14 Tage sind seit dem Altstadtfest nun vergangen
und nach wie vor ist die Veranstaltung mehr Thema als den Verantwortlichen lieb
ist. Auch wenn die Täter schon rührend bemüht sind, überall zu behaupten, es gäbe keinerlei Probleme, weht ihnen (wie man hört) inzwischen auch ein heftiger Gegenwind aus den eigenen Reihen um die Nase. Mitglieder des Vereins gehen dabei sehr deutlich auf Distanz zu ihrem Vorstand, von dem sie sich nicht vertreten fühlen.
Das Auskunftsverweigerungshauptquartier |
Immer wieder hört man die Frage, die sich Geschäftsleute selbst stellen: "Warum bin ich da eigentlich noch Mitglied?" Dabei ist es für den Außenstehenden ziemlich unterhaltsam, auf welche Art
und Weise sich sogar Teile eines Vorstands gegenseitig widersprechen bzw.
in den Rücken fallen. Spannend könnte der unbeteiligte Zuschauer auch
finden, dass in diesem drittklassigen Sommertheater ein Volljurist angibt, er
hätte von der Rechtslage, also dem absoluten Verbot der gewaltsamen Beitreibung
eines „Eintritts“ von jedem Besucher, nichts geahnt. Wer, wenn nicht ein Anwalt
sollte denn darüber Bescheid wissen, kann man sich fragen. Verantwortlich ist er gleichwohl für alles, was passiert ist. Und hinterher zu sagen, man hätte sich damit "nie wohlgefühlt" gibt ein reichlich schwaches Bild ab.
Noch spannender ist die Begründung des Rücktritts
des Betreffenden aus dem Vorstand des Veranstalters: Die anderen Mitglieder
planen, wider besseres Wissen und in bester Kenntnis der Illegalität an ihrem
kriminellen Handeln festzuhalten und es ggf. zu wiederholen.
Eine derartige Haltung wirft genauso viele Fragen
auf, wie die skandalösen Begleitumstände des gerade erst vergangenen Festes.
Fragen, die in erster Linie die Stadt Limburg zu
beantworten hätte, die diesem Veranstalter ja das Sondernutzungsrecht an weiten
Teilen der Altstadt eingeräumt hatte.
Doch die Stadt schweigt still.
Wenn sich eine öffentliche Stelle nicht von sich
aus äußert, muss man eben nachfragen, dachte sich der kleine Chronist der
Altstadt und übersandte der Pressestelle der Stadt Limburg den folgenden
Katalog an Auskunftsersuchen.
Meine
Fragen an die Stadt Limburg sind nun die folgenden:
1.
Wann
und wie wurde der Veranstalter durch die Stadt darüber belehrt, dass er nicht
berechtigt war, Eintritt für die Altstadt zu verlangen?
2.
Wann
und wie wurde der Veranstalter durch die Stadt Limburg darüber belehrt, welche
Eingriffsbefugnisse der vom Veranstalter beauftragte „Sicherheitsdienst“ hatte?
3.
Wie
wurde die Einhaltung dieser Auflagen und Voraussetzungen durch das Ordnungsamt
der Stadt Limburg kontrolliert?
4.
Warum
hat das Ordnungsamt keinen Versuch unternommen, das illegale Erheben von
Eintritt für das Altstadtfest zu unterbinden?
5.
Welche
dienstrechtlichen Konsequenzen hat dieses Dulden bzw. Unterstützen von
Straftaten (Verdacht der Nötigung, Erpressung, räuberischer Erpressung,
Körperverletzung, Gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr u. a.)?
6.
Welche
Konsequenzen haben die, gemäß eigenem Bekunden („fast 20.000 Besucher“) zigtausendfach
durch den Veranstalter verübten Straftaten auf die Beurteilung der
Zuverlässigkeit des Veranstalters sowie insbesondere die Genehmigung einer
zukünftigen Sondernutzung der Straßen und Plätze der Altstadt durch genau
diesen Veranstalter?
Für
eine zeitnahe Beantwortung dieser Fragen bedanke ich mich im Voraus.
Diese
Fragen übermittelte ich am Dienstag. Eine Art Antwort kam 24 Stunden später.
Sehr geehrter Herr Herbert,
vielen Dank für Ihre Anfrage.
Das Ordnungsamt der Stadt
Limburg wird mit dem Altstadtkreis eine Nachbesprechung zum Altstadtfest 2013
durchführen.
Derzeit läuft die
Terminvereinbarung.
Im Anschluss an diesen Termin
wird die Stadt Limburg eine Pressemitteilung veröffentlichen, in der u. a. zu
den von Ihnen gestellten Fragen Auskunft gegeben wird.
Derlei
ist natürlich außerordentlich unbefriedigend. Trotzdem muss sich der Journalist
damit zufriedengeben, denn es steht der öffentlichen Stelle frei, in welcher Art
und Weise sie Fragen beantwortet, ob direkt, via Pressemitteilung oder Pressekonferenz.
Trotzdem
teilte ich der Pressestelle mit, dass 5 der 6 Fragen keinerlei Rücksprache mit
dem Veranstalter erforderten und problemlos vor jeder Besprechung zu
beantworten seien.
Darauf
erhielt ich zunächst einmal keine Reaktion.
Umso
verblüffender war es, als am vergangenen Donnerstag nachzulesen war, dass ein
anderes Presseorgan sehr wohl direkte Antworten auf direkte Fragen erhalten
hatte – und zwar sofort.
Das
Hessische Pressegesetz verbietet jede Form einer solchen
Vorzugsbehandlung ausdrücklich. Auch steht es der öffentlichen Stelle nicht zu
zu selektieren oder zu beurteilen, ob die auskunftsersuchende Publikation eine
kritische ist. Und schon gar nicht ist sie berechtigt, jemanden deswegen von
Informationsfluss auszuschließen, weil ihr nicht gefällt, was, wann oder wie er berichtet und wertet.
Aber
wir sind ja bekanntlich in Limburg…
Inzwischen
hat man sich dazu herabgelassen mitzuteilen, dass man mir keineswegs eine Beantwortung meiner Fragen verweigern würde, wie ich nachdrücklich konstatierte. Um sie im selben Schreiben gleich weiter zu verweigern. Eine Antwort bekam ich trotzdem nicht. Auf keine einzige meiner Fragen. Ich hatte lediglich die Ehre zu erfahren, wann der besagte Termin denn
stattfindet.
Man lese und staune.
Ein
Treffen zwischen Veranstalter und Ordnungsamt ist für den 22. (in Worten: den
zweiundzwanzigsten) August 2013 geplant.
DAS
muss man sich einmal vor Augen führen.
Nach
einem skandalösen Fest beschließt man, lockere 2 (zwei) Monate zu warten, bis
man überhaupt einmal ein GESPRÄCH mit denen führt, die sich als Herren der Stadt aufgeführt und reihenweise gegen Auflagen, Recht und Gesetz verstoßen haben!
Vorher verweigert die Stadt Limburg nach wie vor jede Auskunft auf die
gestellten Fragen, die allesamt in ihren direkten Zuständigkeitsbereich fallen und die zu klären sie nicht nur problemlos in der Lage sondern auch verpflichtet ist.
Aus diesem Verhalten kann man einen (nicht völlig unerwarteten) Schluss ziehen. Die Stadt Limburg hat keinerlei Interesse an einer Aufarbeitung der Ereignisse rund um das Altstadtfest 2013 und schon gar keins, irgendeine Konsequenz daraus zu ziehen.
Der
weiche Bodenbelag ist im Rathaus ausgerollt und die Besen sind verteilt.
Es
ist alles bereit, zum großen Unter-den-Teppich-Kehren.
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