Es war Samstag – und plötzlich war das ominöse Wort „Eintrittsgeld“ von
der Homepage des Veranstalters verschwunden.
Genauso konnte man am Abend die „Kontrollstelle“ am Huttig suchen:
vergeblich.
Nach der Vielzahl der Proteste und dem Sturm der Entrüstung im Internet,
die der Offenlegung der Rechtswidrigkeit von Eintrittsforderungen für das
Altstadtfest durch die Stadt Limburg gefolgt waren, sah es einen Augenblick so aus,
als ob beim Veranstalter so etwas wie Einsicht eingekehrt und der geordnete
Rückzug aus der Illegalität als Parole ausgegeben sei.
Da sowohl die Polizei als auch das beauftragte Sicherheitsunternehmen am
Samstagmorgen nachdrücklich und unter Vorlage des Schreibens der Stadt auf die
rechtlichen Umstände hingewiesen worden waren, bestand auch die Möglichkeit,
dass von deren Seiten Druck ausgeübt wurde.
Dachte der Verfasser zumindest.
Doch jede Hoffnung war vergeblich. Es ging nicht darum, sich im Rahmen
geltenden Rechts zu bewegen, sondern das Ziel war, möglichst viele Spuren zu
verwischen. Mit „Musikgenussbeitrag“ bekam der Eintritt in einer genauso
lächerlichen wie abenteuerlichen Wortschöpfung lediglich einen neuen Namen.
Die Absperrung am Huttig wurde kurzerhand an den Rand des Roßmarkts verlegt,
mit dem offensichtlichen Ziel, diesen Punkt der Beobachtung des interessierten
Berichterstatters zu entziehen.
Ansonsten blieb alles wie gehabt. Die Altstadt war zum Sperrgebiet
erklärt worden und mit einem „jetzt erstrecht“-Habitus wurde Passanten und Besuchern
von teils juvenilen Leuchtwestenträgern „Eintritt“ abgepresst.
War schon am Vortag von einer großen Zahl von Auseinandersetzungen die
Rede, bekamen die Übergriffe des „Ordnungsdienstes“ bei einem Vorfall am
Rossmarkt eine ganz neue Qualität.
Ein Anwohner war kurz nach 18:00 Uhr mit seiner Frau auf dem Fahrrad
unterwegs, einen Freund auf der anderen Seite der Stadt zu besuchen. Seine Gattin
hatte den Platz vor dem Haus Nr. 2 schon passiert, als der Radfahrer unvermittelt
von zwei Westenträgern seitlich angesprungen wurde. Einer griff nach dem Lenker
und versuchte, ihm vom Rad zu zerren. Nur durch einen Zufall gelang es dem
Überfallenen, einen Sturz zu vermeiden. Bei der Attacke wurde jedoch der
Fahrradcomputer des Rades abgerissen und knallte auf dem Boden. Die Bediensteten des Unternehmens „SGS-Security“
verlangten von dem Anwohner ultimativ 2,50 € Eintritt, hielten sein Fahrrad
fest und hinderten ihn so an der Weiterfahrt. Proteste seiner Frau, die
umgekehrt war, lachten die beiden jugendlichen Wegelagerer kurzerhand weg und
erklärten sinngemäß, der Überfallene sei ja selbst Schuld, weil er das „Anwohnerbändchen“
nicht trug, das er bei sich hatte.
Die Aufforderung, sich zu legitimieren und ihre Namen zu nennen,
ignorierten die beiden Posten mit größtmöglicher Herablassung und verspotteten
die beiden Betroffenen ausgiebig.
Eingriff in den fließenden Verkehr: Laut Stadt für Security VERBOTEN |
Diese wollten sich eine solche Behandlung nicht gefallen lassen und
suchten nach einem Verantwortlichen. Ein Hilfspolizist der Stadt Limburg, den
sie antrafen, quittierte ihre Empörung nur mit einem Achselzucken, ohne irgendeine
Maßnahme darauf folgen zu lassen, und verwies auf „Den Chef der Veranstaltung“.
Diesen trafen die beiden Überfallenen mit einer Begleitung vor einem
Restaurant an. Doch Besagter zeigte keinerlei Interesse daran, auch nur
zuzuhören und ließ die beiden mit einer unerträglichen Arroganz wissen, sie
würden diesen Vorfall nur behaupten und es gäbe keinen Beweis. Die zwei
Betroffenen machten ihrer Empörung darüber Luft, dieser Art zu Lügnern erklärt
zu werden. Daraufhin raunzte der (namentlich bekannte) „Verantwortliche“, sie
sollten schnell verschwinden und nicht so einen Aufstand machen. Die Begleitung
des „Festleiters“ verhöhnte die Betroffenen dann auch noch dadurch, dass er
sich kurzerhand die Finger in die Ohren steckte!
Wie man hört, hat es noch eine erhebliche Zahl an anderen Vorfällen
gegeben. Doch diese werden bedauerlicherweise von der Lokalpresse kurzerhand
unterschlagen, genauso, wie als einziger Kritikpunkt ein Halbsatz als Zitat zu
lesen ist, in dem jemand die Höhe der Eintrittspreise sanft moniert. Dass diese
erklärtermaßen rechtswidrig erhoben wurden und genau dies Thema weitreichender
Debatten im Internet und auf der Straße ist, wird kurzerhand totgeschwiegen.
Die Veranstalter und ihre Verbündeten gehen offensichtlich davon aus,
dass „die Sache sowieso erledigt ist“, nun da das Altstadtfest vorüber ist und
das Interesse der Öffentlichkeit rapide nachlässt. Das kollektive Kopf in den Sand Stecken scheint angesagt zu sein.
Eine Art Stellungnahme des Veranstalters ist als Antwort auf vorangegangene
Beiträge zum Blog nachzulesen. In dieser wird einerseits der Blogersteller
persönlich diffamiert, auf der anderen Seite erschreckende Rechtsunkenntnis
demonstriert sowie die Scheinargumentation aufgebaut, 2,50 € seien doch nicht
zu viel.
Doch genau das ist überhaupt nicht die Frage (sieht man einmal davon
ab, dass der „Preis“ kurzerhand von einem Jahr auf das andere um 150% erhöht
wurde...).
Rechtlich besteht kein Unterschied darin, ob ich jemanden mit Gewalt
zwinge, mir eine Million auszuhändigen oder 2,50 €.
Thema ist nicht die Höhe des erhobenen Eintritts, sondern die Tatsache,
dass es keine Rechtsgrundlage dafür gibt.
Thema ist, dass dem Veranstalter dies bestens bekannt war.
Thema ist, dass er TROTZDEM Hilfstruppen engagiert hat, die Menschen
den Zutritt verwehrten, die diesen Eintritt nicht zu entrichten bereit waren
bzw sich nicht dazu zwingen ließen, sich selbst auf eigene Initiative hin
tagelang mit Armbändern zu verunstalten um sich zu „legitimieren“, ihre eigenen
Häuser zu erreichen und zu betreten.
"Zahlung eines Unkostenbeitrags ist eine freiwillige Leistung..." |
Thema ist, dass den Bediensteten der Stadt die Illegalität bestens
bekannt war.
Thema ist, dass das Ordnungsamt das rechtswidrige Treiben trotzdem konzentriert
unterstützte.
Thema ist, dass die Polizei Limburg spätestens seit Samstagvormittag
genau über die Vorgänge und die Rechtslage informiert war und ganz konkret
angefragt wurde, welche Maßnahmen sie zu ergreifen gedenke, auftragsgemäß die
Rechte der Bürger auf Freizügigkeit, freie Entfaltung der Persönlichkeit zu
schützen.
Thema ist, dass sich die Pressestelle der Polizei Limburg bis heute nicht
dazu herabgelassen hat, auch nur eine einzige der gestellten Fragen zu
beantworten.
Und Thema ist schließlich, dass Bürger der Stadt und Besucher vom
Veranstalter wissentlich und gewollt der Macht eines „Unternehmens“
ausgeliefert wurden, in dessen Reihen sich offenbar Protagonisten befinden, die
an diesem Wochenende ihrer Lust auf Gewalt (bislang) unsanktioniert frönen
konnten.
Um mir ein Bild über das gesamte Ausmaß der Übergriffe durch Angehörige
des „Sicherheitsdienstes“ sowie Reaktionen und Nichtreaktionen von Veranstalter, Ordnungsamt und
Polizei machen zu können, bin ich für jeden Bericht über Vorfälle dankbar (Mail
an die Anschrift im Impressum).
Das Altstadtfest 2013 mag vorbei und der Veranstalter glücklich sein „es
überlebt zu haben“ und froh, dass der Großteil der betroffenen Bürger den Dreck
und die Scherben, die rund um ihre Häuser hinterlassen wurden, beseitigt haben.
Doch Ruhe wird deshalb so schnell nicht einkehren. Dazu sind in diesem Jahr zu viele
Grenzen zu hemmungslos überschritten worden.
(wird fortgesetzt)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen