Ich muss es jetzt einmal in aller
Deutlichkeit sagen: Der Mann geht mir auf die Nerven und sägt an diesen mit
einem rostigen, schartigen Blatt. Ganz gleich, zu welcher Veranstaltung einer
der Kandidaten für das Amt des Bürgermeisters einlädt, sobald es um
Wortmeldungen aus dem Publikum geht, steht der übliche Verdächtige auf und an
erster Stelle. Was der ehemalige Vorsitzende einer lokalen Krämervereinigung
dabei in (zugegeben) gut formulierten, vollständigen Sätzen von sich gibt, gibt
sich harmlos. Extrahiert man aus dem Wortgeklingel aber den Gehalt, muss man
davon ausgehen, dass der Redner als U-Boot des noch amtierenden Bürgermeisters
agiert. Zu dessen Haupt- und Lieblingsthesen gehört bekanntlich, dass der
Limburger Bürger an sich absolut kein Interesse daran hat, sich an
irgendwelchen Entscheidungen zu beteiligen. Angeblich kommt er immer erst
hinterher, wenn er meckern und motzen kann. Dasselbe gab besagter
Ex-Ladenbesitzer nun schon mehrfach sinngemäß von sich, ohne auch nur eine
Millisekunde darüber nachzudenken, wieso es ihm selbst nie gelungen ist, seine
ureigene Klientel zur Aktivität zu veranlassen. Wenn solch ein Lobbyistenverband
nichts auf die Reihe bekommt, dann stinkt es nicht nur auf dem Fischmarkt vom
Kopf her.
Einzelkämpfer, hilfloser |
Kann man diese Aussagen noch als beleidigtes
Nachtreten eines Exchefchens betrachten, dem innerhalb eines unbedeutenden Vereins
die Gefolgschaft verweigert wurde, wiegt eine andere Äußerung sehr viel
schwerer. Der Noch-Bürgermeister betrachtet die Säcker als solche ja als Ferkelwurf,
der seine Stadt nicht sauber halten kann und will. Ganz genauso sieht es
offenbar besagter Ex-Oberkleinrämer. „Die Altstadt sieht aus wie Hund!“, rief
er unlängst, und prangerte Faulheit und Desinteresse der Anwohner und
Geschäftsleute an Sauberkeit an und drohte schon einmal in unautorisiertem
Stellvertretertum mit einer neuen Kehrsatzung.
Diese seine Aussage bedarf einer
genaueren Analyse.
Sieht die Altstadt aus wie Hund?
Ich denke: Nein. Die Altstadt
sieht nicht aus wie Hund, sie sieht nicht aus wie Katz, sondern sie sieht aus, wie
jede Stadt nun einmal nach dem Winter aussieht. Nicht umsonst gibt es jedes
Frühjahr allerorten organisierte Säuberungsaktionen, um den Dreck der dunklen
Jahreszeit wegzuschaffen.
In der Altstadt mit ihrem dafür
geradezu erfundenen Pflaster finden sich nun in erster Linie Papier und
Zigarettenkippen, die durch den Wechsel von Nässe, Schnee (dieses Jahr weniger,
ja…), Kälte, Wärme und Begehung die Konsistenz von Pappmaché angenommen haben
und in Ritzen und Riffeln hängen und nur schwer zu entfernen sind.
Ob dies die Aufgabe von Anwohnern
und Geschäftsleuten sein kann, wäre zu debattieren. Meiner unmaßgeblichen
Meinung nach gehört es zu den hoheitlichen Aufgaben der Stadt, derlei nun zu
beseitigen. Das geschieht aber nicht. Wenn eine Stadt durch Nichtreinigung
dokumentiert, dass sie keinen Wert auf Sauberkeit legt, ist die Tendenz groß,
auch das eigene Papier kurzerhand fallen zu lassen. Das ist nur menschlich und Dreck
zieht Dreck an.
Doch dazu kommt in der Limburger
Altstadt noch ein ganz anderes Phänomen, das meines Erachtens
hauptverantwortlich für einen großen Teil des Straßenschmutzes ist. Das heißt,
verantwortlich dafür sind diejenigen, die die Umstände bisher weder erkannt
oder beachtet haben und schon gar nichts zu ihrer Beseitigung beigetragen
haben. Oder denen sie schlicht und ergreifend gleichgültig sind.
Suchbild Finde den Mülleimer! |
Oder hier? |
Unterstellen wir einmal jedem Besucher
dieser schönen Stadt einen guten Willen und die Absicht, seinen Dreck nicht
einfach fallen zu lassen. Dann ergibt sich für diesen die drängende Frage:
Wohin damit? Der Mensch als solcher ist bequem. Wenn man etwas von ihm will, hat
man die größte Aussicht auf Erfolg, wenn es ihm keine Mühe macht, unserem Wunsch
nachzukommen.
Übersetzung: Wenn ich von
Besuchern will, dass sie ihren Müll nicht einfach auf den Boden werfen, muss
ich ihnen einen Platz dafür anbieten. Dieser sollte leicht zu erreichen sein.
Idealerweise liegt er direkt an dem Weg, den mein Besucher sowieso geht.
Doch genau daran krankt die
Altstadt.
Kurz und prägnant: Es gibt VIEL
ZU WENIG ABFALLBEHÄLTER. Die, die es gibt, sind in den wenigsten Fällen
sinnvoll platziert. Meine ganz private These ist, dass ich dann die besten
Chancen habe, Besucher dazu zu bringen, meine Mülleimer zu benutzen, wenn er
von jeder Stelle in der Altstadt aus mindestens einen Müllbehälter sehen und
diesen ohne besonderen Umweg erreichen kann.
Das ist aber leider nicht der
Fall. An manchen Ecken halten die Plastikkübel Betriebsversammlungen ab,
während sie sich aus anderen Straßen ganz verkrümelt haben.
Dies ist Problem Nr. 1. Zu wenige
und ungünstig platzierte Abfallbehälter.
Betriebsversammlung des AG Abfallbehälter. Alle drei da. |
Das zweite Problem ist direkt mit
einer Entwicklung verbunden, die auf jeden Fall zu einer erheblichen Steigerung
des Wohlbefindens der Menschen geführt hat: Die Ächtung des Rauchens in Räumen.
Die Zahl der Raucher jedoch ist nur wenig zurückgegangen. Lokale haben
aschenbecherbewehrte Suchtstationen vor ihren Eingängen eingerichtet. Doch Praxen,
Büros und Behörden nur in den seltensten Fällen. Der Raucher als solcher ist
ein Frischluftphänomen geworden, mit dem Resultat, dass er den Abfall, den er
produziert, nun nicht mehr im heimischen Aschenbecher deponiert, sondern mit
nach draußen schleppt.
Aber wohin damit? Höchstens ein
Promille der Raucher trägt einen Taschenaschenbecher mit sich herum. Wer in
Limburg eine Kippe loswerden will, ist praktisch ohne Chance. Es gibt einfach
keine öffentlichen Aschenbecher! Die Stummel landen daher auf der Straße oder
höchstens noch (was nicht viel sinnvoller ist) symbolträchtig im Gully, gemäß
dem Motto: „Ich hab’s ja versucht“. Ich bin selbst kein Raucher und brauche
auch keinen, der mir seinen Dreck ins Gesicht bläst. Aber sogar ich konstatiere,
dass viele der Süchtigen tatsächlich guten Willens sind, ihre Kippen NICHT
einfach fallen zu lassen. Wenn man sich die Abfallbehälter anschaut, die
tatsächlich in der Stadt hängen, wird man feststellen, dass diese zum großen
Teil im oberen Bereich massive Brandschäden aufweisen. Durch dort ausgedrückte
Zigarettenkippen, die dann in den Behältern landen. Was nicht immer das Beste
ist – ich habe im letzten Sommer den einen Mülleimer gegenüber zweimal löschen
müssen…
Schöner rauchen. |
Was bedeuten diese Erkenntnisse
nun für die Limburger Altstadt?
Ganz einfach. Es müssen dringendst
mehr Abfallbehälter angeschafft und aufgehängt werden, die nie überquellen
dürfen. Alle müssen über einen Ascherbereich verfügen. Die Müllbehälter müssen einheitlich
sein und so platziert werden, dass man von jedem von ihnen aus den nächsten sehen
und einfach erreichen kann.
Das obligatorische Gejaul aus den
Reihen des Magistrats „Habt Ihr eine Ahnung, was das KOSTET?!“, möchte ich wie
folgt beantworten.
Ja. Ich habe eine Ahnung, was das
kostet. Im Einzelhandel erhält man Stahlbehälter mit Ascher ab 200,--€. Selbst
wenn man nun von einem Luxusmodell ausgeht, dürfte dieses mit Pfosten, so
erforderlich, für maximal 400,--€ gebrauchsfertig zu installieren sein. 50 (fünfzig)
Abfallbehälter (die es wohl nicht brauchen wird…) wären damit für gerade einmal
20.000,-- € zu haben.
Zur Erinnerung: Das unsägliche
Mitmachmuseum hat im Lauf seiner Nichtrealisierung mindestens eine halbe
Million Euro verschlungen, ohne dass der Bürger am Ende irgendetwas davon
gehabt hätte. Von diesem Geld hätte man 1.250 (eintausendzweihundertfünfzig) Abfallbehälter
kaufen können.
Ich wage einmal eine Prognose.
Ich bin sicher, dass man das Abfallaufkommen auf den Straßen der Altstadt durch
sinnvolle Behälterplatzierung und –zahl mindestens halbieren kann.
Es müsste nur nach Möglichkeit
vor der kommenden Saison durchgeführt werden. Ob es da wohl eine Chance gibt?
Wahrscheinlich eher nicht. Sicher muss erst einmal ein Gutachten in Auftrag
gegeben werden. Für 50.000,-- €…
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