Samstag, 6. Juli 2013

Mein Palast - mein Dom - meine Straße



Das Verbrechen hielt seinen verlängerten Mittagsschlaf am vergangenen Dienstag – und das war ein Glück. Für Kriminalitätsbekämpfung, Straftatenaufklärung, Verkehrsdelikte und öffentliche Ordnung wäre wohl auch nicht genug Personal verfügbar gewesen, denn so wie es aussah, war die gesamte Polizei- und Ordnungsstreitmacht, die die Stadt Limburg aufbieten konnte, am Nachmittag rund um den Domfelsen versammelt.
Mal wieder.
Der Parkplatz gegenüber dem Bischofspalast war für Anwohner zur verbotenen Zone erklärt worden und zu einer kleinen aber eindrucksvollen Schau der germanischen, aktuellen Automobilbaukunst der Luxusklasse geworden. Die gemeine Staatskarosse gab sich nebst Chauffeuren ein Stelldichein. Dem Vernehmen nach wurden übrigens unter den Fahrern keine Atemalkoholtests durchgeführt…
Automobilausstellung am Dom
Der Bereich um das Beinhaus war für den Normalsterblichen gesperrt und wurde bewacht. Denn dort tummelte sich eine Ansammlung von einem knappen Dutzend GWLs (GANZ WICHTIGE LEUTEN) maskuliner Natur nebst Alibifrau, die allem Anschein nach der hiesige Stellvertreter auf Erden geladen hatte, um seinen neuen Stolz zu präsentieren. Wie gesagt, allem Anschein nach, denn auf Nachfragen bei den Ordnungshütern bekam man keine konkreten Auskünfte, wer sich dort zu welchem Zweck versammelt hatte. „Naja, Politiker halt. Oder so. Keine Ahnung. Interessiert mich auch nicht.“ Erkennbar war jedoch eindeutig der Bischof von Limburg an Physiognonie und charakteristischer Haltung.
TvE mit seinen GWLs
Klaus M., seines Zeichens Altstadtbewohner von großer Verträglichkeit, wollte nicht präsentieren oder gar protzen. Das einzige, was er wollte, war ein Gerüst an seinem Haus, das er schon länger bestellt hatte – und er hatte den Dienstag als Termin für Anlieferung und Errichtung vereinbart.
Doch daraus wurde nichts, denn der LKW kam erst gar nicht bis zu seiner Adresse. Die vierköpfige, gemischte Truppe aus städtischer und hessischer Ordnungsgewalt hatte kurzerhand die gesamte Straße „Nonnenmauer“ ab dem Rossmarkt für den Fahrzeugverkehr gesperrt, und zwar so lange, bis die GWL vollzählig wieder abgereist waren. Was eine Weile dauerte, denn wenigstens eine der schwarzen Limousinen wurde gesehen, wie der Fahrer versuchte, Treppen hinabzufahren, die ihm seine Navigationssouffleuse wohl als Straße empfohlen hatte. 
Der Anwohner war gezwungen, entgegen seiner Planungen den LKW samt Fahrer wieder wegzuschicken und wird nun auf seiner Rechnung die gesamten Kosten für einen vergeblichen Anlieferungsversuch finden.
Man muss wohl leider nicht extra erwähnen, dass NIEMAND unter den Anliegern darüber informiert worden war, dass die Straße gesperrt würde, wann und wie lange? Und warum schon gar nicht. Immerhin sind wir hier in der Limburger Altstadt. Und in der sind für alle Entscheidungen obrigkeitlicher Natur die Interessen und Belange der Bewohner zweitrangig. 
Fast aller Bewohner...

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