Die Stadtverordnetenversammlung
hat auf Antrag des parteibefreit antretenden Bürgermeisterkandidaten
beschlossen, ein Bündnis für ein tolerantes und weltoffenes Limburg ins Leben
zu rufen. Das heißt, nicht die Stadt wird es gründen, sondern die Parlamentarier
wollen "relevante" gesellschaftliche und kirchliche Gruppen zum Jagen
tragen, damit sie eine solche formlose Vereinigung ...
Ja, was eigentlich?
Auf jeden Fall sollen sie erstmal
eingeladen werden, die Gruppen, wobei die Definition des Begriffs „relevant“ nicht geliefert
wurde. Die relevanten, also wichtigen Menschen aus wichtigen Gruppen werden
dann ggf. mehrfach zusammentreffen, in einen Raum mit Kaffee, Tee, Keksen und jeder
Menge gutem Willen. Am Ende wird man sehen, was dabei herauskommt.
LM - Parlament sagt: weltoffen |
Bemerkenswert ist auf jeden Fall,
dass ein solcher Beschluss ohne ein Gutachten erfolgen konnte. Und das in
Limburg. Nun gut, es handelt sich ja um kein kleines Bauvorhaben. Es geht um
die Menschen…
Dabei wäre es vielleicht in
gerade diesem Sonderfall einmal dringend angesagt, zunächst eine intensive Bestandsaufnahme durchzuführen. Der Wortlaut des Beschlusses impliziert aber fatalerweise,
dass man in Limburg Toleranz und Weltoffenheit tatsächlich allerorten vorfindet. Nur genau dieses Ergebnis zu belegen und halbamtlich zu dokumentieren, ist
erklärte Aufgabe des nun befohlenen Bündnisses.
Die ganz große Frage ist jedoch:
Wie ist es um Toleranz und Weltoffenheit in Limburg tatsächlich bestellt?
Betrachtet man beispielsweise den Umgang mit Auswärtigen, die in Limburg und (auch)
für Limburg Geld ausgeben wollen, ist diese Stadt rund um den Domfelsen ein
Notstandsgebiet. Dazu haben die Parlamentarier, die nun so bereitwillig die
Offenheit dokumentieren wollen, immer wieder und sehr nachdrücklich gesorgt.
Wir haben nichts gegen Fremde – solange sie von hier sind. Wenn aber die
gewählten Gremien einer Stadt schon dem (per Definition) Fremden so aggressiv
ablehnend gegenüberstehen, wie sieht es dann in der Einwohnerschaft aus?
Interessant wäre tatsächlich,
erst einmal eine Studie (Schulprojekt Oberstufe, Marienschule, ruft endlich
"hier!") zu erstellen, wie die Bürger, Einwohner, Besucher,
Durchreisenden und Touristen diese Stadt zwischen Westerwald und Taunus in
Wirklichkeit empfinden. Wenn ein solches Ergebnis vorliegt, dann kann man
darüber nachdenken, ob man das großartige Resultat kollektiv kommuniziert -
oder ob man wegen des desaströsen Ergebnisses sich mit ALLEN gemeinsam Gedanken
darüber machen muss, wie es besser werden könnte.
Der aktuelle Ablauf zeigt aber wieder
einmal, wie unendlich weit die Parlamentarier von der "Basis"
entfernt sind. Ihre Befindlichkeit wird einfach der selektiven Wahrnehmung und einem
Wunschdenken angepasst und die einzige Aufgabe der Menschen in dieser Stadt ist
jetzt, genau diesen behaupteten Zustand zu bestätigen. Haben dazu nicht genug Bürger
Lust, wird man ihnen durch den kommunalen Oberlehrer sicher wieder lautstark mangelnde Beteiligung, Desinteresse
und Gleichgültigkeit vorwerfen.
Es steckt in dem Antrag sicher
(neben Wahlkampf...) ein echtes Anliegen. Nur Weg und Ziel sind hier nicht zu Ende
gedacht. Nicht einmal zu Anfang.
Der Antrag wurde übrigens mit
großer Mehrheit angenommen. Lediglich die FWG war nicht bereit, für Toleranz
und Weltoffenheit zu stimmen.
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