Als Journalist, der in Limburg versucht, seinem
Beruf nachzugehen, hat man es sicher nicht leicht. Zumindest dann nicht, wenn
man sich nicht nur als Verbreiter politischer, amtlicher oder kirchlicher Verlautbarungen
sieht und redaktionelle Arbeit nicht ausschließlich als Korrektur der peinlichsten Fehler
und Formulierungsexzesse versteht.
Es passiert selten, dass sich ambitioniertere
Reporter ganz klar äußern, wenn sie wieder einmal in das in diesem Ort
zwischen Taunus und Westerwald herrschenden Gestrüpp aus Halbwahrheiten,
Desinformation, Mauern, Verschweigen und oft genug schlicht platten Lügen
geraten sind und von allen Seiten Dornen an ihnen zerren.
Doch diese Woche ist es einmal geschehen. In einem
Kommentar lässt ein Lokaljournalist endlich einmal seiner Wut über
dieses ständige Gemauschel in Hinterzimmern/Ausschüssen/Kneipen/Weinkellern freien Lauf,
das immer in völlig sinnfrei und in ihrer Herkunft ungeklärte Entscheidungen ohne
jede parlamentarisch-politische Legitimation mündet.
Worum ging es?
Um eines der neueren, größeren Wunder, mit dem uns
die Stadtregierung zu beglücken gedachte. Vor einem Jahr erfuhr die staunende
Öffentlichkeit, dass Limburg nicht nur etwas, das sich „Mechanikum“ nannte
bräuchte, sondern auch bekäme. Niemand konnte so wirklich sagen, worum es
eigentlich dabei ging und was ausgerechnet Limburg zu einem prädestinierten
Standort für ein obskures, interaktives Technikhalbmuseum machte. Nur eines war
wichtig und wurde herausgestellt. Es sollte EU Fördermittel dafür geben – und das
ist, wie bereits mehrfach erwähnt, der Zeitpunkt, an dem in Limburg offenbar
jeglicher Verstand aussetzt. Sobald Beute in Form fremder, öffentlicher Mittel
ins Sicht ist, muss diese gerissen werden, koste es was es wolle. Und seien es Millionen an Steuergeldern.
Mit Sicherheit waren genau diese in dem
Businessplan des Initiators enthaltenen Fördermittel der Hauptbeweggrund, dem
Projekt „Mechanikum“ überhaupt näherzutreten.
Dem Projekt. Nicht dem Ideengeber. Immerhin
sind wir ja bekanntlich in Limburg und dort lautet das Motto in Bezug auf jeden
Einfall, der an verantwortliche Stellen herangetragen wird: Bräuchten wir es,
hätten wir es schon. Intelligent sind wir selber.
Altstadtmechanik: Uhr, kaputt |
Es folgte also das, was in solchen Fällen meistens
passiert. Es bestand die Gefahr, dass die falschen Leute das Geld verdienten,
also musste der Vorschlagende verschwinden. Der Initiator wurde locker
ausgebootet und nicht nur das. Es gab einen teuren Rechtsstreit um den Namen
des Projektes, den die Stadt dann gewann, wie sie stolz verkündete. Sie war
Besitzer des großen Wortes „Mechanikum“. Jedenfalls bis zur Berufung des sich
betrogen Fühlenden. Und bis zur letzten Stadtverordnetenversammlung.
Bei der ereignete sich nun das, was betreffenden
Journalisten diesmal zur Weißglut und zu klaren Worten trieb. Auf einmal war
alles anders. Ganz und gar anders – und wieder einmal konnten weder
Bürgermeister noch Magistrat auch nur eine einzige Frage beantworten, wie in
aller Welt es zu den verkündeten, mehrfachen Kehrtwendungen gekommen war.
Die frohe Botschaft war: Das Mechanikum ist tot. Es lebe das ZeitWerk! Was
das sein sollte, konnte niemand wirklich sagen, nur, dass es wohl ein paar
Ausschüsse und Gutachten (möglichst externer Natur) bräuchte um festzustellen
und festzulegen, worum es überhaupt gehen soll! Das wiederum sollte aber
niemanden daran hindern, schon mal mit dem Bau anzufangen, im kommenden
Frühjahr. Gemäß dem Motto: Wir haben
absolut keine Ahnung, wohin wir wollen und wo der Weg entlangführt, aber wir laufen
jetzt mal los, dann haben wir schon eine Strecke hinter uns, wenn wir es
irgendwann einmal wissen. Oder besser: falls.
Altstadtmechanik: Klappe, manuell |
Nur eine einzige Sache konnte als gesichert
verkündet werden. Es würde alles teurer als geplant. Viel teurer. Welch eine Überraschung.
Kleinere Anflüge von Auskunftsersuchen wurden auf die bekannt arrogante Art
beiseite gewedelt wie lästige Fliegen und die Verantwortlichen griffen, als
ihnen überhaupt nichts mehr einfiel, ganz tief in die Mottenkiste der
Verlautbarungsphrasen. Aus dem Hut gezogen wurden die wunderbaren Begriffe „Beteiligung
der Bürger“ (die handverlesenen, üblichen Verdächtigen), „Beteiligung von
Firmen“ (die genauso üblichen Verdächtigen aus der großen, finanzstarken und der
kleinen, sich umso wichtiger fühlenden Kaufmanns- und Krämervereinigung),
Integration der Neustadt (nun ja, die WerkStadt liegt nun mal in der Neustadt…)
sowie Integration der Altstadt.
Aha. Die Altstadt. Integriert in ein Museum für
iwmM (irgendwas mit Mechanik). Wie übersetzt man das? Was ist da geplant? Wird es ein Modell des
Doms geben, in dem auf Knopfdruck die Glöckchen läuten? Oder eines des neuen Bischofspalast, bei dem sich auf Kommando die Überwachungskameras bewegen? Mechanik in der Altstadt? Wie darf man das verstehen? In die WerkStadt lässt
sich die Altstadt wohl kaum verlegen, so gerne das Entscheidungsträger hätten. Wie
integriert man aber eine Altstadt, in der das mechanischste die Türklinken an
den Häusern sind? Geht es denn überhaupt noch sinnfreier?
Ja. Es geht. Die kabarettistisch hochwertigste
Verlautbarung war in der betreffenden Sitzung die, dass das Kulturamt der Stadt
den Betrieb dieses Wasauchimmers übernehmen und organisieren soll.
Altstadtmechanik: Rad, stationär |
Also genau die Stelle, die sich nicht in der Lage
sah, ein MUSEUM für moderne Kunst, mit eindeutigem Programm, Exponaten,
Zielgruppen, Werbekonzeption UND Finanzierung zu betreiben, das jemand der
Stadt SCHENKEN wollte!
Sensationell. Oder: Limburg eben.
Der ursprüngliche Initiator des verstorbenen
Mechanikums hat sich auch zu Wort gemeldet und seine Bedenken geäußert. Es gab
ein klares Konzept, auf dessen Basis Fördermittel zugesagt wurden. Dieses
Konzept wurde nun durch – gar keins abgelöst. Für keine Ahnung gibt nicht
einmal die EU Geld. Normalerweise.
Die Stadt Limburg weiß nicht, was sie in dem
sogenannten „Zeitwerk“ veranstalten will. Sie weiß auch nicht, für welche
Zielgruppen es vorgesehen ist. Kein Mensch hat eine Ahnung, wieviele der
Besucher, von denen man nicht weiß, warum sie kommen sollten, dort erscheinen
werden, wie sie das verkehrsungünstig gelegene Gelände erreichen und wo sie
parken werden. Sollen. Und so.
Wer all diese atemberaubenden Änderungen eines
einmal gefassten Beschlusses veranlasst hat
und verantwortet, dazu gab es – Überraschung – keinerlei Aussage. Nur die mit der Arroganz der Macht
vorgetragene Kurzinformation, dass es nun eben so sei. Basta.
Es gab Fragen, Fragen, Fragen – und keine Antwort.
Kein Wunder, wenn einem ernsthaften Journalisten da
einmal der Kragen platzt.
Unsere werten Stadtväter und Mütter sind gerade
dabei, mal wieder ein Millionengrab am alten Bahnausbesserungswerk zu buddeln,
das nicht einem einzigen Limburger (na gut, abgesehen von den üblichen
Verdächtigen im Architektur- und Baugewerbe, die ja bedacht werden müssen - man kennt sich - man hilft sich...) irgendetwas bringt.
Es gibt nur eine einzige gute Nachricht in diesem
neuen, hausgemachten Debakel. Was immer
dort an den Gleisen gebaut wird, es ist nicht für die ausschließliche und kostenfreie Nutzung durch die
katholische Kirche vorgesehen.
Oder soll ich vielleicht besser sagen: noch nicht?
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