Donnerstag, 19. März 2015

Doppelt hält besser! Beschließt LM haushaltstechnische Zeitbombe?



Ein Märchen: Hans-Peter war einmal Straßenfeger. Zumindest hat er vor über 48 Jahren als solcher angefangen. Heute heißt sein Beruf Fachkraft für Infrastrukturhygiene. Hans-Peter ist Fachkraft. Dazu musste er in den letzten Jahren sieben Fortbildungskurse belegen und drei Zertifikate erwerben. Er schwingt seinen Besen noch immer mit der gleichen Bewegung, die ihm vor mehr als einem halben Menschenleben Alfred innerhalb einer Woche beigebracht hatte. Aber Hans-Peter hat jetzt jede Menge Urkunden, auf denen steht, dass er es kann und richtig macht. Hans-Peter wird in einem Jahr in Rente gehen. Die Stadt braucht einen Nachfolger für ihn und hat ihn gefunden. Juri hat studiert. Infrastrukturhygiene. Er hat einen Bachelor darin und wird im nächsten Jahr seinen Master erwerben. Dann soll er Hans-Peters Job übernehmen und die Straße so schön sauber fegen, wie dieser es seit bald 50 Jahren tut. Aber um dem Straßenpflaster den Übergang von Hans-Peter zu Juri zu erleichtern, stellt die Stadt Juri schon heute ein. Im kommenden Jahr wird Hans-Peter ihn dann einweisen. Er wird ihm die besonders schmutzigen Ecken zeigen und wie man das herumgewehte Papier aus den Buchsbüschen bekommt. Er wird ihm klarmachen, dass für die Mülltonne an der Stadtkirche der Leerungsrhythmus bei weitem nicht ausreicht und er diesen selbständig verdoppelt hat, weil sein Antrag von vor sechs Jahren noch immer zur Beratung im Magistrat liegt. Wenn das Jahr um ist, weiß Juri alles, was er wissen muss. Dann kann er alles, was er können muss. Und er hat seinen Master, weil er nebenbei ja noch studiert. Sein volles Gehalt und Urlaub hat er in den vergangenen 12 Monaten schon bekommen.
Hans-Peter wird einen Teller mit Stadtwappen zur Verabschiedung erhalten und Juri einen neuen Besen. Vielleicht, wenn der Antrag durchgeht. Und alle sind glücklich.
Ein Märchen?
Ja. Doch nur im Prinzip. Bei den Straßenkehrern wird in Limburg ein solches Verfahren nicht eingeführt. Aber folgen Haupt- und Finanzausschuss und Stadtverordnetenversammlung der Vorlage des Magistrats, dann soll es in Zukunft für die Stellen von Behördenleitern bzw. Beamten im technischen Bereich genau so etwas geben.
Der Magistrat will sich ermächtigen lassen, für Stellen, deren Inhaber innerhalb des jeweils nächsten Jahres in Rente gehen, für 12 Monate (!!!) eine Doppelbesetzung durchzuführen.
In den nächsten 10 Jahren werden insgesamt 83 Mitarbeiter in den betreffenden Positionen ausscheiden. Das bedeutet, dass für die kommenden 10 Jahre im Schnitt für 8 leitende Stellen das DOPPELTE an Personalkosten entstehen soll! Hier geht es um Summen im mittleren, sechsstelligen Bereich, die der Bürger aufbringen muss für… ja, für was eigentlich?
Wie verwalten? Akademische Herausforderung.
Wenn in der freien Wirtschaft eine Stelle zu besetzen ist, wird ein gemäß der Ausschreibung qualifizierter Bewerber genommen, von dem nach kürzester Einarbeitungszeit erwartet wird, dass er dann seinen Job ausfüllt und beherrscht. Welches Unternehmen kann es sich leisten, irgendwen irgendwo hinzusetzen, damit er erst einmal ein Jahr lang zuschaut, wie es sein Vorgänger jahrzehntelang (und sicher nicht immer effektiv…) gemacht hat?!
In Limburg soll genau das geschehen. Wohlgemerkt, es geht hier nicht um Quantenphysik. Es geht um Verwaltungs(un)wesen. Die Ausschreibungen werden die Anforderungen an den Bewerber ganz sicher wie vorgeschrieben vollständig offenlegen. Wer es dann nach der Einstellung nicht schafft, innerhalb weniger Wochen seinen Job in den Griff zu bekommen, ist ganz einfach dafür nicht qualifiziert!
Oder, ganz klar in deutscher Prosa: Was für eine Sorte akademischer Vollpfosten sucht die Stadt Limburg eigentlich, wenn sie davon ausgeht, dass die Neuen ein Jahr lang (12 Monate = 365 Tage) brauchen werden, um ihren Schreibtisch und das Päckchen mit den Büroklammern zu finden?!
Wer immer den Sessel im Hauptbüro des Rathauses in Zukunft besetzen wird: Sein Vorgänger ist gerade dabei, ihm ein Erbe zu bereiten, das Limburg in Sachen Personalwesen und vor allem –kosten ein volles Jahrzehnt lähmen wird.
Hoffentlich hat wenigstens das eine oder andere Ausschussmitglied einmal wirklich in die Vorlage geschaut und den Tischrechner bemüht. Selbständig, denn konkrete ZAHLEN (neben denen bezüglich der zukünftigen Rentner) enthält das Papier keine.
Aber es steht zu befürchten, dass der Haupt- und Finanzausschuss wieder einmal den üblichen Abnickverein für bürgermeisterliche Vorlagen geben wird und Nachfrager ignoriert bzw. niedergebrüllt werden.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen