Die alte
Vikarie am Domplatz ist ein sehr schönes Fachwerkhaus. Nachdem das Gerüst
entfernt wurde, ist dies nun wieder klar zu sehen und sie ist tatsächlich mit
Sachverstand und Sorgfalt restauriert worden und ein Schmuckstück.
Auch wenn
sie es nicht vermag, mit ihrem leuchtenden Rot und den strukturierten, weißen
Flächen der Gefache die erdrückende Last des klerikalen Atomschutzbunkers zu
überstrahlen, der hinter ihr stockfinster lauert, stellt sie doch das geschmackvollste
Gebäude dar, das im Rahmen der Errichtung des „Diözesanen Zentrums“ entstanden
ist.
Doch so nett und harmlos, wie sie dasteht, ist die Alte Vikarie wohl nicht, soll man den
Verlautbarungen Glauben schenken, die wieder einmal vom Domberg kommen.
Die Alte Vikarie ist an allem Schuld, erfährt man nun.
Denn sie hat
fast 10 Millionen gekostet, heißt es. 9,75
Millionen der kostbaren Euro sollen in die Sanierung dieses einen Baus
geflossen sein und Denkmalschutz ist angeblich die Ursache dieser
atemberaubenden Kosten.
10 Millionen-Grab? |
Doch hier
beweisen die Menschen an den Schaltstellen der bischöflichen
Verlautbarungspolitik wieder einmal das Maß an unfreiwilligem Humor, das
Mitteilungen aus diesem Haus so beliebt gemacht hat.
Limburg ist
eine Stadt mit einem hohen Maß an historischer Bausubstanz. Diese wurde von den
Besitzern zu großen Teilen aufwändig saniert. Von daher finden sich an der Lahn
zahlreiche Sachverständige aus der Not, die genau wissen, was Fachwerkbau
kostet - und es ist nicht ganz leicht, denen ein Märchen zu erzählen. Oder auch mehrere, nacheinander, sich steigernde.
Historische
Häuser zu restaurieren und zu pflegen ist nicht billig. Ganz bestimmt nicht.
Aber SO teuer, wie nun behauptet wird, ist es auch wieder nicht.
Was gerade
abläuft ist nichts weiter als der nächste Akt im Sommertheater der klerikalen
Verschleierungen und es ist so unnatürlich-pseudoaufrichtig-unterhaltsam, dass es gescriptet alle Chancen
hätte, als Reality-Show bei einem Privatsender unterzukommen. Titel: Domfelsen –
Tag und Nacht.
Es ist noch
keine 14 Tage her, da wurde anlässlich der mehrfach gewohnt pompös inszenierten
Inbesitznahme durch TvE betont, die gesamten Baukosten betrügen 9,75 Millionen.
Nun wird bereits zurückgerudert.
Die
Gesamtkosten stehen noch nicht fest. Mal wieder. Die Funktionstaste 12, unter
der diese hohle Phrase wohl auf dem Computer der Pressestelle abgelegt ist,
müsste inzwischen vollkommen abgenutzt sein, so oft wurde sie in den letzten
Jahren benutzt.
Ganz gleich,
was verkündet wurde, es standen die endgültigen Kosten noch nicht fest. Immer.
Nur eins war sicher: Sie wurden höher. Immer nur höher und höher.
Schauen wir
doch mal ein klein wenig zurück.
Als die
ersten Meldungen kamen, der neue Bischof plane einen eigenen Bau, nur für sich
und seine Bedürfnisse, für bescheidene 3,5 Millionen, war 2007 die Empörung in
der Öffentlichkeit groß.
2008 kam
dann eine Art kleiner Entwarnung. Alles in allem würde das Projekt doch nur 2
Millionen kosten – und darin seien nur 200.000 für bischöfliche Schlafzimmer
und Toilettenanlagen enthalten. Der Rest sei für die erforderliche und
(angeblich) vom Bistum bereits beschlossene und finanzierte Sanierung der Alten
Vikarie.
Genau. Für
das Gebäude, das nun fast 10 Millionen gekostet haben soll.
Doch diese
Zahlen hatten keine besonders große Halbwertzeit.
Nicht viel
später war wieder von den 3,5 Millionen die Rede.
Nach einem
Dementigewitter in der Folge musste dann mehr oder weniger kleinlaut zugegeben
werden, dass 5,5 Millionen erforderlich seien.
Moderner Festungsbau; bislang kostenlos |
Aber in
erster Linie wegen des Denkmalschutzes. Also wegen derselben Auflagen und Anorderungen,
die nur zwei Jahre zuvor noch mit 1,8 Millionen zu bedienen gewesen wären.
Angeblich.
Die nächste
Wasserstandsmeldung ging dann schon über 6,5 Millionen, mit empörtem, ja genau,
Dementi, als gemutmaßt wurde, dass am Ende des Tages dann wohl sogar eine zweistellige
Millionensumme unter dem Strich stünde.
Dann war es
längere Zeit ruhig. Zumindest an der Zahlenfront. Laut war es nur in der
Altstadt, Tag und Nacht.
Taste 12 war
in der Folgezeit gefragt, ohne eine konkrete Angabe.
Keine
endgültigen Erkenntnisse über Gesamtkosten.
Dann war man
fertig. Sozusagen.
Nun folgte
also, vor Wochenfrist, die schöngerechnete Botschaft, dass man im einstelligen
Millionenbereich blieb. Gerade so.
April,
April, heißt es nun - und das mitten im Juli.
Jetzt fehlt
also wieder ein ungenannter Betrag – und das ist der ganze große Haufen, der
für die größenwahnsinnigen Bunkerbauten ober- und unterirdischer Natur
erforderlich war, einschließlich Brunnen aus italienischem Marmor (zur
Präsentation vor der Öffentlichkeit rasch abgedeckt…) und fotoelektrisch sich
blickdicht verwandelnder Duschkabinen.
Die
Gesamtkosten?
Man kann
wieder einmal nur schätzen (was man seitens der Verantwortlichen vermeidet).
Nur eins ist
ganz sicher. Es wird teurer. Noch viel, viel teuerer. Der bischöfliche
Spielplatz an Dom ist zu einem Schwarzen Loch geworden, das in erster Linie
eins anzieht und verschlingt: Massen von Geld.
Der
interessierte Beobachter liegt ganz sicher nicht falsch, wenn er davon ausgeht,
dass irgendwann auch 20 Millionen nicht mehr ausreichen werden.
Nur so, als
kleiner Maßstab für diese Dimensionen: Die Bundesrepublik Deutschland hat für
den Neubau der A3 Autobahnbrücke einschließlich Verlegung der Zu- und Abführung
80 (in Worten: achtzig) Millionen Euro kalkuliert.
Diese neue Brücke soll
dann aber täglich von wenigstens 120.000 Menschen genutzt werden.
Und nicht
nur von einer vereinzelten hochwürdigsten Eminenz.
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