Sonntag, 21. Juli 2013

Veranstalter gesteht: Jahrhundertbeute beim Altstadtfest



Noch nie in der Geschichte des Altstadtfestes hat der trotz Vereinsdeckmantel rein kommerziell ausgerichtete Veranstalter so viel Geld vereinnahmt, wie im Jahr 2013. Dies verkündet der Zusammenschluss einiger weniger lokaler Geschäftsleute, der die Limburger Altstadt vor drei Wochen kurzerhand widerrechtlich und gegen besseres Wissen zum Privatgelände erklärt hatte, in einem Papier, das dem Dom-Zoo zugespielt wurde.
Für die Echtheit dieses Schriftstücks spricht die bekannt abenteuerliche Orthographie (auf einer Seite im ersten Überblick 19 Fehler). Darüber hinaus finden sich darin bereits bekannte Phrasen genau so wie die verblüffende Hirnakrobatik und Pseudoargumentation, mit der der Veranstalter die Öffentlichkeit in den letzten Wochen bereits mehrfach beglückt hat.
Fette Beute beim Altstadtfest (c) G. Gunhold/pixelio
Im dem Schrieb wird den Mitglieder des Vereins eine Einladung zu einer außerordentlichen Mitgliederversammlung angekündigt, ohne die Nennung eines Datums und besonders, ohne den Grund anzugeben, weshalb eine solche zwingend vorgeschrieben ist. Der Verein ist nämlich durch den Rücktritt eines Vorstandsmitglieds zu einer Vollversammlung mit Neuwahl gezwungen. Doch in dem vorliegenden Papier ist davon nicht die Rede.
Dafür von anderen Dingen. Zum Beispiel davon, wie großartig, perfekt und völlig störungsfrei das Altstadtfest verlaufen ist.
Warum, fragt sich der Unbeteiligte, warum konstatiert man dann bereits in der Einleitung, dass es „Stimmen gegen Teile der Organisation des Altstadtfestes gegeben hat“? Wenn doch alles so genial verlaufen ist, wie in der Folge behauptet wird.
In der aktuellen Lesart des Vorstandes des Veranstalter“vereins“ war alles „friedlich und die Ordnungskräfte mussten nirgends eingreifen“. 
Am Wochenende des Altstadtfestes  jedoch las es sich aus der bekannten Feder eines Vorstandsmitglieds, das sich genötigt sah, in seinen Tiraden den Blog-Betreiber zu diskriminieren und zu attackieren, völlig anders (Interpunktion und Orthographie orginal):
Aber es wird ja offenbar lieber Ärger provoziert - oder was denkst du um was gestern abend vor allem die Diskussionen an den Wachposten gingen? Darum, dass angeblich der Eintritt illegal sei und einige Leute auf Facebook verwiesen, wo das so stehe, sich dann gewaltsam Eintritt verschaffen wollten. Dankeschön.
Offenbar musste der betreffende Schriftkünstler nun Kraft Vorstandsbeschlusses einsehen, dass er einer Halluzination unterlegen war, als er die obenstehenden Zeilen dichtete.   
Nach der aktuell verbreiteten Ansicht dieser Veranstalter hat es selbstverständlich auch keinerlei Übergriffe, Gewalt- und Straftaten durch genau diese angesprochenen „Ordnungs“kräfte gegeben.
Warum ermittelt dann die Staatsanwaltschaft, fragt man sich.
Eine ganz neue Dimension der Interpretationsfreiheit zeigt der zweite Absatz der Epistel. In wahrlich bester Kenntnis der Tatsache, dass das Absperren der Altstadt und das Erpressen von Eintritt kriminell waren, behaupten die Täter nun, dass es wichtig war dafür zu sorgen, dass „kein unkontrollierter Zulauf“ in das „Festgelände“ erfolgte, um Schlägereien zu verhindern.
Nun wird die Altstadt einschließlich aller Privathäuser also nicht nur öffentlich zum „Gelände“ erklärt, sondern es wird auch noch dreist behauptet, die Sperrung sei aus Sicherheitsgründen erfolgt. Dabei fanden überhaupt keine Kontrollen statt, die über die Frage hinausgingen, ob derjenige, der den öffentlichen Verkehrsraum zu betreten forderte, „Eintritt“ entrichtet hatte. Sieht man einmal davon ab, dass Taschencheck, Alkoholkontrollen oder Selektion nach Gesicht („dukommshiernichrein“) erstrecht keinerlei Rechtsgrundlage gefunden hätten.
Mit derselben dreisten „Argumentation“ könnte sich der Veranstalter brüsten, dass es an dem betreffenden Wochenende keinen Bombenanschlag wie beim Boston Marathon gegeben hat.
In der folgenden Passage schießen sich die Verantwortlichen, die sich in ihren Behauptungen keinerlei Konsistenz oder gar Logik verpflichtet fühlen, gemäß dem Motto „was kümmert mich mein Geschwätz von gestern“ dann selbst ins Knie.
Wörtlich heißt es: Das 38. Altstadtfest war das kommerziell erfolgreichste überhaupt.
"Festgelände", abgesperrt
Übersetzt bedeutet das, dass noch nie so viel Geld eingenommen wurde wie in diesem Jahr und noch nie ein so großer Überschuss erzielt wurde. Aber was ist denn nur aus dem gebetsmühlenartig wiederholten Pseudoargument für die Wegelagerei geworden? Das Altstadtfest sei doch überhaupt nicht zu finanzieren, ohne Eintrittsgelder? Und nun? Nun wurde es nicht nur voll finanziert, sondern es wurde dabei auch noch ein riesiger Profit erzielt! Dass dieser für ein paar Glühbirnen über den Straßen im Winter verwendet werden soll, hat man ja nun schon oft genug gehört, ohne dass diese Behauptung mit jeder Wiederholung an Glaubwürdigkeit gewinnt, ganz gleich wie oft man sie als "zauberhaft" bezeichnet. Sieht man davon ab, dass es irrelevant für die Rechtslage ist.
Irrelavant ist nicht, dass die Veranstalter sich nun mit der exzessiven Beute aus ihrem Raubzug brüsten. 
Verblüffend ist aber die Frechheit, mit der sie davon ausgehen, das als „Eintritt“ erpressten Geld würde nun dem Verein gehören!
Doch da befindet man sich in einem mehr als kleinen Irrtum. Der Erwerb von Eigentum an Raub- oder Diebesgut ist nicht möglich. Das Geld, das sich im Moment (möglicherweise) in den Kassen, Schränken oder Hosentaschen des Veranstalters befindet, GEHÖRT diesem nicht. Vielmehr ist an die Ermittlungsbehörden die Frage zu stellen, wieso die Beute aus den planmäßig begangenen Straftaten bis zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht beschlagnahmt wurde!
Hierzu wäre eine Stellungnahme der Staatsanwaltschaft sicher sehr hilfreich – genauso wie eine Auskunft, wieso nach Bekanntwerden (und es kann nun wirklich niemand an einer öffentlichen Stelle behaupten, er wüsste nichts von dem Skandal rund um das Altstadtfest) der vielfach begangenen Straftaten (noch) nicht gegen die Verantwortlichen des Veranstalters ermittelt wird. Immerhin hat ein inzwischen zurückgetretenes, rechtskundiges Vorstandsmitglied zugegeben, dass ihm die Rechtswidrigkeit und damit die Strafbarkeit der Erpressung von Eintrittsgeldern bekannt waren. Seine „Kollegen“ im Vorstand hielten aber angeblich gleichwohl an ihrem kriminellen Vorgehen fest.
Und sie haben dieses darüber hinaus auch für künftige Feste angekündigt.
Bemerkenswerterweise geht der Veranstalter in seinem Papier kurzerhand davon aus, dass dieser Verein überhaupt jemals wieder ein Sondernutzungsrecht für öffentliche Straßen und Plätze erhält. Dies suggeriert der letzte Absatz des (unterschriftslosen) Schreibens an die Vereinsmitglieder.
„Der Verein steht im engen Kontakt mit den öffentlichen Stellen und der Stadtverwaltung, damit die vorgebrachten Kritikpunkte bewertet und zukünftige Veranstaltungen noch besser organisiert werden können.“
Sieht man von der obligatorischen Selbstbeweihräucherung ab („noch besser organisiert“) und der Peinlichkeit, dass in dem Schreiben oben jeglicher Zwischenfall geleugnet wird, weiter unten angeblich jedes „Vorkommnis“ (das es ja nicht gab, siehe oben) im Detail geprüft werden soll und nun sogar „Kritikpunkte“ zugestanden werden, stellen sich ein paar weitere, drängende Fragen.
Zum einen, wie schon erwähnt, nimmt der Verein es als gottgegeben an, dass seine Kommerzorganisation die gesetzliche geforderte Zuverlässigkeit aufweist, die überhaupt ein Fest genehmigungsfähig macht. Veranstalter, die durch massive, kriminelle Handlungen kraft Vorstandsbeschluss auffallen, kann man wohl beim besten Willen nicht als „zuverlässig“ bezeichnen. Zum anderen hat die Stadt Limburg in Form einer Pressemitteilung angegeben, dass am 22. August eine Besprechung des Altstadtfestes 2013 mit dem Veranstalter stattfindet.
ERSTMALS und nur dann.
Worin, fragt sich der nicht ganz unparteiische Beobachter, besteht dann der „enge Kontakt“? Gibt es Geheimgespräche zwischen Stadt und Veranstalter? Wer konferiert mit wem und über welche Themen? Wann? Und warum wird nicht darüber informiert? 
Die Behauptungen der Stadt und die des Veranstalters sind nicht mit einander in Einklang zu bringen.
Die Frage ist nur: Wer lügt hier?
Die Täter und ihre Komplizen bemühen sich nach Kräften, den Altstadtfestskandal in Vergessenheit geraten zu lassen und hoffen auf hitzeträges Desinteresse der Opfer.
Doch so leicht wird das nicht geschehen.
Es sind Fragen offen. Sehr viele Fragen. Und es gibt Stellen, die nicht nur zu Antworten sondern auch zu eindeutigen Maßnahmen verpflichtet sind.

(Berichterstattung wird fortgesetzt…)

1 Kommentar:

  1. Warum kann man gegen die Behörden in Limburg einfach nichts tun. Es ist doch haarsträubend, was man sich in dieser Stadt so erlaubt. Ignoranz wird gross geschrieben, der Bürger ist eine Null. Was wären die eigentlich ohne uns und unseren Steuergeldern ?? Wir auf dem Neumarkt haben jetzt wieder mal das Weinfest vor der Tür, was mittlerweilen zur Grossparty verkommen ist. Drei Abende Rundumbeschallung, dass man sein eigenes Wort nicht versteht. 0:00 Uhr Veranstaltungsende, dann beginnt das grosse Zusammenklappen der Bänke. Wenn man denkt, so geschafft, endlich Ruhe, hat man sich schwer getäuscht. 04:00 Uhr beginnt die Limburger Strassenreinigung mit einem Laubgebläse die Flaschen an den Strassenrand zu blasen, um sie dann geräuschvoll mit der Strassenkehrmaschine wegzufegen und sie in ihre Autos zu befördern. Samstags ist ja Markttag. Um 5:00 Uhr kommen die ersten Händler und streiten sich um die besten Plätze. Es ist ja nicht viel Platz vorhanden (weil ja schliesslich Weinfest). Egal...the show must go on. Heute am Sonntag hat man gnädigerweise erst um 7:00 Uhr mit dem Gebläse und Co. angefangen. Wie rücksichtsvoll! In 2 Wochen finden die summer games statt. 3 Tage Partystimmung von morgens bis abends und tonnenweise Sand und noch andere diverse Sachen vor der Tür. Was für eine Verschwendung. Das Geld könnte man bestimmt nützlicher verwenden, auch wenn es gesponsert wird.
    Sie sehen, auch bei uns geht es "bunt" zu. Bleiben Sie dran, Ihre Berichte sind so was von klasse! Vielleicht werden sie ja eines Tages doch noch von den wichtigen Stellen erhört!!

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