Dienstag, 17. März 2015

Wir sind sicher. Subjektiv.



Vor einigen Jahren wurde in Limburg mit großem öffentlichem Getöse etwas eingeführt, das sich „Freiwilliger Polizeidienst“ nennt.
Ziel der Operation war es, das „subjektive Sicherheitsgefühl der Bürger zu erhöhen“. Meiner Ansicht nach eine geradezu groteske Aussage, denn sie bedeutet nichts anderes, als dass das Gefühl falsch ist. Bürger sollen nicht sicher SEIN, sondern sich nur so FÜHLEN – und das, indem man ihnen Uniformträger zeigt, die praktisch keinerlei Eingriffsbefugnis oder gar qualifizierte Ausbildung haben, sondern maximal als wandelnde Notrufsäulen fungieren sollen. Kaschiert werden sollte mit dieser Augenwischerei der Landespolitik (für wenig Geld und das zum Teil aus den Kommunen) der akute Personalmangel der Polizei und die permanente Unterbesetzung von Revieren bei gleichzeitig immer größer werdenden Herausforderungen in Sachen öffentlicher Sicherheit.
FPD: Erschreckt Verbrecher
Die Polizei wurde zu dem Thema nie gefragt und das Grauen vor einer solchen Art halboffizieller Bürgerwehr bei den Beamten, die selbst erst nach jahrelangen Studium auf die Straßen gelassen werden, interessierte die Politik nicht. Da die Mitläufer des FPD auch noch von qualifizierten Beamten betreut und angeleitet werden müssen, bindet dieser Dienst darüber hinaus auch noch reguläre Polizeikräfte und hält sie von ihrer ureigenen Arbeit ab. Doch auch dies war den Entscheidern gleichgültig. Der hochoffiziell sogar als solcher benannte Etikettenschwindel nahm seinen Lauf.
So auch in LM. Nach allseitigen Lobpreisungen der geschätzten, engagierten Bürger und Auswahlverfahren, die die Mehrheit der Bewerber gleich aussiebten, sah man dann in der Folge tatsächlich Menschen in blauen Plastikjacken doppelstreifend und mit wichtigem Blick durch die Innenstadt schlendern.
Ein Artikel in der lokalen Weltpresse war noch zu vermelden, in dem der mutige und konsequente Einsatz des FPD bei der Vertreibung einer Schülerreisegruppe von den Stufen eines Telefonladens (Privatgelände, hm…) gelobt wurde, danach wurde es still um die Truppe. Immer seltener sah man die Regenjackenträger bis sie vollständig aus dem Straßenbild verschwanden. Subjektiv.
Im Kriminalitätsbericht der Polizei taucht alljährlich seit längerem immer derselbe, eine Satz auf, wenn es um den FPD geht. Sonst hört und sieht man nichts mehr.
Ich beschloss, diesem Phänomen nachzugehen und fragte bei der Stadt Limburg nach konkreten Zahlen. Ich erfuhr von der Sprecherin der Stadt deren Nichtzuständigkeit, auf nochmalige Nachfrage hin erklärte sie dann, dass im Jahr 2014 im Etat 12.000,-- € für Bekleidung, Schulung usw. vorgesehen waren.
Nach Auskunft des Zuständigen bei der Polizei Limburg werden diese Kosten jedoch vom Land Hessen getragen. Die Stadt zahlt nur die Aufwandsentschädigung in Höhe von 7,-- €/Stunde. Die weiteren Zahlen, die mir der Betreuer des FPD mitteilte, sind jedoch sehr interessant.
Es gibt für Limburg noch 10 (zehn) Mitarbeiter des Freiwilligen Polizeidienstes. Das Durchschnittsalter beträgt 49 Jahre. Im Jahr 2014 leisteten diese 10 Mitarbeiter 661 Stunden.
Das bedeutet, dass der einzelne FPD LM Mitarbeiter im Durchschnitt pro Woche 1 Stunde und 16 Minuten Dienst versah. Umgerechnet auf die Einwohnerschaft Limburgs und angesichts der Tatsache, dass der FPD nur zu zweit auftritt, ergibt sich daraus eine Dienstzeit pro Bürger und Jahr von 35 Sekunden.
Das heißt, jeder Limburger durfte sich im Durchschnitt im Jahr 2014 für etwas mehr als eine halbe Minute SICHER fühlen. Subjektiv.
Zieht man aber die Tatsache ins Kalkül, dass der FPD verstärkt während Massenveranstaltungen wie Karnevalsumzug, Frühlingsfest, Summer-Games, Triathlon und anderen Lustbarkeiten in Gruppen eingesetzt wurde, sinkt die Einsatzzeit für andere Gelegenheiten fast unter die Messgrenze.
Die Dienstzeit des FPD ist auf 25 Stunden/Monat begrenzt. Das würde für die zehn Aufrechten in LM ein Gesamtvolumen von 3000 Stunden pro Jahr bedeuten. Von diesen wurde aber gerade mal ein Fünftel geleistet.
Der Effekt der Maßnahme war von vorn herein unter Sicherheitsspezialisten mehr als umstritten. Angesichts der offiziellen Zahlen jedoch bewegt sich die Operation FPD rasant in Richtung Lächerlichkeit. Dazu kostet der FPD Geld und hält qualifizierte Sicherheitskräfte von der Arbeit ab.
Eine ganze Reihe von Städten und Gemeinden hat längst die Notbremse gezogen. Im Bereich Kassel z. B. gibt es nirgends mehr einen Freiwilligen Polizeidienst.
Wäre es nicht allerhöchste Zeit, sich auch in Limburg von diesem traurigen Experiment zu verabschieden?

1 Kommentar:

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