Dienstag, 11. Juni 2013

Volle Dröhnung



Am vergangenen Samstag war richtig was los in Limburg. Man hatte nichts unversucht gelassen, in Sachen Koordination völlig neue Maßstäbe zu setzen und einen Termin gefunden, an dem so ungefähr ALLE Veranstaltungen des Junis stattfinden konnten. 
Gleichzeitig. 
Zu nennen wären (ohne Anspruch auf Vollständigkeit) die 90-Jahrfeier des LHC Limburg (Glückwunsch), die Stadtmeisterschaft der Alten Herren im Fußball, ein Benefiz-Turnier des Rotarier-Clubs, der Erste Spatenstich zur neuen Lahnbrücke, das Jubliäumskonzert des MGV Eintracht (nicht Frankfurt, und 150 Jahre, Glückwunsch) in der Josef-Kohlmeier-Halle und drum herum (und akustisch mittendrin) der Sommernachtslauf.
Hohle Gasse, teilerleuchtet
Weite Teile der Altstadt waren wieder einmal gesperrt, Zu- und Abfahrt der Häuser und Garagen nicht möglich und strategisch platzierte Privatfan-Grüppchen, mit allem bewaffnet, was Lärm veranstaltet, von Vuvuzela bis Kochtopf, sorgten für weit hallende Anfeuerung. Wer in seinem Garten saß, hörte dazwischen die Läufer den Mühlberg hinaufkeuchen. Zumindest bis 21:30 Uhr. Dann kam ein großer Bagger. Oder das lokale Chapter der Hells Angels versuchte mit seinen schweren Maschinen das steile Kopfsteinpflaster zu überwinden. So hörte es sich zumindest an. Ein ohrenbetäubendes Motorendröhnen hallte zwischen den Mauern wider und Abgasgestank zwang die Anwohner, das Weite zu suchen.
Was war geschehen? Ganz einfach. Es wurde dunkel und der per se miserabel beleuchtete Mühlberg mit seinem vernachlässigten Pflaster barg so viele Stolperfallen, dass der Veranstalter aus Sicherheitsgründen eine zusätzliche Beleuchtung mittels Flutlicht für unverzichtbar hielt. Die Errichtung dieser Lichtanlage fiel jedoch in den Zuständigkeitsbereich der Stadt Limburg – und die wurde auf genau die Art und Weise tätig, wie man sie kennt und liebt. Brachial, ohne Rücksicht auf Verluste und Belange der Anwohner – und selbstredend ohne mit irgendeinem der Betroffenen auch nur ein Wort zu wechseln.
Lärmgenerator: Corpus Delicti
Einer der Anwohner, durchaus als streitbar bekannt, war jedoch nicht Willens, einen der ersten warmen Abende im Garten kommunaler Ignoranz zu opfern, machte sich auf den Weg über drei der obligatorischen Nichtzuständigen in Warnwesten („Ich hab Anweisung das Aggregat anzumachen, beschweren Sie sich beim Veranstalter…“), um schließlich den Hauptverantwortlichen auf dem Europaplatz zu finden. Der erfahrene Eventmanager Michael Guse hatte sofort Verständnis für die Klage, insbesondere als er hörte, dass die Städtischen kurzerhand ein Industrieaggregat dort platziert hatten, das bereits nach Betriebsanleitung mit schöngerechneten 70 db lief. Der lärmbelästigte Anwohner erklärte, auch wenn er ganz gewiss kein Freund der Veranstaltungsexzesse in der Altstadt ist, er hätte selbstredend Strom für die Beleuchtung aus seinem Haus zur Verfügung gestellt. Hätte man ihn mal gefragt. Das sei jedoch angeblich geschehen, musste er erfahren. Die Stadt hätte alle Anwohner angesprochen und keiner hätte sich bereit erklärt. Damit bewegte man sich jedoch bereits wieder einmal im Bereich der kommunalen Wahrheitsdynamik. Keiner unter den Anliegern war um Strom gebeten worden. Besonders absurd wird diese Behauptung dadurch, dass eine der Anwohnerfamilien vollständig (mit 6 Personen) an den Läufen teilnahm (sogar siegreich in einem, herzlichen Glückwunsch) und sich ganz gewiss nicht geweigert hätte, ein Kabel aus dem Fenster zu hängen.
Gelöst wurde das Problem schlussendlich dadurch, dass der stadtbekannte Quertreiber, der es wagte, sich zu beklagen, sich von selbst bereiterklärte, einen Anschluss zur Verfügung zu stellen. Er legte ein eigenes Kabel, weil natürlich kein kommunales zur Hand war, und nach einer Stecker–raus-Stecker-rein-Aktion herrschten Helligkeit UND Ruhe.
Das hätte man einfacher haben können.
Von vorn herein.
Hätte man an verantwortlicher Stelle MIT den Betroffenen gesprochen. Doch maximal ÜBER Menschen zu reden und über deren Köpfe und gegen deren Interessen zu handeln hat leider eine ungute Tradition in Limburg. Offenbar genauso, wie tatsachenwidrigen Behauptungen aufzustellen, falls es doch einmal zu Beschwerden kommt. 
Der Weg zu einem konstruktiven Miteinander bleibt in dieser Stadt weiterhin ein steiler, holperiger und schlecht beleuchteter. 
Und bisher sind es nur die Bürger, die ab und zu ein Lichtlein anzünden.

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