Sonntag, 22. März 2015

Dreck muss weg. Aber wie? Und wo?



Ich muss es jetzt einmal in aller Deutlichkeit sagen: Der Mann geht mir auf die Nerven und sägt an diesen mit einem rostigen, schartigen Blatt. Ganz gleich, zu welcher Veranstaltung einer der Kandidaten für das Amt des Bürgermeisters einlädt, sobald es um Wortmeldungen aus dem Publikum geht, steht der übliche Verdächtige auf und an erster Stelle. Was der ehemalige Vorsitzende einer lokalen Krämervereinigung dabei in (zugegeben) gut formulierten, vollständigen Sätzen von sich gibt, gibt sich harmlos. Extrahiert man aus dem Wortgeklingel aber den Gehalt, muss man davon ausgehen, dass der Redner als U-Boot des noch amtierenden Bürgermeisters agiert. Zu dessen Haupt- und Lieblingsthesen gehört bekanntlich, dass der Limburger Bürger an sich absolut kein Interesse daran hat, sich an irgendwelchen Entscheidungen zu beteiligen. Angeblich kommt er immer erst hinterher, wenn er meckern und motzen kann. Dasselbe gab besagter Ex-Ladenbesitzer nun schon mehrfach sinngemäß von sich, ohne auch nur eine Millisekunde darüber nachzudenken, wieso es ihm selbst nie gelungen ist, seine ureigene Klientel zur Aktivität zu veranlassen. Wenn solch ein Lobbyistenverband nichts auf die Reihe bekommt, dann stinkt es nicht nur auf dem Fischmarkt vom Kopf her.
Einzelkämpfer, hilfloser
Kann man diese Aussagen noch als beleidigtes Nachtreten eines Exchefchens betrachten, dem innerhalb eines unbedeutenden Vereins die Gefolgschaft verweigert wurde, wiegt eine andere Äußerung sehr viel schwerer. Der Noch-Bürgermeister betrachtet die Säcker als solche ja als Ferkelwurf, der seine Stadt nicht sauber halten kann und will. Ganz genauso sieht es offenbar besagter Ex-Oberkleinrämer. „Die Altstadt sieht aus wie Hund!“, rief er unlängst, und prangerte Faulheit und Desinteresse der Anwohner und Geschäftsleute an Sauberkeit an und drohte schon einmal in unautorisiertem Stellvertretertum mit einer neuen Kehrsatzung.
Diese seine Aussage bedarf einer genaueren Analyse.
Sieht die Altstadt aus wie Hund?
Ich denke: Nein. Die Altstadt sieht nicht aus wie Hund, sie sieht nicht aus wie Katz, sondern sie sieht aus, wie jede Stadt nun einmal nach dem Winter aussieht. Nicht umsonst gibt es jedes Frühjahr allerorten organisierte Säuberungsaktionen, um den Dreck der dunklen Jahreszeit wegzuschaffen.
In der Altstadt mit ihrem dafür geradezu erfundenen Pflaster finden sich nun in erster Linie Papier und Zigarettenkippen, die durch den Wechsel von Nässe, Schnee (dieses Jahr weniger, ja…), Kälte, Wärme und Begehung die Konsistenz von Pappmaché angenommen haben und in Ritzen und Riffeln hängen und nur schwer zu entfernen sind.
Ob dies die Aufgabe von Anwohnern und Geschäftsleuten sein kann, wäre zu debattieren. Meiner unmaßgeblichen Meinung nach gehört es zu den hoheitlichen Aufgaben der Stadt, derlei nun zu beseitigen. Das geschieht aber nicht. Wenn eine Stadt durch Nichtreinigung dokumentiert, dass sie keinen Wert auf Sauberkeit legt, ist die Tendenz groß, auch das eigene Papier kurzerhand fallen zu lassen. Das ist nur menschlich und Dreck zieht Dreck an.
Doch dazu kommt in der Limburger Altstadt noch ein ganz anderes Phänomen, das meines Erachtens hauptverantwortlich für einen großen Teil des Straßenschmutzes ist. Das heißt, verantwortlich dafür sind diejenigen, die die Umstände bisher weder erkannt oder beachtet haben und schon gar nichts zu ihrer Beseitigung beigetragen haben. Oder denen sie schlicht und ergreifend gleichgültig sind.
Suchbild Finde den Mülleimer!
Oder hier?
Unterstellen wir einmal jedem Besucher dieser schönen Stadt einen guten Willen und die Absicht, seinen Dreck nicht einfach fallen zu lassen. Dann ergibt sich für diesen die drängende Frage: Wohin damit? Der Mensch als solcher ist bequem. Wenn man etwas von ihm will, hat man die größte Aussicht auf Erfolg, wenn es ihm keine Mühe macht, unserem Wunsch nachzukommen.
Übersetzung: Wenn ich von Besuchern will, dass sie ihren Müll nicht einfach auf den Boden werfen, muss ich ihnen einen Platz dafür anbieten. Dieser sollte leicht zu erreichen sein. Idealerweise liegt er direkt an dem Weg, den mein Besucher sowieso geht.
Doch genau daran krankt die Altstadt.
Kurz und prägnant: Es gibt VIEL ZU WENIG ABFALLBEHÄLTER. Die, die es gibt, sind in den wenigsten Fällen sinnvoll platziert. Meine ganz private These ist, dass ich dann die besten Chancen habe, Besucher dazu zu bringen, meine Mülleimer zu benutzen, wenn er von jeder Stelle in der Altstadt aus mindestens einen Müllbehälter sehen und diesen ohne besonderen Umweg erreichen kann.
Das ist aber leider nicht der Fall. An manchen Ecken halten die Plastikkübel Betriebsversammlungen ab, während sie sich aus anderen Straßen ganz verkrümelt haben.
Dies ist Problem Nr. 1. Zu wenige und ungünstig platzierte Abfallbehälter.
Betriebsversammlung des AG Abfallbehälter. Alle drei da.
Das zweite Problem ist direkt mit einer Entwicklung verbunden, die auf jeden Fall zu einer erheblichen Steigerung des Wohlbefindens der Menschen geführt hat: Die Ächtung des Rauchens in Räumen. Die Zahl der Raucher jedoch ist nur wenig zurückgegangen. Lokale haben aschenbecherbewehrte Suchtstationen vor ihren Eingängen eingerichtet. Doch Praxen, Büros und Behörden nur in den seltensten Fällen. Der Raucher als solcher ist ein Frischluftphänomen geworden, mit dem Resultat, dass er den Abfall, den er produziert, nun nicht mehr im heimischen Aschenbecher deponiert, sondern mit nach draußen schleppt.
Aber wohin damit? Höchstens ein Promille der Raucher trägt einen Taschenaschenbecher mit sich herum. Wer in Limburg eine Kippe loswerden will, ist praktisch ohne Chance. Es gibt einfach keine öffentlichen Aschenbecher! Die Stummel landen daher auf der Straße oder höchstens noch (was nicht viel sinnvoller ist) symbolträchtig im Gully, gemäß dem Motto: „Ich hab’s ja versucht“. Ich bin selbst kein Raucher und brauche auch keinen, der mir seinen Dreck ins Gesicht bläst. Aber sogar ich konstatiere, dass viele der Süchtigen tatsächlich guten Willens sind, ihre Kippen NICHT einfach fallen zu lassen. Wenn man sich die Abfallbehälter anschaut, die tatsächlich in der Stadt hängen, wird man feststellen, dass diese zum großen Teil im oberen Bereich massive Brandschäden aufweisen. Durch dort ausgedrückte Zigarettenkippen, die dann in den Behältern landen. Was nicht immer das Beste ist – ich habe im letzten Sommer den einen Mülleimer gegenüber zweimal löschen müssen…
Schöner rauchen.
Was bedeuten diese Erkenntnisse nun für die Limburger Altstadt?
Ganz einfach. Es müssen dringendst mehr Abfallbehälter angeschafft und aufgehängt werden, die nie überquellen dürfen. Alle müssen über einen Ascherbereich verfügen. Die Müllbehälter müssen einheitlich sein und so platziert werden, dass man von jedem von ihnen aus den nächsten sehen und einfach erreichen kann.
Das obligatorische Gejaul aus den Reihen des Magistrats „Habt Ihr eine Ahnung, was das KOSTET?!“, möchte ich wie folgt beantworten.
Ja. Ich habe eine Ahnung, was das kostet. Im Einzelhandel erhält man Stahlbehälter mit Ascher ab 200,--€. Selbst wenn man nun von einem Luxusmodell ausgeht, dürfte dieses mit Pfosten, so erforderlich, für maximal 400,--€ gebrauchsfertig zu installieren sein. 50 (fünfzig) Abfallbehälter (die es wohl nicht brauchen wird…) wären damit für gerade einmal 20.000,-- € zu haben.
Zur Erinnerung: Das unsägliche Mitmachmuseum hat im Lauf seiner Nichtrealisierung mindestens eine halbe Million Euro verschlungen, ohne dass der Bürger am Ende irgendetwas davon gehabt hätte. Von diesem Geld hätte man 1.250 (eintausendzweihundertfünfzig) Abfallbehälter kaufen können.
Ich wage einmal eine Prognose. Ich bin sicher, dass man das Abfallaufkommen auf den Straßen der Altstadt durch sinnvolle Behälterplatzierung und –zahl mindestens halbieren kann.
Es müsste nur nach Möglichkeit vor der kommenden Saison durchgeführt werden. Ob es da wohl eine Chance gibt? Wahrscheinlich eher nicht. Sicher muss erst einmal ein Gutachten in Auftrag gegeben werden. Für 50.000,-- €…


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