeister zu halten, dem jede Abrechnung und Kostenaufstellung vorgelegt wurde, dem jeder einzelne, neue Bauantrag und jede Änderung bekannt waren, der aber überhaupt keine Probleme damit hat, bei „Informationsveranstaltungen für die Bürger“ Baupläne zu präsentieren, die mit der Realität überhaupt nichts mehr zu tun hatten. Und der nicht müde wurde, weiter einen Gesamtetat von unter 6 Millionen verbreiten zu lassen, als er schon längst über die realen Zahlen im Bilde war?
Oder wie sieht es mit dem Triumvirat aus, das angeblich zur Kontrolle verpflichtet war, vom Bischof aber als höriger und williger Abnickverein aus eitlen Titelsammlern installiert wurde.Von Diesem „Rat“ wurden zweimal gute 15 Millionen bewilligt. Angeblich dachte man, es sei zweimal dasselbe Geld. Heißt es. Aber ändert das denn irgend etwas?
Ist denn das Schweigen besser als das direkte Verbreiten von sachlich unrichtigen Tatsachen?
Auf der einen Seite stehen Verlautbarungen bezüglich von Baukosten von unter 10 Millionen, während man auf der anderen Seite bereits ein gutes Jahr vorher ganz genau WUSSTE, dass selbst diese Zahl um das Dreifache überschritten würde. Ganz sicher und nach eigener Aussage jedoch um mehr als 50%. Da gab es nicht ein einziges Stirnrunzeln, kein Nachfragen oder Nachhaken. Da war offenbar nur das selbstgefällige und augenzwinkernde Einverständnis logenbrüderartiger Natur, ein „wir hier, dort der Rest der dummen Menschheit“.
Erst als offenbar wurde, dass man all das geheime Treiben eben nicht mehr geheim halten konnte, da wurde eine pseudomoralisch entrüstete Flucht nach vorne angetreten, um die eigene Haut zu retten. Man muss sich fragen, wieviel Überzeugung dahinter steht – und wieviel Angst. Nicht nur um den eigenen Ruf. Denn es stellt sich eine weitere, eventuell existentielle Frage: Ist ein Aufsichtsgremium, das in einer solchen Weise entweder eklatant versagt hat oder sogar durch aktive Mitwirkung ermöglicht hat, genau die Regularien zu umgehen, deren Überwachung die nominelle Aufgabe war, nicht am Ende sogar regresspflichtig?
Haus ohne Hüter (pl)
Auch das "Argument", man hätte ja nicht damit rechnen können, dass einem nicht die Wahrheit gesagt wird, zieht angesichts der Vorgeschichte des Hauptredners nicht. War er doch nichts weniger als der General eines Mannes, der für seinen mehr als eigenwilligen Umgang mit Realitäten sowie Geldern fragwürdiger Herkunft bekannt war. Als "brutalstmöglicher Aufklärer" geriert sich nun der seinerzeitige Haushofmeister selbst und reaklamiert unverfroren alleine für sich die absolute Glaubwürdigkeit.
Es sind aber nicht nur die offen katholischen Würdenträger und Bediensteten, deren Rolle man sich genauer anschauen sollte.
Was ist denn mit den Jubelpersern in öffentlichen Ämtern und unter den Politikern, die so willfährig dem Kirchenfürsten im vorauseilenden Gehorsam und in Form des modernen Ablasshandels vielleicht in der Hoffnung auf die vorzeitige Sicherungen eines Himmelsplatzes auf Wolke 7 die Geschäfte führten und auch heute noch führen? Gab es nicht Menschen an weiteren Schaltstellen, die die Macht gehabt hätten, auf die Bremse zu treten, als alles aus dem Ruder lief? Das, was am Ende auf dem Domberg gebaut wurde, hat ja schließlich mit der ersten, genehmigten Planung nichts mehr zu tun. Jede einzelne Änderung erforderte demnach neue Genehmigungen, die problemlos erteilt wurden. Sofort. Wo der private Bauherr wenn es sein muss auch mal jahrelang alleine auf die „Bestätigung der Vollständigkeit der Unterlagen“ warten muss(te), ging es beim Palast des TvE schnell. Über Nacht. Und selbst wenn immer mal wieder Zweifel bezüglich der Kompetenz der städtischen Ämter angebracht ist, was das Bauen betrifft, kann man dem Limburger in Bezug auf sein größtes Hobby bzw. die zentrale Aufgabe jeder Politik wohl kaum etwas vormachen.
In den zuständigen Büros wussten damit mehr als genug Menschen, was der unlängst in einer Zeitung zutreffend mit Sparkassenästhetik beschriebene Atomschutzbunker tatsächlich kosten würde.
Die Vermutung, dass bei dem rasanten vertikalen Informationsfluss innerhalb der Behörden damit auch die leitende Politik bestens Bescheid wusste, was im Einzelnen vor sich ging, ist sicher nicht allzu weit hergeholt.
Doch man schwieg. Überall.
Die Wahrheit ist ein Gut, das in Limburg allem Anschein nach keiner allzu großen Wertschätzung unterliegt.
Aber nicht nur von Seiten eines einzelnen, einsamen Mannes in den klinisch sterilen und von keiner menschlichen Wärme befleckten Hallen seines Monument gewordenen Seelenspiegels.

1 Kommentar:

  1. Nun der gefährlichste und eigentliche Feind des Bischofs kommt wohl nicht von außen. Interessant zu beobachten, was weiter geschehen wird und wie die "Mittäter" eifrig versuchen sich rauszuwinden.

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