Kein Mensch hat die Hausbesitzer
gefragt, vor deren Türen die rostigen Doppel-T-Träger errichtet wurden, die
seit geraumer Zeit das Limburger Stadtbild nachhaltig beschädigen. Sie standen
eines Tages plötzlich da, zum Schrecken der Bürger und zur Verwunderung des
einen oder anderen Besuchers. O-Ton eines Kindes: „Mama, warum stellen die
Schrott in der Stadt auf?“ „Was ist das?“ „Keine Ahnung. Sicher Kunst.“
Ist es nicht. Maximal die Kunst
kommunaler Geldverschwendung.
Der Berlin-Besucher hat Ähnliches
vielleicht schon gesehen. In der Hauptstadt werden ganze Quartiere mit oberirdisch
geführten Wasserleitungen versorgt, weil die unterirdischen hoffnungslos marode
sind. Nur hat man dort noch so viel Anstand und Farbe übrig, um die Stützen
wenigstens anzumalen.
"Mama, was ist DAS?" |
Nicht in Limburg. Dort steht
Schrott. Senkrecht. Um was es sich bei diesen Eisenbauten funktional handeln
soll, erschließt sich einem Fremden maximal nach intensiver Umrundung und
Betrachtung. Es sind Monitorgehäuse für Touchscreens. Diese sollen aus dem
geneigten Besucher einen noch geneigteren machen und den Orientierungslosen
durch die geheimen Wege der unübersichtlichen Gassen zu seinen Zielen führen.
Sollen.
Etwa vor Jahresfrist befragte die
FDP Fraktion den Magistrat nach den Kosten dieser Dinge und bekam Antworten. Mehr
oder weniger. Strom und Wartung liegen pro Jahr im fünfstelligen Bereich.
Bezüglich der Nutzung gab es keine konkrete Auskunft. Die Stelen seien „gut
angenommen worden“.
Offenbar hatte dieselbe Fraktion
die Anfrage auf Wiedervorlage, ergänzt um die Frage, was denn die neue Stele,
die nun auch in der Gegend herumsteht, gekostet habe. Diese Summe konnte auf
den Cent genau beziffert werden. Es war ein ordentlicher, sechsstelliger
Betrag. Bezüglich der Nutzung blieb der Magistrat jedoch weiter jede eindeutige
Antwort schuldig. In Sachen Kosten konnte jedoch vermeldet werden, dass in
Zukunft weitere Summen für Hardware erforderlich sein könnten. Auf jeden Fall
aber würde noch eine vierte dieser Stelen errichtet.
Meiner unmaßgeblichen Ansicht
nach ist es höchste Zeit, unter Einbeziehung der wenigen, belastbaren Daten,
die zögerlich städtischerseits zur Verfügung gestellt werden, einmal Bilanz zu
ziehen und den Tischrechner ein wenig ins Schwitzen zu bringen.
Eine einzelne Stele kostet also
ca 115.000,-- €. Gehen wir also einmal
von Gesamtkosten für 4 Stelen der Einfachheit halber von 450.000,-- € aus. Zurzeit
benötigen die beiden vorhandenen Dinger an Strom, Wartung und Ersatzteilen ca.
10.000,-- € pro Jahr. Durch die Verdoppelung der Monumente wird hier auch eine
Verdoppelung der Kosten eintreten, womit wir bei 20.000,--€ wären. Geht man
einmal optimistisch von einer Lebensdauer der Vorrichtungen von 10 Jahren aus,
sind das laufende Kosten von 200.000,-- €. Zuzüglich der „Baukosten“ kommen wir
für diese Zeitspanne also auf Gesamtkosten von 650.000,-- €. Dabei
unberücksichtigt sind Aufwendungen für die obligatorischen Reparaturen (Der
EDV-Spezialist sagt: „Das Problem ist…“ – und schreibt eine Rechnung für seine
VERSUCHE, es zu lösen, ohne Garantie auf Erfolg…) sowie zyklische Erneuerung
der gesamten Hardware. Diese wird wegen der rasanten Entwicklung auf dem
EDV-Sektor mit Sicherheit während der Nutzungsdauer dreimal erfolgen müssen, um
nicht mehr als zwei Generationen hinter die aktuelle Gerätegeneration
zurückzufallen. Die Kosten dafür sind jedoch nicht annähernd zu beziffern und bleiben
hier außen vor. Die Summen sind auch so eindrucksvoll genug.
Keine Auskunft unter diesem Bildschirm |
Auf 10 Jahre verteilt, entstehen
der Stadt Limburg durch die „Infostelen“ damit Kosten von 65.000,-- per anno. In
allen zugänglichen Publikationen behaupten Verantwortliche der Stadt eine
Besucherzahl an Tagestouristen pro Jahr von einer Million. Würde jeder von
diesen sich an einer Wisch-und-Weg-Säule informieren, würde dies Kosten pro
Tourist in Höhe von 0,065 Euro verursachen.
Aber selbstredend wischt nicht
jeder. Eine Annahme von 10% wäre bereits gigantisch und übertrieben. Realistisch
muss man davon ausgehen, dass vielleicht 1% aller Besucher diese Stelen
wahrnehmen, erkennen und nutzen. Im Jahresdurchschnitt würde dies bedeuteten,
dass etwa 30 Menschen täglich die Info-Dingse konsultieren. Beobachtet man das
Leben und Treiben in der Stadt, ist selbst diese Annahme wahrscheinlich
optimistisch. Ich habe NOCH NIE jemanden gesehen, der eine der Stelen konsultierte.
Es hat ganz sicher seine Gründe, dass keine konkreten Nutzerzahlen genannt
werden, obwohl es eine der allerleichtesten Übungen ist, diese bei einem
solchen EDV gestützten System zu zählen.
Nehmen wir also durchschnittlich 30
Neugierige und technisch begabte Tagestouristen einfach einmal an. Dann
bedeutet dies, dass JEDE Auskunft via Monitor pro Nase 6,50 € kostet. In
Worten: SECHS EURO FÜNFZIG.
Mit beiden Händen wird von den
Verantwortlichen einmal wieder das Geld der Bürger zum Fenster hinausgeworfen,
ohne dass irgendeiner der Steuerzahler auch nur andeutungsweise etwas davon
hätte. Es kommt nicht ein einziger Tourist mehr nach Limburg, weil er hier so schön über Touchscreens wischen kann - und als Selbstversorger mit Küche im Reisebus gibt er auch keinen Cent mehr aus. Sobald es um ureigene Belange der Bürger geht, ist für nichts und niemanden
Geld da. Steuermittel für monumentalen Schwachsinn hinauszufeuern, ist auf der
anderen Seite gar kein Problem. Und niemand fragt einmal klar und deutlich: „Wer
bitte hat wann und wo und mit welchem Mandat Ausgaben in dieser Höhe und zu diesem
Zweck bewilligt?“
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