Limburg an sich ist grau. Das zumindest ist der Eindruck,
wenn man sich einer der „Info-Ste(h)len“ bedient, die schon mehrfach hier Thema
waren. Besonders attraktiv oder gar kontrastreich ist die Seite nicht, die sich
auf dem Wisch-und-weg-Monitor präsentiert – was der Lesbarkeit bei Tageslicht
nicht wirklich entgegenkommt.
Aber das ist nur eins von
diversen Problemen mit diesen Gerätschaften und deren Behausung.
Bei Recherchen im Netz bin ich
auf neue Merk- und Denkwürdigkeiten gestoßen, die ich der Öffentlichkeit nicht
vorenthalten möchte.
Hier kriegen Sie geholfen. Oder? |
Vergangenen Sommer präsentierte
sich unser aller BM seinem Hofberichterstatter vor einem der Geräte. Dabei
erwähnte er, dass zwei weitere dieser Rostmanufakturen errichtet werden
sollten. Eine am Rathaus. Und eine an der STADTHALLE.
Letztere hat sich dann offenbar
auf Wanderschaft begeben und soll sich nun vor der WerkSTADT einfinden – ohne
dass dies zu irgendeinem Zeitpunkt irgendeinem entscheidungsbefugten Gremium
auch nur mitgeteilt worden wäre.
Bezüglich dieser
WerkSTADT-Werbesäule wurde der noch Amtierende übrigens (mit Bezug auf meinen
Bericht) gefragt, ob es wahr sei, dass diese Säule dem Betreiber des
Einkaufsparadieses auf Kosten der Allgemeinheit zur gefälligen Nutzung praktisch
teilübereignet werden solle. Er verweigerte mit Ausflüchten jede konkrete
Antwort, was allgemein als eine Bestätigung auf Bürgermeister-Art betrachtet
wird. Meine Darstellung entspricht also den Tatsachen.
Überrascht wurde ich während
meiner Recherchen zu den Stelen davon, dass ich den Inhalt dieser im Netz finden
konnte. Es war mir völlig neu, dass man das, was dort auf den Monitoren zu
sehen ist, auch vom heimischen Computer aus betrachten und bedienen kann!
Wo Dom? |
In besagtem Bejubelartikel fand
ich dann jedoch einen kleinen Nachsatz, in dem dieser Umstand erwähnt wurde.
Der Mensch des 21. Jahrhunderts könnte veranlasst sein, sich bei dieser
Nachricht irritiert am Kopf zu kratzen. Mindestens 80% der Humanoiden, die in
Limburg herumlaufen, Tourist oder nicht, besitzen ein Smartphone. Wozu in aller
Welt sollen diese nun an den Info-Stelen herumfummeln, wenn sie genau dieselbe
Seite auf ihrem eigenen Phon erreichen können?!
Es hätten also Info-Tafeln mit
der sehr einfachen Web-Adresse info.limburg.de gereicht, um Besucher auf diese
Seite hinzuweisen. Oder noch einfacher, mit einem sogenannten QR-Code zum
Scannen könnten sie die besagte LM-Touristeninformationsseite DIREKT aufrufen!
"Schweißnix" |
Sicher, nun könnte man als „Argument“
ins Feld führen, dass gerade die Älteren unter den älteren Touristen nicht über
so moderne Gerätschaft verfügen oder sie nicht bedienen können.
Für diese sollen die Infostelen
doch eigentlich sein.
Oder?
Nun…
Ja…
Gut…
Machen wir doch mal das
Experiment. Versetzen wir uns in die Rolle eines völlig unbedarften und
unvorbereiteten Limburg-Besuchers, den man in unserer schönen Stadt ausgesetzt
hat.
Ich stehe am Rathaus, das äußerst
Unwahrscheinliche ist eingetreten und ich habe die Info-Stele entdeckt,
identifiziert, der Monitor ist online, die Sonne schein NICHT gerade darauf, so
dass ich etwas lesen kann, und jetzt stelle ich die Frage aller Fragen aller
Limburg-Touristen: „Wo geht’s denn zum Dom?“
Das Angebot an Schaltflächen auf
dem Monitor ist ja eher übersichtlich und ich finde rasch den Button:
Sehenswürdigkeiten. Draufgedrückt und… ich bekomme einen Stadtplan von
Google-Maps. Sonst nichts. Auf dem Stadtplan gibt es ein paar Handvoll nummerierter
Pins. Nummeriert. Nicht beschriftet. Kein Dom in Sicht. Wäre ich auf einer
normalen Maps-Seite, könnte ich jetzt wenigstens in das Suchfeld eingeben: Dom.
Geht hier aber nicht. Denn es gibt das Suchfeld nicht. Es bleibt mir also nur
übrig, nacheinander auf die zwanzig spermienartigen Marker zu drücken, um zu
schauen, was sich dahinter verbirgt. Irgendwann erscheint dann tatsächlich ein
Fensterchen mit einem Bild des Doms. Aha. Da ist der also!
Dann wollen wir doch mal…
Ähm…
Ja…
Also…
Die Frage war eigentlich nicht: „Wo
ist der Dom?“. Sondern: „Wie komme ich da hin?“ Frau Säule zuckt die rostigen Achseln.
Sie verrät mir auch NICHT, wo sie selbst steht und damit, wo ICH mich gerade
befinde! Dann könnte ich mich als Kartenlesekundiger wenigstens halbwegs
orientiert auf den Weg machen. Aber nichts da. Es gibt absolut KEINE
Möglichkeit, über die „Informationen“ in dem Menü herauszufinden, wie ich die
betreffenden Sehenswürdigkeiten erreiche. Ende von Dom.
Da Dom? |
Ich muss jemanden fragen.
Oder habe ich etwas übersehen? Vielleicht
hilft mir ja der Stadtplan weiter, denke ich als Tourist und drücke den
entsprechenden Button. April, April. Ich bin auf genau derselben Karte wie
unter Sehenswürdigkeiten! 6 Schaltflächen, von denen zwei denselben Inhalt
haben. Das erscheint… sinnvoll?
Spätestens jetzt würde ich
aufgeben.
Ich bin aber heute als Tourist
geduldig und vor allem erstmal hungrig. Also will ich vor meiner Seelenrettung
im Dom, zu dem ich mich durchfragen werde, etwas essen. Da bietet mir die Info-Stele
jede Hilfe an. Gierig befingere ich das Feld „Gastronomie“. Ich würde gerne
etwas Griechisches essen. Mein Problem. Denn es gibt auch hier keinerlei
Möglichkeiten, Suchbegriffe einzugeben. Ich muss mich Wisch für Wisch durch
eine alphabetische Sortierung hangeln, um irgendwann festzustellen, griechisch essen
ist nicht. Ergeben wähle ich einen der vielen Italiener und tippe ihn an. Es
erscheint: Der Name der Gaststätte. Die Adresse. Und…
Ähm…
Gut…
Also…
Stadtplan. Dort könnte ich… Nein,
kann ich nicht. Ich kann nicht die gesuchte Straße einfach eingeben. Das hatte
ich bei der Dom-Fahndung ja schon festgestellt. Es erscheint auch kein Marker
auf dem Plan, der mir anzeigt, wo ich meine Pizza kriege. Ich muss mich durch
alle Straßennamen lesen, bis ich vielleicht den richtigen finde.
Oder ich wende mich an… irgendeinen
Passanten.
Bin ich so verwegen und gedenke,
die Nacht in LM zu verbringen, geht es mir noch schlechter. Denn ein Teil der
angegebenen Hotels und Gästehäuser liegt AUSSERHALB des als Startbild
angezeigten Bereichs von Limburg und ich müsste mich durch noch viel mehr
Straßennamen in allen Himmelsrichtung kämpfen, um das ersehnte Bett zu finden.
Spätestens jetzt wäre der
Zeitpunkt da, an dem mir radikale Gedanken im Zusammenhang mit einer Axt und
einem großen Touchscreen-Monitor kämen.
Zusammenfassend ist zu sagen: Je
mehr man sich mit dem Thema Info-Stelen befasst, desto grotesker wird es.
Der Sinn dieser Geldverschwendung
von einer halben Million erschließt sich sowieso schon nicht. Doch wenn man
sich anschaut, WAS an Informationen geboten wird und WIE diese präsentiert werden,
galoppiert man Richtung Absurdistan.
Die Info-Stelen sind eine Schande
für das Stadtbild und sie sind zu 100% für die Zwecke, für die sie angeblich
angeschafft wurden, UNBRAUCHBAR. Die Programmierung berücksichtigt mit keinem
einzigen Schritt die Bedürfnisse der designierten Anwender!
Das Menü der Stelen-Monitore
sieht nicht nur aus, wie das groteske „Ratsinformationssystem“, es „funktioniert“
auch genauso! In allerbester Tradition Limburger Öffentlichkeitsarbeit werden
hier alle relevanten Angaben nicht präsentiert, sondern so tief wie nur möglich
vergraben, sodass sie nur unter exzessivem Aufwand und Durchhaltevermögen zu
finden sind.
Vielleicht.
Die Limburger Info-Stelen: Ein
Monument kommunaler Desinformation.
In absolut jeder Hinsicht.
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