Am vergangenen Samstag war richtig was los in Limburg. Man hatte nichts
unversucht gelassen, in Sachen Koordination völlig neue Maßstäbe zu setzen und
einen Termin gefunden, an dem so ungefähr ALLE Veranstaltungen des Junis
stattfinden konnten.
Gleichzeitig.
Zu nennen wären (ohne Anspruch auf
Vollständigkeit) die 90-Jahrfeier des LHC Limburg (Glückwunsch), die
Stadtmeisterschaft der Alten Herren im Fußball, ein Benefiz-Turnier des
Rotarier-Clubs, der Erste Spatenstich zur neuen Lahnbrücke, das
Jubliäumskonzert des MGV Eintracht (nicht Frankfurt, und 150 Jahre, Glückwunsch)
in der Josef-Kohlmeier-Halle und drum herum (und akustisch mittendrin) der
Sommernachtslauf.
Hohle Gasse, teilerleuchtet |
Weite Teile der Altstadt waren wieder einmal gesperrt, Zu- und Abfahrt
der Häuser und Garagen nicht möglich und strategisch platzierte Privatfan-Grüppchen,
mit allem bewaffnet, was Lärm veranstaltet, von Vuvuzela bis Kochtopf, sorgten
für weit hallende Anfeuerung. Wer in seinem Garten saß, hörte dazwischen die
Läufer den Mühlberg hinaufkeuchen. Zumindest bis 21:30 Uhr. Dann kam ein großer
Bagger. Oder das lokale Chapter der Hells Angels versuchte mit seinen schweren
Maschinen das steile Kopfsteinpflaster zu überwinden. So hörte es sich
zumindest an. Ein ohrenbetäubendes Motorendröhnen hallte zwischen den Mauern
wider und Abgasgestank zwang die Anwohner, das Weite zu suchen.
Was war geschehen? Ganz einfach. Es wurde dunkel und der per se
miserabel beleuchtete Mühlberg mit seinem vernachlässigten Pflaster barg so
viele Stolperfallen, dass der Veranstalter aus Sicherheitsgründen eine
zusätzliche Beleuchtung mittels Flutlicht für unverzichtbar hielt. Die
Errichtung dieser Lichtanlage fiel jedoch in den Zuständigkeitsbereich der
Stadt Limburg – und die wurde auf genau die Art und Weise tätig, wie man sie
kennt und liebt. Brachial, ohne Rücksicht auf Verluste und Belange der Anwohner
– und selbstredend ohne mit irgendeinem der Betroffenen auch nur ein Wort zu
wechseln.
Lärmgenerator: Corpus Delicti |
Einer der Anwohner, durchaus als streitbar bekannt, war jedoch nicht
Willens, einen der ersten warmen Abende im Garten kommunaler Ignoranz zu
opfern, machte sich auf den Weg über drei der obligatorischen Nichtzuständigen in
Warnwesten („Ich hab Anweisung das Aggregat anzumachen, beschweren Sie sich
beim Veranstalter…“), um schließlich den Hauptverantwortlichen auf dem
Europaplatz zu finden. Der erfahrene Eventmanager Michael Guse hatte sofort
Verständnis für die Klage, insbesondere als er hörte, dass die Städtischen
kurzerhand ein Industrieaggregat dort platziert hatten, das bereits nach
Betriebsanleitung mit schöngerechneten 70 db lief. Der lärmbelästigte Anwohner
erklärte, auch wenn er ganz gewiss kein Freund der Veranstaltungsexzesse in der
Altstadt ist, er hätte selbstredend Strom für die Beleuchtung aus seinem Haus
zur Verfügung gestellt. Hätte man ihn mal gefragt. Das sei jedoch angeblich
geschehen, musste er erfahren. Die Stadt hätte alle Anwohner angesprochen und
keiner hätte sich bereit erklärt. Damit bewegte man sich jedoch bereits wieder
einmal im Bereich der kommunalen Wahrheitsdynamik. Keiner unter den Anliegern
war um Strom gebeten worden. Besonders absurd wird diese Behauptung dadurch,
dass eine der Anwohnerfamilien vollständig (mit 6 Personen) an den Läufen
teilnahm (sogar siegreich in einem, herzlichen Glückwunsch) und sich ganz gewiss
nicht geweigert hätte, ein Kabel aus dem Fenster zu hängen.
Gelöst wurde das Problem schlussendlich dadurch, dass der stadtbekannte
Quertreiber, der es wagte, sich zu beklagen, sich von selbst bereiterklärte,
einen Anschluss zur Verfügung zu stellen. Er legte ein eigenes Kabel, weil
natürlich kein kommunales zur Hand war, und nach einer Stecker–raus-Stecker-rein-Aktion
herrschten Helligkeit UND Ruhe.
Das hätte man einfacher haben können.
Von vorn herein.
Hätte man an verantwortlicher Stelle MIT den Betroffenen gesprochen.
Doch maximal ÜBER Menschen zu reden und über deren Köpfe und gegen deren
Interessen zu handeln hat leider eine ungute Tradition in Limburg. Offenbar
genauso, wie tatsachenwidrigen Behauptungen aufzustellen, falls es doch einmal
zu Beschwerden kommt.
Der Weg zu einem konstruktiven Miteinander bleibt in
dieser Stadt weiterhin ein steiler, holperiger und schlecht beleuchteter.
Und
bisher sind es nur die Bürger, die ab und zu ein Lichtlein anzünden.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen