Freitag, 13. März 2015

Die Bürgermeisterkandidaten und die Altstadt (3 und Schluss)



Es folgt der dritte Teil des Interviews mit den beiden aktuellen Kandidaten für das Amt des Bürgermeisters von Limburg.
Insgesamt geben die Antworten schon einen recht guten Überblick über die Bedeutung, die die Bewerber der Altstadt beimessen und über die Wertschätzung, die sie deren Bewohnern und Besitzern sowie deren Leistungen gegenüber bringen.
Die Äußerungen der Kandidaten sind auch in diesem Teil weder gekürzt noch redigiert und die Fotos wurden von ihnen zur Verfügung gestellt.

 
Des Weges Ziel
Frage:
Zurzeit sollen Bemühungen laufen, nach dem Ende des Sanierungsgebiets Limburger Altstadt mit Hilfe eines Bebauungsplans die Eigentümer in den Nutzungsmöglichkeiten rigoros zu beschränken und ihnen Vorschriften in der Gestaltung und Nutzung ihrer Immobilien aufzudrücken. Die Betroffenen sind von diesen Beratungen ausgeschlossen. Soll im Fall Ihrer Wahl ein solcher Bebauungsplan beschlossen werden?

Dr. Marius Hahn:
Ein Bebauungsplan muss auch auf Interessenausgleich angelegt sein. Dabei haben selbstverständlich auch die betroffenen Bürgerinnen und Bürger ein Mitspracherecht. Daher sollte auch hier (wie im Bebauungsplanverfahren am Rosenhang) eine breit angelegte Bürgerbeteiligung stattfinden. Dafür werde ich plädieren.

Michael Stanke:
Ein Bebauungsplan dient dazu, Planbarkeit und Berechenbarkeit zu schaffen. Ein Bebauungsplan legt Regeln fest. Denn existiert kein Bebauungsplan, sind alle Vorhaben Einzelfallentscheidungen.

Einen Bebauungsplan in einem Bereich wie der Altstadt wird nur entstehen, wenn es einen umfassenden Beteiligungsprozess gegeben hat und die Interessen von Handel, Gastronomie und Bewohnern in den Plan eingebracht worden sind.

Übrigens: einen Bebauungsplan gibt es in vielen Teilen unserer Stadt – gerade auch zum Schutz der Interessen der im Geltungsbereich des jeweiligen Bebauungsplans lebenden Bürger.

Frage:
Falls ja, welchem Ziel soll dieser dienen?

Dr. Marius Hahn:
Der Bebauungsplan sollte das Altstadtbild schützen, den Denkmalschutz berücksichtigen und den Eigentümern Rechtssicherheit geben. Aber auch in diesem Rahmen besteht genügend Raum, die Altstadt zu einem lebendigen, bunten und attraktiven Quartier zu machen, in dem sich Anwohner und Touristen wohl fühlen.

Michael Stanke:
Er soll dem Ziel dienen, die Altstadt als das zu erhalten, was sie ist: die Seele Limburgs, in der man gerne arbeitet, seine Freizeit verbringt und vor allem: in der man gerne wohnt.


Frage:
Ihr Vorgänger hat sich nach Kräften bemüht, auch alteingesessene Händler aus der Altstadt zu vertreiben, um sie in die „WerkStadt“ zu drängen. Ist unter Ihnen ein ähnlicher Exodus zu erwarten?

Dr. Marius Hahn:
Mit der Frage sind Sie bei meinem Kontrahenten, dem Ersten Stadtrat, sicherlich an der besseren Adresse. Ich habe stets für eine moderate Erweiterung der WERKStadt unter Berücksichtigung des Einzelhandels in der Alt- und Innenstadt plädiert und somit folgerichtig den zweiten und aktuell anstehenden dritten Bauabschnitt der WERKStadt abgelehnt. Ich werde als Bürgermeister mich für den Erhalt des Einzelhandels einsetzen, ein solcher „Exodus“ (sofern er denn vorliegt) von mir nicht zu erwarten.

Michael Stanke:
Die Frage kann ich nicht beantworten, da sie auf einer falschen These basiert. Einen Exodus in Richtung WerkStadt kann ich nicht erkennen.

Frage:
In der Limburger Altstadt stehen inzwischen viele Geschäfte leer. Haben Sie Pläne, die Altstadt auch für den Einzelhandel wieder attraktiv zu machen?

Dr. Marius Hahn:
Vieles ist von mir ist dazu schon in der Antwort auf Frage 7 gesagt worden. Darüber hinausgehend ist eine Verschönerung der Grünflächen und der Busempfangsstation sowie des Lahnufers dringend geboten. Aber auch die Hauseigentümer und Geschäftsleute können sicherlich für mehr Grün in der Altstadt sorgen. Dazu will ich alle animieren. Auch eine bessere Beschilderung (insbesondere im Hinblick auf die Sehenswürdigkeiten) sowie ein schrittweiser Austausch des doch sehr in die Jahre gekommenen Bodenbelags wird von mir angestrebt. Wir sollten auch einfach einmal schauen, wie andere Limburg vergleichbare Städte den Einzelhandel beleben. In Limburg gibt es bisher entweder keine oder allenfalls einfallslose Planungen. Vielleicht können wir von anderen Kommunen lernen!

Michael Stanke:
Der Leerstand kann tatsächlich zu einem ernsthaften Problem werden – allerdings nicht nur in der Altstadt. Es ist deshalb wichtig, dass sich auch die Hauseigentümer der Altstadt selbst darüber klar werden, wie sie die Altstadt weiterentwickeln wollen. Ganz klar: ich beabsichtige mich diesem Thema anzunehmen.

Leerstand kann nur bekämpft werden, wenn alle Beteiligten (Bewohner, Eigentümer, Gewerbetreibenden, Gastronomen UND die Stadt) an einem Strang ziehen, gemeinsam Ziele verfolgen und zu Kompromissen bereit sind.


Frage:
Unter ihrem Vorgänger wurden Millionen in das Limburger Schloss investiert, die zuvor den Altstädtern weggenommen wurden bzw. aus Landeszuschüssen stammten. Das Schloss ist zurzeit hochgradig defizitär an die Katholische Kirche „vermietet“. Was sind Ihre Pläne mit dem Limburger Schloss?

Dr. Marius Hahn:
Ich werde dafür sorgen, dass der versprochene Raum für die Limburger Bevölkerung (in dem auch eine Möglichkeit zur Zusammenkunft besteht) endlich eingerichtet wird. Ferner sollte ein Museum der Limburger Stadtgeschichte in Zusammenarbeit mit dem benachbarten Stadtarchiv unter Einbeziehung der Bevölkerung etabliert werden. Daneben ist tatsächlich die Frage der Miethöhe für das Bischöfliche Ordinariat vom Magistrat nach wie vor nicht zufriedenstellend beantwortet worden. Mit mir wird es eine solche Hinhaltetaktik der städtischen Gremien nicht geben. Die Miete muss sich klar und transparent am Marktpreis orientieren!

Michael Stanke:
Ein Großteil des Schlosses wird in Zukunft der Sicherung und wissenschaftlichen Analyse der Stadtgeschichte dienen und damit dem Stadtarchiv zur Verfügung stehen.

Außerdem bin ich explizit für ein Stadtmuseum, da Limburg auf seine Geschichte stolz sein kann!

Weitere Räumlichkeiten könnte u.a. der Domchor in Zukunft zu einer kostendeckenden Miete nutzen. Ich freue mich sehr, dass wir den Domchor wahrscheinlich als Nutzer des Schlosses werden gewinnen können, denn der Domchor ist ein kulturelles Aushängeschild unserer Stadt und macht hervorragende Jugendarbeit.

Frage:
Gibt es noch irgendetwas, das Sie den Altstadtbewohnern und –eigentümern sagen wollen?

Dr. Marius Hahn:
Wir leben gemeinsam in einer wundervollen Stadt. Insbesondere die Altstadt macht das Flair und die Attraktivität Limburgs aus. Machen wir gemeinsam mehr daraus. Und reden wir vor allem in der Kommunalpolitik und der Bürgerschaft miteinander und nicht übereinander!

Michael Stanke:
Wer an einer fairen und offenen Diskussion und ebensolchen Gesprächen interessiert ist, kann sich jederzeit an mich wenden. Ich bin an Ideen und Meinungen zur Zukunft der Altstadt sehr interessiert und würde mich sehr freuen, möglichst viele davon als Bürgermeister umsetzen zu können!


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen