Dienstag, 10. März 2015

Die Bürgermeisterkandidaten und die Altstadt (2)



Hier ist nun der zweite Teil des Parallel-Interviews mit den beiden Kandidaten um das Amt des Bürgermeisters von Limburg.
Es gilt nach wie vor, dass jeder der Bewerber für das Gesagte, Nichtgesagte, Versprochene oder Verschwiegene selbst verantwortlich ist.
Die Äußerungen wurden weder redigiert noch korrigiert und schon gar nicht zensiert und nur in einem Fall auf Wunsch des Kandidaten noch vor der Veröffentlichung ergänzt.
Die Reihenfolge der Antworten bestimmt das Alphabet.



Frage:
Die Baumaßnahmen am bischöflichen Palast haben Straßen und Anlagen der Altstadt nachhaltig beschädigt. Ein Gefälligkeitsgutachten bescheinigte jedoch nur marginale Beeinträchtigungen. Trotzdem wurde bis heute nichts repariert und die als Parkplatz missbrauchte Grünanlage ist noch immer mit hässlichen Bauzäunen versperrt. Sollen unter Ihrer Regierung die Verantwortlichen finanziell zur Rechenschaft gezogen werden und sollen die vorhandenen Schäden beseitigt werden?

Dr. Marius Hahn:
Ich halte das Gutachten auch für problematisch, verweise jedoch auf die Auftraggeber des Gutachtens. Ich werde die Feststellungen kritisch hinterfragen und rufe auch alle Hauseigentümer, die von der Baumaßnahme betroffen waren auf, die Feststellungen in Bezug auf ihre Liegenschaften zu prüfen. Es darf sich nicht der Eindruck verfestigen, dass es sich um ein „Gefälligkeitsgutachten“ handelt.



Michael Stanke:
Auch hier wieder ein Hinweis auf eine unwahre Behauptung: Die Grünanlage ist nicht mehr von Bauzäunen versperrt. Ansonsten gilt: Für die Beseitigung aller Schäden kommen die Verursacher auf.

Frage:
Unter Ihrem Vorgänger wurden Betreiber von Lokalen und Geschäften in der Limburger Altstadt eher als lästiges Übel und zu vernachlässigende Randgruppen im Wirtschaftsgefüge der Stadt Limburg betrachtet. Planen Sie im Fall Ihrer Wahl, Handel und Gastronomie in der Altstadt zu unterstützen und zu fördern? Falls ja, in welcher Form?

Dr. Marius Hahn:
Die Wortwahl „lästiges Übel“ bzw. „vernachlässigbare Randgruppen“ erscheint mir überzogen, aber sicherlich gibt es Defizite in der Zusammenarbeit zwischen Einzelhändlern und Gastronomie, die abzustellen sind. Auch hier ist ein fortwährender Dialog und eine offene Kommunikation ein wichtiger Faktor, um die Interessen von Handel, Gastronomie und Anwohnern zu benennen. Ich werde als Bürgermeister es sicherlich auch nicht allen Recht machen können. Ein fairer Interessenausgleich aller drei Gruppen ist aber machbar und diesen strebe ich an. Für die Unterstützung des Handels in der Innen- und Altstadt habe ich bereits konkrete Vorschläge gemacht. Zusammenfassend beinhalten diese:

1) Schaffung eines Informationsaustausches mit dem inhabergeführten Einzelhandel: Was für Anforderungen hat der Einzelhandel an die Stadtpolitik?
2) Durchführung einer Kundenbefragung mit dem Fokus Kundenzufriedenheit und Änderungsvorschläge für Handel / Innenstadtgestaltung und Altstadtgestaltung.
3) Erstellung einer Sortimenteanalyse: Welche Sortimente fehlen in der Innen- und Altstadt? Wie kann ein besserer Branchenmix erreicht werden?
4) Gespräche mit den Hauseigentümern, deren Gewerbeflächen vom Leerstand betroffen sind: Was können die Hauseigentümer zur Beseitigung der Leerstände beitragen?
Maßnahmen könnten sein: marktgerechte Mietpreise, einheitliches Erscheinungsbild der Leerflächen, Möglichkeiten für Zwischennutzungen. Hinweis, dass durch eine Vermietung dem Vermögensverfall der Liegenschaft entgegengewirkt werden kann und die Mieten als Instandhaltungsrücklage sehr wertvoll sind. Eine Vermietung ist immer besser als eine schleichende Substanzeinbuße durch ein leerstehendes Gebäude.
5) Erneuter Versuch eines Leerstandsmarketings seitens der Stadt. Der Ansatz von voreinigen Jahren muss neu angegangen werden.
6) Rat einholen von Experten, die sich in der Beseitigung der Leerstandsproblematik auskennen.
7) Informationen beschaffen von bundesweiten Initiativen
- Initiative „Händler machen Stadt“ Eine Initiative vom Bundesministerium für Verkehr, Bau- u. Stadtentwicklung sowie HDE (Handelsverband Deutschland) undHändlerinitiative „Buy Local“
8) Welche Online-Angebote erwarten die Kunden vom Handel?
Öffentliches kostenloses WLAN als lokale, städtische Infrastruktur, die dem digitalen Lebensstil – vor allem jüngeren Kunden – gerecht wird.
9) Neugestaltung Neumarkt als zentraler Mittelpunkt der Innenstadt.

Als erste Initiative werde ich kurzfristig alle inhabergeführten Einzelhändler zu einem Informationsaustausch einladen. Der Termin findet am 19. März 2015 im Gasthaus „Schwarzen Adler“ um 19.00 Uhr statt. Sie sind herzlich eingeladen!

Michael Stanke:
Die Förderung von Handel und Gastronomie in der Altstadt unterscheidet sich nicht wesentlich von der Förderung dieser Wirtschaftszweige anderswo: gute Rahmenbedingungen (z.B. Parkplätze, deshalb sanieren wir gerade das Altstadtparkhaus), wenig Bürokratie und ein offenes Ohr für die Belange der Betroffenen. Letzteres bedeutet aber nicht, dass jeder seinen Willen ohne Rücksicht auf den Rest der Welt durchsetzen kann. Grundsätzlich: Handel und Gastronomie verdienen Förderung.

Wir sollten aber alle daran denken, dass in der Altstadt auch viele Menschen wohnen. Die Belange der Altstadtbewohner dürfen nicht zu kurz kommen. Deshalb wird es mein Ziel sein, ein möglichst konfliktarmes Neben- und Miteinander von Handel, Gastronomie und Bewohnern zu erreichen.


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