Es folgt der dritte Teil des Interviews
mit den beiden aktuellen Kandidaten für das Amt des Bürgermeisters von Limburg.
Insgesamt geben die Antworten schon
einen recht guten Überblick über die Bedeutung, die die Bewerber der Altstadt
beimessen und über die Wertschätzung, die sie deren Bewohnern und Besitzern
sowie deren Leistungen gegenüber bringen.
Die Äußerungen der Kandidaten sind auch
in diesem Teil weder gekürzt noch redigiert und die Fotos wurden von ihnen zur
Verfügung gestellt.
Frage:
Zurzeit sollen Bemühungen laufen, nach
dem Ende des Sanierungsgebiets Limburger Altstadt mit Hilfe eines
Bebauungsplans die Eigentümer in den Nutzungsmöglichkeiten rigoros zu
beschränken und ihnen Vorschriften in der Gestaltung und Nutzung ihrer
Immobilien aufzudrücken. Die Betroffenen sind von diesen Beratungen
ausgeschlossen. Soll im Fall Ihrer Wahl ein solcher Bebauungsplan beschlossen
werden?
Dr. Marius Hahn:
Ein
Bebauungsplan muss auch auf Interessenausgleich angelegt sein. Dabei haben
selbstverständlich auch die betroffenen Bürgerinnen und Bürger ein
Mitspracherecht. Daher sollte auch hier (wie im Bebauungsplanverfahren am
Rosenhang) eine breit angelegte Bürgerbeteiligung stattfinden. Dafür werde ich
plädieren.
Michael Stanke:
Ein
Bebauungsplan dient dazu, Planbarkeit und Berechenbarkeit zu schaffen. Ein
Bebauungsplan legt Regeln fest. Denn existiert kein Bebauungsplan, sind alle
Vorhaben Einzelfallentscheidungen.
Einen
Bebauungsplan in einem Bereich wie der Altstadt wird nur entstehen, wenn es
einen umfassenden Beteiligungsprozess gegeben hat und die Interessen von
Handel, Gastronomie und Bewohnern in den Plan eingebracht worden sind.
Übrigens:
einen Bebauungsplan gibt es in vielen Teilen unserer Stadt – gerade auch zum
Schutz der Interessen der im Geltungsbereich des jeweiligen Bebauungsplans
lebenden Bürger.
Frage:
Falls ja, welchem Ziel soll dieser
dienen?
Dr. Marius Hahn:
Der
Bebauungsplan sollte das Altstadtbild schützen, den Denkmalschutz
berücksichtigen und den Eigentümern Rechtssicherheit geben. Aber auch in diesem
Rahmen besteht genügend Raum, die Altstadt zu einem lebendigen, bunten und
attraktiven Quartier zu machen, in dem sich Anwohner und Touristen wohl fühlen.
Michael Stanke:
Er
soll dem Ziel dienen, die Altstadt als das zu erhalten, was sie ist: die Seele
Limburgs, in der man gerne arbeitet, seine Freizeit verbringt und vor allem: in
der man gerne wohnt.
Frage:
Ihr Vorgänger hat sich nach Kräften
bemüht, auch alteingesessene Händler aus der Altstadt zu vertreiben, um sie in
die „WerkStadt“ zu drängen. Ist unter Ihnen ein ähnlicher Exodus zu erwarten?
Dr. Marius Hahn:
Mit
der Frage sind Sie bei meinem Kontrahenten, dem Ersten Stadtrat, sicherlich an
der besseren Adresse. Ich habe stets für eine moderate Erweiterung der
WERKStadt unter Berücksichtigung des Einzelhandels in der Alt- und Innenstadt
plädiert und somit folgerichtig den zweiten und aktuell anstehenden dritten
Bauabschnitt der WERKStadt abgelehnt. Ich werde als Bürgermeister mich für den
Erhalt des Einzelhandels einsetzen, ein solcher „Exodus“ (sofern er denn
vorliegt) von mir nicht zu erwarten.
Michael Stanke:
Die
Frage kann ich nicht beantworten, da sie auf einer falschen These basiert.
Einen Exodus in Richtung WerkStadt kann ich nicht erkennen.
Frage:
In der Limburger Altstadt stehen
inzwischen viele Geschäfte leer. Haben Sie Pläne, die Altstadt auch für den
Einzelhandel wieder attraktiv zu machen?
Dr. Marius Hahn:
Vieles
ist von mir ist dazu schon in der Antwort auf Frage 7 gesagt worden. Darüber
hinausgehend ist eine Verschönerung der Grünflächen und der Busempfangsstation
sowie des Lahnufers dringend geboten. Aber auch die Hauseigentümer und
Geschäftsleute können sicherlich für mehr Grün in der Altstadt sorgen. Dazu
will ich alle animieren. Auch eine bessere Beschilderung (insbesondere im
Hinblick auf die Sehenswürdigkeiten) sowie ein schrittweiser Austausch des doch
sehr in die Jahre gekommenen Bodenbelags wird von mir angestrebt. Wir sollten
auch einfach einmal schauen, wie andere Limburg vergleichbare Städte den
Einzelhandel beleben. In Limburg gibt es bisher entweder keine oder allenfalls
einfallslose Planungen. Vielleicht können wir von anderen Kommunen lernen!
Michael Stanke:
Der
Leerstand kann tatsächlich zu einem ernsthaften Problem werden – allerdings
nicht nur in der Altstadt. Es ist deshalb wichtig, dass sich auch die
Hauseigentümer der Altstadt selbst darüber klar werden, wie sie die Altstadt
weiterentwickeln wollen. Ganz klar: ich beabsichtige mich diesem Thema anzunehmen.
Leerstand
kann nur bekämpft werden, wenn alle Beteiligten (Bewohner, Eigentümer,
Gewerbetreibenden, Gastronomen UND die Stadt) an einem Strang ziehen, gemeinsam
Ziele verfolgen und zu Kompromissen bereit sind.
Frage:
Unter ihrem Vorgänger wurden Millionen
in das Limburger Schloss investiert, die zuvor den Altstädtern weggenommen
wurden bzw. aus Landeszuschüssen stammten. Das Schloss ist zurzeit hochgradig
defizitär an die Katholische Kirche „vermietet“. Was sind Ihre Pläne mit dem
Limburger Schloss?
Dr. Marius Hahn:
Ich
werde dafür sorgen, dass der versprochene Raum für die Limburger Bevölkerung
(in dem auch eine Möglichkeit zur Zusammenkunft besteht) endlich eingerichtet
wird. Ferner sollte ein Museum der Limburger Stadtgeschichte in Zusammenarbeit
mit dem benachbarten Stadtarchiv unter Einbeziehung der Bevölkerung etabliert
werden. Daneben ist tatsächlich die Frage der Miethöhe für das Bischöfliche
Ordinariat vom Magistrat nach wie vor nicht zufriedenstellend beantwortet
worden. Mit mir wird es eine solche Hinhaltetaktik der städtischen Gremien
nicht geben. Die Miete muss sich klar und transparent am Marktpreis
orientieren!
Michael Stanke:
Ein
Großteil des Schlosses wird in Zukunft der Sicherung und wissenschaftlichen
Analyse der Stadtgeschichte dienen und damit dem Stadtarchiv zur Verfügung
stehen.
Außerdem
bin ich explizit für ein Stadtmuseum, da Limburg auf seine Geschichte stolz
sein kann!
Weitere
Räumlichkeiten könnte u.a. der Domchor in Zukunft zu einer kostendeckenden
Miete nutzen. Ich freue mich sehr, dass wir den Domchor wahrscheinlich als
Nutzer des Schlosses werden gewinnen können, denn der Domchor ist ein
kulturelles Aushängeschild unserer Stadt und macht hervorragende Jugendarbeit.
Frage:
Gibt es noch irgendetwas, das Sie den Altstadtbewohnern
und –eigentümern sagen wollen?
Dr. Marius Hahn:
Wir
leben gemeinsam in einer wundervollen Stadt. Insbesondere die Altstadt macht
das Flair und die Attraktivität Limburgs aus. Machen wir gemeinsam mehr daraus.
Und reden wir vor allem in der Kommunalpolitik und der Bürgerschaft miteinander
und nicht übereinander!
Michael Stanke:
Wer
an einer fairen und offenen Diskussion und ebensolchen Gesprächen interessiert
ist, kann sich jederzeit an mich wenden. Ich bin an Ideen und Meinungen zur
Zukunft der Altstadt sehr interessiert und würde mich sehr freuen, möglichst
viele davon als Bürgermeister umsetzen zu können!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen