Ob die
Limburger Altstadt auf einmal ein rechtsfreier Raum sei, fragten
Leserbriefschreiber zu einer Zeit, als kritische Stimmen noch einen Widerhall
und Abdruck in der Presse fanden. Inzwischen sind schwarze Vögel in verkrüppelten Bäumen wichtiger. Aber die Anmerkung des empörten Bürgers war mehr als berechtigt.
Es ist erst
eine knappe Woche her, da schien es so, als ob auch die Bundesrepublik
Deutschland ihr kleines, unabhängiges Staatsgebiet bekommen hätte, am Rande Hessens. In diesem Klein-
Andorra oder San Marino waltete ein Verein fern von Recht, Gesetz und Ordnung –
und hatte mit Hilfe einer schlagbereiten Warnwestentruppe befestigte Grenzanlagen
gegen jeden Eindringling errichtet. In diesen rechtsfreien Raum vordringen
durfte nur, wer sich mit Barschaft Eintritt erkaufte – alle anderen wurden in
die Flucht geschlagen. Teils mit Gewalt.
(c) T. Wenger/pixelio |
Konstatierte der Veranstalter kürzlich auf seiner Homepage (die, das muss einmal gesagt werden, übrigens eine sensationelle Fundgrube für Studien zur experimentellen Orthographie ist...) noch eine Spur der Verwüstung, hervorgerufen durch Festbesucher, die über die Stränge geschlagen hatten, wurden diese Passagen inzwischen schamhaft still und heimlich entfernt. Nunmehr ist eine geradezu rührende Operation Kuschelweich angesagt, in der man sich bei den (nicht unbotmäßigen) Anwohnern alibimäßig für die Geduld bedankt, irgendeine große Mehrheit an anonymen "Unterstützern" behauptet und vereinnahmt und ansonsten herausstellt, wie phantastisch und konfliktfrei die perfekte Veranstaltung gelaufen sei. Als hätte es nie irgendeinen gewalttätigen Übergriff im Auftrag des Veranstalters gegeben. Nach wie vor "rechtfertigt" dieser im Übrigen sein kriminelles Vorgehen bei der Erpressung von Eintrittsgeldern auf eine verblüffend dreiste Art mit ach so großen Wohltaten, die mit den Einnahmen finanziert werden. Sollen. Angeblich.
Aber so sehr
sich interessierte Kreise, Einflüsterer und Verbindungsmänner an den richtigen
Stellen im öffentlichen Leben bemühen, den konzertierten Raubzug gegen die
Besucher des Altstadtfestes kleinzureden oder totzuschweigen, es gelingt nicht,
die ersehnte Friedhofsruhe herzustellen.
Die ersten Opfer
der Gewalttaten haben nämlich beschlossen, die Sache eben nicht „auf sich beruhen zu
lassen“. Es wurden nunmehr diverse Strafanzeigen erstattet.
Es ist eine
eindrucksvolle Liste möglicher Delikte,
die dabei angeführt werden kann. Die Bandbreite geht von Nötigung, Erpressung,
Körperverletzung, Beleidigung, gefährlichen Eingriff in den Straßenverkehr,
Strafvereitelung bis hin zu räuberischer Erpressung.
Kurioserweise war am Wochenende der Leiter der Staatsanwaltschaft Limburg das Thema einer größeren Reportage in der Lokalpresse. Und es ist noch kurioser, dass er ausgerechnet eine Woche nach den, nimmt man es genau, zigtausendfach begangenen Taten rund um das Altstadtfest dazu aufrief, NICHT WEGZUSCHAUEN.
Dem kann man sich nur anschließen.
Die Staatsanwaltschaft ist nun am Zuge und man wird sehen, in wieweit sie den großen Worten ihres Leiters auch Taten folgen lässt. Man darf gespannt sein, zu welchen
Ergebnissen die Ermittlungen führen werden.
Insbesondere darf man gespannt
sein, welche Rolle dabei den mittelbaren Tätern sowie denen zugeschrieben wird, die eigentlich für die
Durchsetzung von Recht und Gesetz verpflichtet sind, die die Opfer aber am
vorvergangenen Wochenende kurzerhand im Stich gelassen haben.
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