Der Ausschuss für
Stadtentwicklung, Wirtschaft und Verkehr tagte. Und er befasste sich mit dem
Tourismus. Im Allgemeinen. Teils auch im Besonderen, in Bezug auf Limburger
Verhältnisse. Man betrachtete sich die Zahlen der Übernachtungen des
vergangenen Jahres und stellte fest, dass nur 30% der Gäste aus touristischen
Gründen in Limburg waren. Mehr als 2/3 der Auswärtsschläfer nutzte die Betten
geschäftlich. Das bereitet Sorge, hört man nun und die Stadt Limburg müsse sich
bemühen, mehr Touristen anzulocken.
Der unbedarfte Beobachter fragt
sich jedoch: warum?!
Mehr davon? |
Man könnte sich mit den Zahlen
befassen und positive Schlüsse daraus ziehen. Doch man verfällt in phantasiefreie
Reflexe. 30 % Touristen? Zu wenig! Mehr her! Um jeden Preis. Dabei verlieren die
Verantwortlichen leider mal wieder das Wesentliche aus den Augen. Es geht nicht
darum, vielleicht liebe, nette, das Straßenbild bereichernde Menschen in die
Stadt zu locken, zu deren Erbauung und Freude. Sondern darum, dass sie mit Geld
in der Tasche kommen und ohne wieder gehen. Das passiert bei Touristen nur,
wenn sie an einem Ort länger bleiben. Der Tagestourist ist mit seinen 25 Euro,
die er innerhalb der ehemaligen Stadtmauern ausgibt, als Wirtschaftsfaktor zu
vernachlässigen. Also müssen Langzeitgäste her. Die sind nämlich nicht da, wie man augenreibend feststellt.
Warum wohl? Weil Limburg eben nur ein Tagesausflugsziel ist. Und das bleibt es,
solange es nichts, aber auch absolut nichts hat, das zum längeren Verweilen
animiert. Da helfen keine Mitgliedschaften in irgendwelchen Verbänden und keine
teure Werbung in Japan. Schon gar keine kurzsichtigen Aktionen und
Hifelstellungen für Menschen die bereits in Limburg SIND, wie
Info-Wisch-und-weg Säulen oder Handzettel. Das erinnert an die berühmte Aufschrift: Das Brecheisen zum Öffnen der Kiste befindet sind im Inneren.
Limburg reicht als Urlaubsinhalt 6
bis 8 Stunden. Dann hat man alles gesehen. Geradezu grotesk ist dann die
Vorstellung, man könne Menschen mit kostenpflichtigen Apps zu einem
langfristigen Besuch animieren. Oder mit Webcams. Schaut her, das gibt es,
jetzt habt Ihr es vom Sofa aus schon gesehen… Die einzigen, die von
Tagestouristen profitieren, sind die Gastronomen – und denen will die Stadt
erklärterweise ja gerade das Wasser abgraben. Wo die Massen an Menschen,
die man zusätzlich anlocken will, dann essen sollen, darüber schweigen sich die
Verhinderer und Regulierer allerdings schön aus.
Absteige für Radwanderer? |
Wer in dem Ausschuss nicht zu
Wort kam, waren interessanterweise die, die von einem Übernachtungsboom etwas
hätten, nämlich die Hoteliers. Wieso hat niemand diese Gruppe gefragt, wo sie
der Schuh drückt? Dann hätten die weisen Wirtschaftsausschießer vielleicht Erstaunliches gehört. Dem Vernehmen nach liegt die Auslastung der
Limburger Hotels nämlich bei 90%! Ein für eine Stadt dieser Größenordnung
sensationeller Wert. Das bedeutet auf der einen Seite, dass die anzulockenden
Urlauber GAR KEINE BETTEN fänden, auf der anderen, dass da wohl doch etwas mit
Limburg ist, das Menschen animiert, hier zu übernachten.
Im Ausschuss wurde es wohl mal am
Rande erwähnt – und im Anschluss von den Liebhabern der Rudel von Kameraträgern mit einer verblüffenden Missachtung gestraft. Limburgs ganz
große Qualität ist, dass man von dort sehr schnell wieder wegkommt. Aber auch
hin. Es liegt nahezu in der Mitte Deutschlands und ist deshalb von einer
außerordentlichen Attraktivität für Firmen, die Tagungen und
Fortbildungsveranstaltungen abhalten und eben nicht Berliner oder Frankfurter
Preise für Kleingruppen bis 50 Menschen zahlen wollen. Wie man hört, müssen die
Limburger Hotels regelmäßig Absagen erteilen, wenn größere Gruppen angefragt
werden, weil die Bettenkapazität nicht ausreicht. Und es einen akuten Mangel an
ausreichend großen Tagungsräumen gibt!
Urlaub an der alten Lahnbrücke? |
Es ist so offensichtlich, dass es
kaum zu verstehen ist, wieso niemand in verantwortlicher Stelle die richtigen
Schlüsse aus den bekannten Zahlen zieht. Limburgs ganz großes Kapital ist der
Standort. Nicht seine Altstadt und sein Dom. Kein Reisender gibt so viel und
bereitwillig Geld aus, wie der Geschäftsreisende auf Tagung (und oft
Firmenkosten). Also müsste eine intelligente Wirtschaftsförderung doch
eigentlich alles daran setzen, die Infrastruktur für diesen Markt zu
verbessern. Es gibt in Limburg einen riesigen Bedarf an Hotels, die Tagungen
mit mehr als 100 Teilnehmern bewältigen können. Aber was wird getan, das zu
ändern? Nichts. Lieber wird Geld mit sinnfreien und kurzsichtigen Maßnahmen zum
Fenster hinausgeworfen. Dabei ist der Tisch gedeckt. Limburg IST attraktiv. Man
kann dort tagsüber tagen und abends in die wunderschöne Altstadt gehen. Oder an einem freien Nachmittag. DAS
wäre eine Botschaft, die in einer Kampagne zu verbreiten wäre. Hätte man genug
Betten und Tagungsräume. Wenn Limburg von Übernachtungen profitieren will, dann
auf dem Sektor, auf dem es das bereits trotz aller widrigen Umstände und gegen
jeden Trend tut. Limburg braucht als Gäste mehr Anzugträger mit flachen
Koffern. Nicht noch mehr Kölner Rentner in Sandalensocken, die stolz verkünden,
ihr Dom sei größer. Und schöner.
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