Mittwoch, 25. Februar 2015

Die dem Bürger das Geld ste(h)len



Kein Mensch hat die Hausbesitzer gefragt, vor deren Türen die rostigen Doppel-T-Träger errichtet wurden, die seit geraumer Zeit das Limburger Stadtbild nachhaltig beschädigen. Sie standen eines Tages plötzlich da, zum Schrecken der Bürger und zur Verwunderung des einen oder anderen Besuchers. O-Ton eines Kindes: „Mama, warum stellen die Schrott in der Stadt auf?“ „Was ist das?“ „Keine Ahnung. Sicher Kunst.“
Ist es nicht. Maximal die Kunst kommunaler Geldverschwendung.
Der Berlin-Besucher hat Ähnliches vielleicht schon gesehen. In der Hauptstadt werden ganze Quartiere mit oberirdisch geführten Wasserleitungen versorgt, weil die unterirdischen hoffnungslos marode sind. Nur hat man dort noch so viel Anstand und Farbe übrig, um die Stützen wenigstens anzumalen.
"Mama, was ist DAS?"
Nicht in Limburg. Dort steht Schrott. Senkrecht. Um was es sich bei diesen Eisenbauten funktional handeln soll, erschließt sich einem Fremden maximal nach intensiver Umrundung und Betrachtung. Es sind Monitorgehäuse für Touchscreens. Diese sollen aus dem geneigten Besucher einen noch geneigteren machen und den Orientierungslosen durch die geheimen Wege der unübersichtlichen Gassen zu seinen Zielen führen.
Sollen.
Etwa vor Jahresfrist befragte die FDP Fraktion den Magistrat nach den Kosten dieser Dinge und bekam Antworten. Mehr oder weniger. Strom und Wartung liegen pro Jahr im fünfstelligen Bereich. Bezüglich der Nutzung gab es keine konkrete Auskunft. Die Stelen seien „gut angenommen worden“.
Offenbar hatte dieselbe Fraktion die Anfrage auf Wiedervorlage, ergänzt um die Frage, was denn die neue Stele, die nun auch in der Gegend herumsteht, gekostet habe. Diese Summe konnte auf den Cent genau beziffert werden. Es war ein ordentlicher, sechsstelliger Betrag. Bezüglich der Nutzung blieb der Magistrat jedoch weiter jede eindeutige Antwort schuldig. In Sachen Kosten konnte jedoch vermeldet werden, dass in Zukunft weitere Summen für Hardware erforderlich sein könnten. Auf jeden Fall aber würde noch eine vierte dieser Stelen errichtet.
Meiner unmaßgeblichen Ansicht nach ist es höchste Zeit, unter Einbeziehung der wenigen, belastbaren Daten, die zögerlich städtischerseits zur Verfügung gestellt werden, einmal Bilanz zu ziehen und den Tischrechner ein wenig ins Schwitzen zu bringen.
Eine einzelne Stele kostet also ca 115.000,--  €. Gehen wir also einmal von Gesamtkosten für 4 Stelen der Einfachheit halber von 450.000,-- € aus. Zurzeit benötigen die beiden vorhandenen Dinger an Strom, Wartung und Ersatzteilen ca. 10.000,-- € pro Jahr. Durch die Verdoppelung der Monumente wird hier auch eine Verdoppelung der Kosten eintreten, womit wir bei 20.000,--€ wären. Geht man einmal optimistisch von einer Lebensdauer der Vorrichtungen von 10 Jahren aus, sind das laufende Kosten von 200.000,-- €. Zuzüglich der „Baukosten“ kommen wir für diese Zeitspanne also auf Gesamtkosten von 650.000,-- €. Dabei unberücksichtigt sind Aufwendungen für die obligatorischen Reparaturen (Der EDV-Spezialist sagt: „Das Problem ist…“ – und schreibt eine Rechnung für seine VERSUCHE, es zu lösen, ohne Garantie auf Erfolg…) sowie zyklische Erneuerung der gesamten Hardware. Diese wird wegen der rasanten Entwicklung auf dem EDV-Sektor mit Sicherheit während der Nutzungsdauer dreimal erfolgen müssen, um nicht mehr als zwei Generationen hinter die aktuelle Gerätegeneration zurückzufallen. Die Kosten dafür sind jedoch nicht annähernd zu beziffern und bleiben hier außen vor. Die Summen sind auch so eindrucksvoll genug.
Keine Auskunft unter diesem Bildschirm
Auf 10 Jahre verteilt, entstehen der Stadt Limburg durch die „Infostelen“ damit Kosten von 65.000,-- per anno. In allen zugänglichen Publikationen behaupten Verantwortliche der Stadt eine Besucherzahl an Tagestouristen pro Jahr von einer Million. Würde jeder von diesen sich an einer Wisch-und-Weg-Säule informieren, würde dies Kosten pro Tourist in Höhe von 0,065 Euro verursachen.
Aber selbstredend wischt nicht jeder. Eine Annahme von 10% wäre bereits gigantisch und übertrieben. Realistisch muss man davon ausgehen, dass vielleicht 1% aller Besucher diese Stelen wahrnehmen, erkennen und nutzen. Im Jahresdurchschnitt würde dies bedeuteten, dass etwa 30 Menschen täglich die Info-Dingse konsultieren. Beobachtet man das Leben und Treiben in der Stadt, ist selbst diese Annahme wahrscheinlich optimistisch. Ich habe NOCH NIE jemanden gesehen, der eine der Stelen konsultierte. Es hat ganz sicher seine Gründe, dass keine konkreten Nutzerzahlen genannt werden, obwohl es eine der allerleichtesten Übungen ist, diese bei einem solchen EDV gestützten System zu zählen.
Nehmen wir also durchschnittlich 30 Neugierige und technisch begabte Tagestouristen einfach einmal an. Dann bedeutet dies, dass JEDE Auskunft via Monitor pro Nase 6,50 € kostet. In Worten: SECHS EURO FÜNFZIG.
Mit beiden Händen wird von den Verantwortlichen einmal wieder das Geld der Bürger zum Fenster hinausgeworfen, ohne dass irgendeiner der Steuerzahler auch nur andeutungsweise etwas davon hätte. Es kommt nicht ein einziger Tourist mehr nach Limburg, weil er hier so schön über Touchscreens wischen kann - und als Selbstversorger mit Küche im Reisebus gibt er auch keinen Cent mehr aus. Sobald es um ureigene Belange der Bürger geht, ist für nichts und niemanden Geld da. Steuermittel für monumentalen Schwachsinn hinauszufeuern, ist auf der anderen Seite gar kein Problem. Und niemand fragt einmal klar und deutlich: „Wer bitte hat wann und wo und mit welchem Mandat Ausgaben in dieser Höhe und zu diesem Zweck bewilligt?“

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